Unfall auf A27

Gaffer beleidigen Polizisten – so ist die Rechtslage

Bremerhaven / Lesedauer: 2 min

Schaulustige bei Unfällen behindern nicht nur Einsatzkräfte, wie vor Kurzem in MV geschehen. Manche beleidigen sogar Rettungskräfte. Ihnen drohen hohe Strafen.
Veröffentlicht:14.08.2018, 10:29

Von:
  • dpa
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Sie kommen als Retter, werden dann aber beim Einsatz zum Teil noch behindert und beschimpft: Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr sind zu einem schweren Verkehrsunfall auf der Autobahn 27 bei Bremerhaven ausgerückt, bei dem am Sonntag ein 79-Jähriger Autofahrer getötet und seine 78-jährige Beifahrerin schwer verletzt wurden. Der Mann war nach Polizeiangaben auf einen vor ihm fahrenden Pferdeanhänger geprallt und erst mehrere Hundert Meter weiter mit seinem Auto zum Stehen gekommen.

Bei den Rettungsarbeiten seien die Beamten zum Teil gestört und beleidigt worden, hieß es – unter anderem mit Begriffen wie „unfähige Idioten”. Die Polizei habe Platzverweise erteilt. Immerhin: Andere Autofahrer erwiesen sich auch als nett und boten Getränke an.

Gaffer auf der A20

Erst im Juli beispielsweise sorgten Gaffer auf der A20 nahe Neubrandenburg für Ärger. Sie behinderten die Rettungsarbeiten, indem sie die Rettungsgasse dicht machten und außerdem auf der Fahrbahn und in der Rettungsgasse herumspazierten. Viele stellten sich an die Absperrung und filmten und fotografierten. Manche fuhren sogar auf Feldwege, um mehr zu sehen und filmten mit dem Handy aus dem Auto heraus beim Vorbeifahren.

Auch am vergangenen Wochenende machten Gaffer Aufnahmen an der A20, als es zu einem Unfall mit mehreren Verletzten nahe Wismar kam.

Solche Schaulustige sind keine Einzelfälle, sie stören so dermaßen, dass Bundestag und Bundesrat 2017 eine Gesetzesänderung verabschiedeten, um die Strafen gegen Gaffer zu erhöhen. Je nach Schwere der Behinderung können Gaffern demnach Geldstrafen oder eine Haftsstrafe bis zu einem Jahr drohen.

Sichtschutzwände versprechen Erfolg

Eine andere Lösung gibt es in einigen Bundesländern ebenfalls. Sichtschutzwände verstellen mittlerweile auch in Schleswig-Holstein Gaffern den Blick auf Opfer schwerer Verkehrsunfälle. Die Zäune sollen bei größeren Unfällen aufgebaut werden, was 20 bis 30 Minuten dauern wird. Die Anfahrtzeit kommt hinzu. Wegen der Vorlaufzeit ist ein Einsatz vor allem dort sinnvoll, wo Aufräumarbeiten länger andauern und schwieriger sind. Deshalb werden die Zäune auch an Standorten im besonders verkehrsreichen Hamburger Umland gelagert.

In Nordrhein-Westfallen werden Sichtschutzzäune gegen Gaffer seit gut drei Jahren mit positiven Effekten genutzt. Sobald die Sichtbarrieren am Unfallort stünden, normalisiere sich der Verkehrsfluss in kurzer Zeit, hieß es. Auch hätten Auffahr- und Stauende-Unfälle abgenommen.