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Sie machte aus ihrem Auto einen Polizeiwagen

Hannover / Lesedauer: 4 min

Svenja Geertz ließ ihr Auto wie einen Streifenwagen der Polizei folieren. Die Ordnungshüter selbst haben daran nichts zu beanstanden — weil sie bestimmte Dinge beachtete.
Veröffentlicht:09.07.2023, 08:16

Von:
  • Deutsche Presse-Agentur
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Blau, Gelb und Silber — eine 25–Jährige aus Hannover hat ihr Auto folieren lassen wie einen Streifenwagen der Polizei. Nur reflektierende Folien durften es nicht sein, auch Hoheitszeichen und Blaulicht seien tabu, sagte Tunerin Svenja Geertz.

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Auch ohne Blaulicht sieht ihr Auto einem klassischen Streifenwagen der Polizei zum Verwechseln ähnlich. (Foto: Julian Stratenschulte)

Auf der Motorhaube und an den Seiten ihres Wagens prangt der Schriftzug „Police“ — nicht „Polizei“. Das sei ein entscheidender Unterschied, denn das Design sei anders als der Schriftzug nicht urheberrechtlich geschützt, erklärte Michael Bertram, Sprecher der Polizei Hannover.

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Weil die Tunerin die Einschränkungen aber einhält, sei der Wagen nicht zu beanstanden. Dennoch sei sie zu Beginn oft angehalten worden, berichtet die 25–Jährige.

Eine Frage allein der Optik

Die Tunerin darf auch nicht beanspruchen, „hoheitsrechtliche Aufgaben wahrzunehmen“ oder Wegerechte einzufordern, also etwa durch eine Rettungsgasse auf der Autobahn fahren. Aber: „Ihr geht es nur um die Optik. Die Einschränkungen werden eingehalten — da ist nichts zu beanstanden“, meint Bertram.

Wenn Svenja Geertz angehalten wurde, sei ein „Vorgang angelegt“ worden und über das Kennzeichen könnten die Beamten nun leicht feststellen: alles legal. Zumindest in der Region Hannover. Denn in manche Länder darf sie mit ihrem Wagen nicht fahren, etwa nach Österreich, in die Schweiz oder nach Großbritannien — oder auch nur nach Baden–Württemberg.

So eindeutig ist es nicht immer: Mitte vergangenen Jahres hatte das Oberlandesgericht Hamm/NRW die Revision eines damals 43–Jährigen verworfen, der eine Warn– und Schutzjacke getragen hatte, die der Uniform der nordrhein–westfälischen Polizei zum Verwechseln ähnlich sah. Für Verwechslungsgefahr hatte zusätzlich der Schriftzug „Pozilei“ gesorgt — und obendrein hatte der Mann aus Borchen bei Paderborn eine Autofahrerin wegen ihrer Fahrweise kritisiert. Das Ergebnis: Er musste eine Geldstrafe bezahlen.

Handschellen am Innenspiegel

Die 25–Jährige Geertz aus Hannover will dagegen niemanden disziplinieren. Ein Blaulicht und eine Spielzeug–Kelle habe sie zwar — aber nur für Tuning–Treffen. Und am Innenspiegel baumeln Handschellen. Wie zur Beruhigung steht auf dem Duftbaum im Innenraum des Wagens die Aufforderung: „Zitter nicht“.

Auch die Deko im Inneren passt sich dem Polizei-Look an. (Foto: Julian Stratenschulte)

Ist das nur etwas stacheliger Humor? Für die Sozialassistentin, die in einem Kindergarten arbeitet, ist es mehr. Ihr Auto bedeute für sie Freiheit, darin könne sie alles vergessen — und daran ihre Kreativität ausleben. Dabei dürfte den Autobossen nicht nur in Deutschland das Herz aufgehen. Schon vorher hatte der Wagen eine Folierung, die aber „gefühlt jeder Zweite hatte“. Sie habe sich gefragt: „Was kann ich machen, dass mein Auto ganz anders aussieht?“ Dann die Idee — ein Polizeiwagen muss es sein. Denn das „traut sich nicht jeder nachzumachen“. Schon wegen der Kosten — 2300 Euro.

Eine ähnliche Idee hatte auch ihr Freund Dennis Klöcker — der 28 Jahre alte Versicherungskaufmann fand seinen Ford Mustang im schwarzen Lack langweilig. Also ließ er ihn bekleben wie einen Streifenwagen der New Yorker Polizei. Ein kleiner Gag: Bei den NYPD–Fahrzeugen steht über dem Radlauf normalerweise die Fahrzeugnummer — bei dem 28–Jährigen ist es seine Postleitzahl. Und die Reaktionen: „Ich kriege fast nur Daumen“, sagt er.

Der Autotuner Dennis Klöcker neben seinem Mustang  im US-Polizei-Look und  Svenja Geertz neben ihrem blau-gelben Police-Audi. (Foto: Julian Stratenschulte)

Das erlebt auch Svenja Geertz — aber nicht immer. Ein Passant habe ihr einmal zugerufen: „Herr Scholz, ich bitte Sie, verbieten Sie so was!“ Vor allem die ältere Generation habe Probleme mit dem nur scheinbar echten Streifenwagen. Einmal seien ihr sogar Schläge angedroht worden. Als sie den Wagen auf einem Supermarktparkplatz abstellte, ging in der Schlange an der Kasse das Getuschel los: „Was macht denn die Polizei hier?“

Andererseits: Wenn die auffallende Optik des Wagens andere Autofahrer davor zurückschrecken lasse, zum Raser zu werden, dann sei das ein „positiver Nebeneffekt“, urteilt Polizeisprecher Bertram.

Lenkrad mit Strasssteinchen

Und genau das sei der Fall, erzählt die 25–Jährige. In ihrer Nähe hielten sich alle an die Verkehrsregeln, an jeder Ampel, die gelb leuchte, werde gehalten und auf der Autobahn Platz gemacht. „Die linke Spur gehört mir“, sagt sie. Dabei sind bei näherer Betrachtung schon Unterschiede zum normalen Streifenwagen zu erkennen — die Rückleuchten sind abgedunkelt, was im Netz oft zu Nachfragen führe, und das Lenkrad ist mit Strass bezogen. Die Tunerin sagt: Ein bisschen „ladylike“ eben.

Und dass sie so oft wegen ihres Wagens und seiner unkonventionellen Farbgebung angehalten wird? Das sei schon Routine, meint Geertz. Nur auf dem Weg zur Arbeit, da „nervt das schon“.