Wahrsager
Bescheidene Trefferquote beim Blick in die Glaskugel
Roßdorf / Lesedauer: 3 min

dpa
Viren aus Russland verwandeln Menschen in Zombies. Ein Asteroid trifft die Erde. Alle gegen das Coronavirus geimpften Menschen sterben. An der Spitze des britischen Königshauses gibt es einen Wechsel, und Melania und Donald Trump lassen sich scheiden. Nach einer Auswertung der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) im südhessischen Roßdorf hatten Wahrsager und Hellseher 2021 kein gutes Jahr und lieferten wie üblich keine überraschenden Treffer.
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Die „Zombieapokalypse“ fiel aus, der Riesenaffe King Kong blieb wie in den vergangenen Jahren im Verborgenen. „Spektakuläre Prognosetreffer waren auch 2021 nicht zu erkennen“, heißt es bei der GWUP.
Häufiges Thema sei die Corona-Pandemie gewesen. „Hier hielten sich optimistische Prognosen eines baldigen Endes der Pandemie und Warnungen vor weiteren, schlimmeren Auswirkungen in etwa die Waage“, sagt der Mainzer Mathematiker Michael Kunkel. Er wertet seit rund20 Jahren die Vorhersagen aus. Einige hätten sich mit Vorhersagen einer Abschaltung des Internets, dem Tod aller Geimpften oder einer Sperrung der Stromversorgung in Deutschland „lächerlich“ gemacht.
Für die Bundestagswahl wurde der AfD ein Ergebnis von 25 Prozent prognostiziert – sie landete bei 10,3. Mal sei der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU), mal der CDU-Politiker Armin Laschet als nächster Bundeskanzler vorhergesagt worden. Mit Prognosen könne man falsch liegen, solange man sich nur rein astrologisch äußere, könne man sich zumindest nicht blamieren.
Eine pauschale Kritik an Vorhersagen lehnt der Vorsitzende des Deutschen Astrologen-Verbands, Klemens Ludwig, ab. „Sie gehen nicht ergebnisoffen heran, sie differenzieren nicht“, sagt er an die Adresse der GWUP. Natürlich gebe es schwarze Schafe. „Ich finde, wir liegen unglaublich gut.“ Er habe schon vor dem Sturm auf das Kapitol in Washington im Januar vorhergesagt, dass Ex-US-Präsident Trump keine große Rolle mehr spielen werde.
Astrologe liegt richtig mit Rückzug von Jogi Löw
Trotz hoher Infektionszahlen in der Corona-Pandemie sehe er auch seine Vorhersage bestätigt, dass es 2021 nicht die Dramatik in der Pandemie gebe wie 2020. „Die Einschränkungen sind bei Weitem nicht so groß. Wir stehen besser da“, sagt Ludwig. Die Läden seien offen, es gebe Weihnachtsmärkte, und in Schulen werde unterrichtet.
Ein Mitglied des Astrologen-Verbandes habe zudem auf den Tag genau die Rückzugsankündigung des früheren Fußball-Nationaltrainers Jogi Löw vorhergesagt. Für 2022 sieht Ludwig zunehmende Konflikte weltanschaulicher Art. „Zwischen den USA und China erwarte ich deutlich schärfere Spannungen als bisher.“ Er sehe ein ideologisch sehr spannungsreiches Jahr.
Der GWUP zufolge wurden 2021 weit mehr als 100 Texte aus Büchern, von Websites, aus Blogs oder Presseartikeln ausgewertet. Darunter seien auch die Vorhersagen seit Jahren bekannter Vielprognostiker gewesen, die 100 oder mehr Vorhersagen machten. Eine echte Vorhersage sollte nach Angaben von Kunkel klar formuliert sein. Sie sollte enthalten, was, wann, wo passieren soll. Doch solche Prognosen seien sehr selten. So würden zum Beispiel Erdbeben in Kalifornien vorhergesagt oder Vulkanausbrüche. Kunkel: „Der auf La Palma war nicht dabei.“