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Zwei neue Spinnenarten an der Seenplatte entdeckt

Feldberg / Lesedauer: 3 min

Bei einer Spinnenerfassung wurden gleich zwei neue Arten in der Feldberger Seenlandschaft entdeckt. Über die Lebensweise der Tiere ist nicht alles bekannt.
Veröffentlicht:21.11.2019, 13:36

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Sogar von Amerika hat es eine Spinnen-Art überraschend bis in die Feldberger Seenlandschaft geschafft. Kein Wunder – kann sich die Baldachinspinne Mermessus trilobatus mithilfe eines sogenannten Fadenfloßes doch sogar scheinbar fliegend fortbewegen. Sie gehört zu einer von zwei Spinnenarten, die im Rahmen einer neuen Spinnenerfassung jetzt erstmals im Naturpark Feldberger Seenlandschaft nachgewiesen wurden.

Die Ergebnisse des Projektes stellte Udo Steinhäuser vom Landesamt für Umwelt und Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern (Lung) vor Kurzem auf dem gemeinsamen Landschaftstag des Naturparks und des Naturschutzbundes Mecklenburg-Strelitz vor. „Zum Teil sind es Arten, mit deren Auftreten bereits gerechnet worden war, da sie nicht selten oder in Ausbreitung begriffen sind“, sagte Steinhäuser. So gehen Experten davon aus, dass Mermessus trilobatus von US-Streitkräften in Süddeutschland eingeschleppt wurde und sich mittlerweile bis nach Mecklenburg-Vorpommern ausgebreitet hat. Das nur etwa 2 Millimeter große Tier lebt bevorzugt auf Heiden oder Grünland.

Springspinne gilt als äußerst selten

Äußerst selten ist in Norddeutschland wiederum die Springspinne Calositticus inexpectus zu finden. Auch sie wurde bei der Spinnenerfassung das erste Mal im Feldberger Raum nachgewiesen. In Krautschichten sind die Tiere gar nicht so leicht zu entdecken. Doch die Wissenschaftler bedienen sich Steinhäuser zufolge eines einfachen Tricks, die kleinen Krabbler einzufangen. „An die Tiere zu kommen, ist relativ einfach“, sagte Steinhäuser. Die Forscher buddelten für ihre Erhebung simple Kunststoffbecher im Boden ein. „Am Boden laufende Spinnen stürzen hinein und werden in der Fangflüssigkeit konserviert“, so Steinhäuser. Als Fangflüssigkeit verwenden die Naturschützer einfache Salzlauge.

Die Naturpark-Ranger leerten die Becher während der Spinnenerfassung im Jahr 2017 alle zwei Wochen und schickten die Tiere an den anerkannten Spinnenkenner Dr. Martin Winter. Der Fangprozess gestaltete sich so nicht nur recht einfach – er verschlang auch nahezu keine Materialkosten.

3705 Arten allein für die Feldberger Seenlandschaft analysiert

Als irrer Aufwand entpuppte sich erst die nachfolgende Analyse: 17 875 einzelne Spinnen untersuchte der Spinnenkenner Martin Winter unter dem Mikroskop – 3705 allein in der Feldberger Seenlandschaft. Auf diese Weise zählte der Wissenschaftler in dessen Naturpark 161 verschiedene Arten. In allen sieben bei der Spinnenerfassung beteiligten Naturparken in Mecklenburg-Vorpommern hat er sogar 374 verschiedene Spinnen-Arten identifiziert – darunter zwei, die hierzulande bereits als ausgestorben galten.

„Die Informationen über die Lebensweise von Spinnen sind aber noch immer lückenhaft“, stellte Udo Steinhäuser klar. Dennoch verriet er den Zuschauern auf dem Landschaftstag einige Kuriositäten aus der Spinnenwelt – zum Beispiel über ungewöhnliche Fortpflanzungsrituale: So fesseln die Krabbenspinnen das Weibchen zur Paarung mit ihrem Netz bis zur Bewegungsunfähigkeit. Baldachin-Weibchen leben demgegenüber zwar im selben Netz wie das Männchen, kennen es aber meist gar nicht. Deshalb verkleinert das männliche Tier das Netz zur Paarung, bis sie einander näherkommen. Viele Spinnen-Männchen wie die Kreuzspinne sind aber wesentlich kleiner als ihre Partnerin und müssen sich vorsichtig herantasten, damit ihnen ihre Angebetete nicht unerwartet ein Bein abbeißt.