Falscher MAD fahndet nach verschwundenen Bundeswehr-Waffen
Berlin / Lesedauer: 3 min

Es ist auf den ersten Blick so naheliegend und plausibel, dass der unbedarfte Internetnutzer nicht lange gezweifelt haben dürfte: Der Militärische Abschirmdienst der Bundeswehr (MAD) macht jetzt also richtig ernst und will unbedingt die Maschinengewehre, Sturmgewehre und Pistolen, die in den letzten Jahren bei der Bundeswehr abhanden kamen, wieder auftreiben. Immerhin tauchten solche Bundeswehr-Waffen in der Vergangenheit auch bei Mitgliedern einer Gruppierung wie „Nordkreuz” auf, in der sich Waffenfreaks und Rechtsextremisten über den „Tag X” austauschten und Listen von Feinden anlegten, mit denen man dann „abrechnen” werde.
Lesen Sie auch: Mitarbeiter von Waffenbehörde mit Verbindungen zu „Nordkreuz”-Preppern?
Die Befürchtung, dass noch weitere Waffen und Unmengen Munition verschiedenster Kaliber in den Händen von Extremisten gelandet sein könnte, ist da naheliegend. Warum also nicht die Bevölkerung und besonders eindringlich Angehörige der Bundeswehr dazu aufrufen, sich an der Suche nach diesen vermissten Waffen zu beteiligen?
1000 Euro Finderlohn
So erklärt es auch der Internetauftritt „Unsere-Waffen.de”, auf dem nicht nur penibel aufgelistet ist, was da an Kriegsgerät in den letzten Jahren verschwunden ist, sondern auch auch emotional eindringlich um Mithilfe bei der Suche nach den verschwundenen Waffen gebeten wird. Neben den Waffen geht es auch um mindestens 62 Kilo Sprengstoff, die alleine beim KSK verschwunden sind, dort zusätzlich auch noch 48000 Schuss Munition.
Mehr lesen: Nordkreuz-Aufklärer aus MV erhalten Morddrohungen
Auf der Homepage wird ein Finderlohn von 1000 Euro für Hinweise ausgelobt, die zu den verschwundenen Geschossen, Sprengstoffen und Waffen führen, Soldaten, die Waffen oder Munition zurückgeben, die sie womöglich als „Souvenir” von ihrer Zeit bei der Truppe mitgehen ließen, wird Straffreiheit zugesichert.
Laster mit Waffeneinwurfklappe?
So weit, so plausibel. Aber dann gibt es doch einige Merkwürdigkeiten an der vermeintlichen MAD-Aktion: Ein Speziallaster mit einer Waffeneinwurfklappe, der durch den Nordosten rollen soll, damit man anonym seine illegalen Waffen entsorgen kann? Ein Waffenabgabe-Container vor dem Bundeskanzleramt? Und spätestens da wird klar, dass es nicht der MAD ist, der da reinen Herzens auf der Suche nach verschwundenen Waffen ist, sondern eine False Flag Aktion, mit der offenbar gerade das bisher als nicht ausreichend empfundene Engagement der Behörden bei der Suche nach den verschwundenen Waffen angeprangert werden soll.
Mehr lesen: Hilferuf von Reservistenverband wegen Rechtsextremisten
Und tatsächlich hat die Homepage und die ganze Aktion das „Zentrum für politische Schönheit” aufgelegt, das schon in der Vergangenheit durch spektakuläre und teils auch umstrittene Aktionen auf politische Debatten Einfluss zu nehmen versuchte. Was in diesem Fall, wie zahlreiche Medienberichte zeigen, wohl auch gelungen ist. Und wer weiß: So plausibel, wie die ganze Aktion eigentlich klang, könnte sich womöglich eine zuständige Behörde oder gar der MAD selbst die Idee womöglich bald zu eigen machen.