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Neue Regeln

Zum Nationalpark-Schutz darf jeder was sagen

Serrahn / Lesedauer: 3 min

Dem Eremiten geht es schlecht, dem Kammmolch gut und der Mühlbach braucht Renaturierung. Das und mehr steht in den Natura 2000-Plänen des Nationalparks.
Veröffentlicht:30.11.2018, 08:16

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In den Thurower See dürfen nicht so viele schädliche Nährstoffe gelangen, im Schweingartensee dürfen Angler Fische nicht anfüttern und begradigte Abschnitte des Godendorfer Mühlbaches sollten renaturiert werden. Das sind drei von vielen Zielen, die in den neuen Natura 2000-Managementplänen des Müritz-Nationalparks verankert sind. Die Pläne für die Gebiete „Serrahn“ und „Seen, Moore und Wälder des Müritz-Gebietes“ liegen jetzt öffentlich aus.

Interessierte können die Unterlagen ab Montag, 3. Dezember, beim Nationalparkamt in Hohenzieritz einsehen. Bei den betroffenen Gemeinden liegen die Akten ebenfalls aus. Auch auf der Internetseite des Nationalparks sind die Informationen zu finden. Wer Anregungen oder Kritik äußern möchte, kann dies bis zum 15. Januar tun.

Deutschland hinkt bei Managementplänen hinterher

Natura 2000 ist ein zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten in Europa. Seit 1992 werden wildlebende Pflanzen und Tiere und ihre Lebensräume nach der sogenannten Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie geschützt. Deutschland hinkt dabei mit der Erarbeitung der Managementpläne weit hinterher. In den Plänen wird der gegenwärtige Zustand der Bewohner in den jeweiligen Gebieten dargestellt und festgelegt, was in ihrem Sinne zu tun oder zu unterlassen ist. „Es werden Maßnahmen vorgeschlagen, die erforderlich sind, um einen günstigen Erhaltungszustand der Gebiete zu bewahren oder wiederherzustellen“, erklärt Nationalpark-Sprecherin Ulrike Schade.

Matthias Schwabe, Verfahrensbeauftragter bei der Natura 2000-Planung, rechnet nicht damit, dass Einwände kommen. „Mir sind keine Probleme bekannt. Natürlich haben wir nichts über die Köpfe der betroffenen Landwirte, Fischer und Waldbesitzer hinweg entschieden, sondern haben alles mit ihnen besprochen.“

Problemkind Biber

Bei Seen, an denen Fischotter leben, sei zum Beispiel mit den Fischern besprochen worden, dass nur fischottersichere Reusen zum Einsatz kommen. Herkömmliche Reusen können den Ottern zur Todesfalle werden. Das betreffe unter anderem den Thurower See, den Fürstenseer See und den Schweingartensee. Außerdem habe es Arbeitsgruppen und öffentliche Informationsveranstaltungen gegeben.

Wer jetzt noch Kritik loswerden möchte, könne dies tun. Jede Anmerkung werde dokumentiert. Geändert würden die Pläne jetzt aber nicht mehr. Der Nationalpark sei nicht verpflichtet, die Pläne auszulegen. „Wir machen das trotzdem, weil wir Akzeptanz in der Bevölkerung finden möchten.“

Allgemein sei im Park „eine sehr positive Entwicklung der Ökosysteme“ zu beobachten, wenngleich es natürlich noch viel zu tun gebe. Im Gebiet „Serrahn“ werden zum Beispiel die aktuellen Erhaltungszustände und Habitate von Kammmolch, Schmalbindigem Breitflügel-Tauchkäfer und Bauchiger Windelschnecke als „hervorragend“ beurteilt. In einem „guten“ Zustand befinden sich die Habitate von Mopsfledermaus, Großem Mausohr, Fischotter, Steinbeißer und Rotbauchunke. Grund zur Sorge gibt es beim Biber und beim Eremit. Ihre Lebensräume wurden als „ungünstig“ bewertet.