Achter Reisetag
▶ Emotionaler Abschied aus Israel mit vielen Tränen bei der Taufe
Tiberias / Lesedauer: 4 min

Frank Wilhelm
Magda aus Neustrelitz hatte schon lange vor, sich taufen zu lassen. Nun war es endlich so weit, noch dazu an einem besonderen Ort. Im Jordan, wo nach der biblischen Überlieferung auch Jesus Christus durch Johannes den Täufer getauft wurde. Über die genaue Stelle in dem heutigen Grenzfluss zwischen Jordanien und Israel streiten die Bibel-Gelehrten. Die 13-jährige Magda feierte die Zeremonie am Sonnabend in der Nähe des Genezareth-Sees, wo der Jordan Richtung Totes Meer abfließt.
Dass Magda die Taufe im gelobten Land entgegennehmen konnte, verdankt sie auch ihren Geigen-Künsten. Denn die Musikschülerin spielt im Jugendsinfonieorchester der Musikschule Kon.centus Neubrandenburg/Neustrelitz, das auf Einladung des Dreikönigsvereins zusammen mit weiteren Mädchen und Jungen eine achttägige Bildungsreise durch Israel unternahm. Rund 85 Jugendliche hatten sich zusammen mit einigen erwachsenen Betreuern auf den Weg gemacht und alle schauten gebannt zu, wie die Neubrandenburger Pastorin Christina Jonassen Magda taufte.
Die „Gottesdienst-Kombo” spielte gegen die Italiener
Unmittelbar nach der Zeremonie wurde sie von ihrer besten Freundin Charlotte umarmt, die im Orchester Cello spielt. Auch die eine oder andere Träne floss, genauso wie bei vielen anderen Reiseteilnehmern, die ihre Tauf-Erneuerung in dem berühmten Fluss vollzogen. In bewährter Weise sorgte die „Gottesdienst-Kombo”, bestehend aus jungen Kon.centus-Streichern, für die bewährte musikalische Unterstützung des Gottesdienstes.
Jakob, Gustav, Erasmus und Tim hatten es allerdings schwer, sich gegen die musikalische Lautstärke der benachbarten Taufgruppen durchzusetzen. In unmittelbarer Zeremonie untermalte ein Live-Sänger verstärkt durch eine Lautsprecherbox im Stile von Eros Ramazzotti die Taufe von zwei Dutzend Italienern, die aus der Zeremonie ein Happening machten. Als die Italiener fertig waren, schauten sie dann aber doch auch interessiert den Neubrandenburger und Neustrelitzer Musikern zu, die mit klassischen Instrumenten angetreten waren. Das sieht man an der Taufstelle, die täglich von Tausenden Gläubigen aus aller Welt aufgesucht wird, eher selten.
Auch für Pastorin Jonassen war es ein beeindruckender Moment. „Ich habe das erste Mal im Jordan getauft. Natürlich ist das was Besonderes”, meinte sie.
„Ich bin für die Witze zuständig”
Nicht nur bei der Taufe flossen Tränen, auch beim Abschied von unseren zwei israelischen Reiseleitern Naomi und Gerschon. Noch lange werden wir an die beiden so unterschiedlichen Guides denken. Naomi mit ihrem Ruf „Freunde. Liebe Freunde!”, mit der sie fast jeden ihrer Vorträge einläutete. Deutlich ruhiger Gershon, dem der Schalk in den Augen sitzt. „In dieser Gruppe bin ich für die Witze zuständig”, wies er schon mal ironisch den einen oder anderen vorlauten Spaßmacher zurecht. Immer freundlich natürlich.
Enkel des bekannten Malers Jakob Nussbaum
Die Biografien beider sind untrennbar mit der grausamen Erfahrung der Juden im 3. Reich verbunden. Sowohl die Großeltern von Naomi als auch die von Gerschon konnten 1933 noch rechtzeitig aus Deutschland fliehen, ehe die Schrecken der Judenverfolgung bis hin zum Holocaust folgten. Ihre Omas hätten immer viel Wert auf die „gute Kinderstube” gelegt, sagt Naomi. Und dazu habe auch die Vermittlung einer Fremdsprache, eben der deutschen Sprache gehört.
Gershon wiederum ist ein Enkel des bekannten Malers Jakob Nussbaum, der mit Max Liebermann befreundet war. Nussbaum war Lehrer an der bekannten Frankfurter Städelschule, wurde jedoch 1933 entlassen, weil er Jude war. Wenn ich mich von solchen tollen Menschen mit ihren berührenden persönlichen Geschichten verabschieden muss, die ich vielleicht nie wieder sehen werde, kommen mir immer die Tränen.
Auf ein Wiedersehen in Israel
Sehr, sehr traurig war auch ein Mädchen aus der Gruppe, nicht unbedingt, weil es aus der sommerlichen Wärme zurück ins kalte Deutschland ging oder aber der Schulalltag wieder Einzug hält. „Ich will nicht fahren. Ich will hierbleiben”, sagte sie. Sie habe das Gefühl, längst nicht alles von dem Land gesehen zu haben. Ihr Trost: Sie ist jung und hat noch viele Möglichkeiten, Israel näher kennenzulernen, entweder im Urlaub, beim Studium oder aber vielleicht bei der Arbeit in einem der vielen Kibbuze, den ländlichen Kollektivsiedlungen.
Zur Stimmung vieler Mädchen und Jungen passten die letzten Worte von Christina Jonassen beim Taufgottesdienst: „Auf ein Wiedersehen.”