Corona-Impfung

Schwerer Corona-Verlauf – sind Geimpfte gefährdeter?

Rostock / Lesedauer: 5 min

Politik und Pharma-Konzerne versprechen, dass Impfungen vor einem schweren Corona-Verlauf schützen. Aktuelle Daten aus der Intensivmedizin werfen Zweifel daran auf.
Veröffentlicht:14.09.2022, 08:02
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  • Author ImageZoltán Szabó
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Der dritte Corona-Herbst steht bevor: Die Impfung gilt vielen nach wie vor als wichtiges Mittel im Kampf gegen die Pandemie und soll vor einem schweren Corona-Verlauf schützen. Aber zeigt sich auch auf den Intensivstationen, dass Geimpfte besser geschützt sind? Daten des DIVI-Intensivregisters im Zeitraum vom 8. August bis 4. September ergeben eine Überraschung.

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Auffällig viele Geimpfte auf Intensivstationen

Demnach waren Geimpfte auf den Intensivstationen überrepräsentiert. Es lagen mehr Geimpfte auf den Intensivstationen (86,3 Prozent, 1597 Fälle) als es der Impfquote in der Bevölkerung (78 Prozent, mindestens einmal geimpft) entspricht.

Der Anteil der Ungeimpften auf den Intensivstationen war dagegen niedriger (13,7 Prozent, 253 Fälle) als dies nach dem Anteil in der Gesamtbevölkerung zu erwarten wäre (22 Prozent).

So sieht die Verteilung unter Geimpften aus

3,2 Prozent aller Intensivpatienten (60 Fälle) hatten eine Impfung, 12 Prozent zwei Impfungen (222 Fälle). Die größte Gruppe auf den Intensivstationen waren mit 55,6 Prozent diejenigen (1029 Fälle), die drei Impfungen vorweisen konnten. 15,5 Prozent aller Patienten (286 Fälle) wurden laut DIVI-Intensivregister vier mal oder häufiger geimpft. Das geht aus dem Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts vom 8. September hervor. Der Impfstatus wurde für 1.850 Covid-19-Aufnahmen gemeldet – das entspricht etwa 59,6 % der für diesen Zeitraum übermittelten Fälle (3104).

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Pandemie der Geimpften?

Impfskeptiker fühlen sich in sozialen Medien wie Telegram-Gruppen bereits in ihrem Glauben bestätigt, dass die Impfung schwere Verläufe nicht verhindere. Einige behaupten sogar, es handle sich mittlerweile um eine „Pandemie der Geimpften”.

Um die Behauptung tatsächlich prüfen zu können, müsste man die Patienten-Daten zum Impfstatus allerdings um weitere Daten ergänzen – etwa zu Alter oder Vorerkrankungen. Doch derartige Daten existieren nicht, erklärt die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) auf Nordkurier-Anfrage. Der Datenschutz verbiete es, „patientenindividuelle Daten” zu erheben und zu kombinieren. Sonst könnten im Einzelfall Rückschlüsse auf Personen geschlossen werden.

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Es fehlen Daten

Klar ist indes, dass nahezu acht von zehn Personen, die wegen Corona auf einer Intensivstation liegen, 60 Jahre oder älter sind. Den Impfstatus dieser Gruppe kann die DIVI aber nicht separat aufschlüsseln. Über diese Daten lässt sich also nicht eindeutig klären, ob die Impfung einen schweren Verlauf verhindert oder nicht.

Was für eine schützende Wirkung der Impfung spricht: Die Impfquote in der Gesamtbevölkerung ab 60 Jahren ist hoch: Lediglich 8 Prozent sind ungeimpft. 92 Prozent können mindestens eine Impfung und 91 Prozent zwei Impfungen nachweisen. Über eine dritte Impfung verfügen rund 86 Prozent, über die vierte Impfung immerhin 24,6 Prozent. Das geht aus Daten der RKI-Tabelle zum Impfmonitoring vom 1. September hervor. Diese Daten können den Eindruck relativieren, dass Geimpfte überproportional häufig intensivmedizinisch behandelt werden.

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Landesärztekammer sieht „konstruierten Zusammenhang”

Die DIVI-Pressestelle wollte einen Vergleich der Intensivbetten-Belegung nach Impfstatus mit der Impfquote in der Gesamtbevölkerung auf Nachfrage nicht kommentieren. „Hier verschiedene Aspekte zu vermengen und frei zu interpretieren, würde der Sache nicht gerecht werden”, teilte Sprecher Torben Brinkema mit.

Die Landesärztekammer in Mecklenburg-Vorpommern sieht ebenfalls „einen konstruierten Zusammenhang”. Um die Frage zu beantworten, warum Geimpfte mitunter einen schweren Verlauf erleiden, müsste man weitere Faktoren wie das Alter und Begleiterkrankungen berücksichtigen, erklärt Vize-Präsident Wilfried Schimanke auf Nachfrage. Es könne durchaus vorkommen, dass auch Geimpfte mit zwei oder drei Begleiterkrankungen auf der Intensivstation liegen.

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Einzelne Wissenschaftler stellen Wirksamkeit infrage

Einzelne Wissenschaftler wie der Molekularbiologe Paul Cullen oder der Virologe Martin Haditsch weisen dagegen auf Risiken hin, die sich aus den neuartigen Corona-Impfstoffen ergeben würden. Die versprochene Wirksamkeit stellen sie infrage, obwohl sie Impfungen grundsätzlich nicht ablehnen.

Das Risiko, das mit einer mRNA-Impfung einherginge, sei aus Sicht der Wissenschaftler insbesondere für jüngere Personengruppen zu groß – die Spike-Proteine könnten toxisch auf den menschlichen Körper wirken und Autoimmunerkrankungen auslösen. Die enthaltenen Nanoteilchen verursachen möglicherweise Schäden am Erbgut, befürchten sie.

Eine mRNA-Impfung könne höchstens bei vulnerablen Gruppen sinnvoll sein, da der Nutzen das potenzielle Risiko von seltenen schweren Nebenwirkungen überwiege.

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Große Mehrheit der Ärzte und Wissenschaftler nach wie vor überzeugt von Impfung

Die große Mehrheit der Ärzte und Wissenschaftler hält die Impfung allerdings nach wie vor für das beste Mittel im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Wilfried Schimanke, der Vize-Präsident der Landesärztekammer, ist etwa nach wie vor davon überzeugt, dass die Impfung einen schweren Verlauf verhindert. Ebenso wichtig seien allerdings die richtige Hygiene und Kontakt-Beschränkungen, um bereits Infektionen zu verhindern, erklärte Schimanke. Einen absoluten Schutz vor einer Corona-Infektion gebe es aber nicht.

Bedenken gegenüber mRNA-Impfstoffen seien „angesichts von Milliarden verimpften Dosen haltlos”, erklärte er bereits im Januar. Zu dieser Aussage stehe er nach wie vor und verweist auf verschiedene Statistiken über Nebenwirkungen, die im Umlauf seien. Wie oft Impf-Nebenwirkungen – selbst kleine – gemeldet werden, hänge zudem davon ab, wie skeptisch ein Arzt gegenüber den mRNA-Impfungen eingestellt sei. Ein skeptischer Arzt würde vermutlich häufiger Nebenwirkungen melden als andere.