StartseitePanoramaShitstorm für Schwarzenegger nach Pogromnacht-Vergleich

Nach Kapitol-Sturm

Shitstorm für Schwarzenegger nach Pogromnacht-Vergleich

Washington / Lesedauer: 3 min

In einer viel gelobten Rede hat der Ex-Gouvernour und Schauspieler Arnold Schwarzenegger die Ereignisse am US-Kapitol krisitiert. Doch ein Vergleich sorgte für heftige Kritik aus Deutschland.
Veröffentlicht:11.01.2021, 12:15

Artikel teilen:

Arnold Schwarzenegger (73) hat die Amerikaner nach dem Sturm auf das Kapitol in einer Botschaft auf Twitter dazu aufgerufen, die Spaltung des Landes zu überwinden.Für die Rede erntete er viel Lob – aber auch einen Mini-Shitstorm, weil er den Kapitol-Sturm mit der Reichspogromnacht verglich.

Bitte akzeptieren Sie die Marketing-Cookies um diesen Inhalt darzustellen.

Der in Österreich geborene Schwarzenegger zog Parallelen zwischen dem Sturm auf das Kapitol in Washington und dem Judenpogrom in Deutschland 1938 in der „Kristallnacht”, der „Nacht des zerbrochenen Glases”, wie er sagte. „Mittwoch war der Tag des zerbrochenen Glases hier in den USA.” Diese Aussage sorgte für Kritik in den Sozialen Medien. So antwortete ein ehemaliger Landsmann auf Twitter auf Schwarzeneggers Video: „Das mit der Reichskristallnacht zu vergleichen finde ich Scheisse von dir Arnold. Ich versteh warum du es machst, aber die Reichskristallnacht war dann doch etwas von weit größerer Tragweite und sollte, egal in welcher Form, niemals relativiert werden. Grüße aus der Steiermark.” Der Frankfurter Rundschau-Redakteur Hanning Voigts war ähnlichen Meinung und tweetete: „Twitter feiert Arnold Schwarzenegger als würde er in seinem Video nicht die Pogromnacht relativieren”.

Bitte akzeptieren Sie die Marketing-Cookies um diesen Inhalt darzustellen.

Der Twitter-User Tristan Ammerer reagierte auf das Lob der Journalistin Olivera Stajić für den Ex-Gouverneur: „Na ja. Nicht nur hat er diesen absolut unzulässigen Vergleich gezogen... er hat zu allem Übel auch noch den nationalsozialistischen Propagandabegriff der „Kristallnacht” verwendet. Das geht eigentlich so gar nicht.” Seit den späten 1980er-Jahren hat sich im deutschsprachigen Raum die Sicht durchgesetzt, dass der Begriff verharmlosend sei. Die These: „Kristallnacht“ suggeriert zerbrechende Scheiben und zerstörte Kronleuchter und macht nicht ausreichend deutlich, dass bis zu 1.500 Menschen getötet wurden. International wird der Begriff Kristallnacht dagegen oft weiter benutzt.

Bitte akzeptieren Sie die Marketing-Cookies um diesen Inhalt darzustellen.

Der Twitter-User Sol Tight hingegen verteidigte Schwarzenegger: „Liebe Journalist*innen und professionell, politisch Kommentierende: Arnold Schwarzenegger verglich das Verhalten und den Organisationsgrad von Proudboys und co. mit dem der SA und des Mobs, der die Kristallnacht beging, nicht die #Capitolriots mit den antijüdischen Progromen.”

Schwarzenegger sagte in seiner Rede außerdem, dass Präsident Donald Trump einen Putsch versucht habe, „indem er die Menschen mit Lügen in die Irre führte”. „Präsident Trump ist ein gescheiterter Anführer. Er wird als der schlechteste Präsident aller Zeiten in die Geschichte eingehen.” Doch Amerika werde diese dunklen Tage überwinden und stärker zurückkommen, „weil wir nun verstehen, was wir zu verlieren haben”. Wenn der gewählte Präsident Joe Biden erfolgreich sei, „wird die Nation erfolgreich sein”, sagte Schwarzenegger, der selbst wie Trump der Republikanischen Partei angehört.

Anhänger von Präsident Donald Trump hatten am Mittwoch im politischen Zentrum Washingtons gegen die Zertifizierung der Präsidentschaftswahlergebnisse demonstriert. Einige drangen gewaltsam in das Kapitol ein, vier Trump-Anhänger und ein Polizist sind während oder durch die Stürmung gestorben. Schwarzenegger sagte, der Mob habe nicht nur die Fenster zerbrochen, „sondern die Ideen, die wir für selbstverständlich hielten. Sie haben die Prinzipien, auf denen unser Land gegründet wurde, mit Füßen getreten.”

Schwarzenegger zeigte sich dennoch optimistisch. In der „Bild am Sonntag” hatte er gesagt, das Durchhaltevermögen sei eines der Dinge, die er an den USA liebe. „Immer wenn du glaubst, das war's jetzt, stehen die Amerikaner wieder auf. Wie Phoenix aus der Asche.” Trumps Verhalten kann sich Schwarzenegger nach eigener Darstellung nicht erklären: „Ich habe Zeit mit Donald verbracht. Niemals habe ich ihn so, wie er sich jetzt gibt, erlebt.”