Geschenk vom Seelsorger
Zwei Esel ziehen in den Jugendknast
Neustrelitz / Lesedauer: 2 min
Die ersten Nächte waren laut. Das Geschrei von Gustav und Lola raubte manchem Insassen der Jugendanstalt Neustrelitz den Schlaf. Vor wenigen Tagen sind die beiden Esel im Gefängnis eingetroffen. Sie sind ein Geschenk des Anstaltsseelsorgers Bruder Gabriel. Der Franziskaner hatte im Februar den Siemerling Sozialpreis des Dreikönigsvereins Neubrandenburg erhalten. Das Preisgeld in Höhen von 10.000 Euro spendete er zu gleichen Teilen der Franziskaner-Suppenküche in Berlin Pankow und der Jugendanstalt Neustrelitz. Hier ist der Seelsorger seit 2010 im Dienst.
Dass er ausgerechnet Esel in die Haftanstalt bringen wollte, hat mehrere Gründe. „Die Tierzucht ist ein ganz besonderes Angebot für die Häftlinge. Der Umgang mit und die Sorge um die Tiere lehren sie sehr viel. Esel sind willensstarke Geschöpfe, die sanft geführt werden müssen, sonst werden sie störrisch. Das ist eine Herausforderung“, sagt Bruder Gabriel. Zum wollte er sich einen persönlichen Wunsch erfüllen. „Zu Weihnachten gestalten wir in der Anstalt eine lebendige Krippe und da gehört ein Esel definitiv dazu“, sagt er.
Glockenläuten zur Ankunft
Lola und Gustav sind beide einjährige Tiere und stammen von einem Esel-Hof bei Ribnitz. Ihre ersten Tage hinter Gitter waren für alle Seiten aufregend. So wurde beispielsweise die Ankunft der Tiere mit Glockengeläut verkündet. Zur Eingewöhnung teilen sich die beiden Esel derzeit noch ein Gehege mit Schafen. In der Tierzucht der Jugendanstalt leben zudem Ziegen, Schweine und Pferde. Sie alle werden unter Anleitung von Ingo Brassen durch die Häftlinge gehegt und gepflegt.
„Jetzt kommt es zunächst darauf an, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen“, sagt der Tierwirt. Die Häftlinge führen die beiden Esel regelmäßig aus, putzen und striegeln sie. „Das wird von Tag zu Tag besser. Die machen das wirklich gut“, lobt Ingo Brassen. Später bekommen die Esel ein eigenes Gehege. Und dann wird wohl auch bald das nächtliche Geschrei ein Ende haben. Laut wird es dann nur noch, wenn die Esel Gefahr wittern oder jemanden Bekanntes begrüßen.
Bruder Gabriel wird sicherlich zu den freudig Begrüßten zählen. Schließlich werden Gustav und Lola demnächst wie alle anderen Neuzugänge den Segen des Franziskaners bekommen. „Den bekommen alle von mir, egal ob zwei- oder vierbeinig“, sagt er. Ihren ganz großen Auftritt werden Gustav und Lola spätestens zum Weihnachtsgottesdienst haben – als echte Esel an der Krippe.