Mega–Projekte
So futuristisch sieht Wohnen in der Wüste bald in Saudi-Arabien aus
Saudi-Arabien / Lesedauer: 3 min

Sebastian Langer
Gigantisch – das dürfte das häufigste Adjektiv sein, das im Zusammenhang mit den veröffentlichten Bau-Plänen in Riad fällt. In der Hauptstadt des Königreichs Saudi-Arabien soll bis zum Jahr 2030 die „größte Innenstadt“ der Welt entstehen, auf 19 Quadratkilometern ist im Nordwesten von Riad „New Murabba“ geplant.
Das Projekt hat mächtige Kennzahlen: mehr als 25 Millionen Quadratmeter Nutzfläche, mehr als 104.000 Wohneinheiten, 9000 Hotelzimmer, rund 334.000 neue Arbeitsplätze, eine Erhöhung des Bruttoinlandsprodukts um 45 Milliarden Euro. Alle Orte des futuristisch anmutenden Stadtprojekts sollen sich innerhalb eines 15-minütigen Gehradius befinden, es wird ein eigenes internes Transportsystem geben.
Futuristischer Gebäude–Würfel als neues Wahrzeichen
Höhepunkt, und zwar im wörtlichen wie im übertragenen Sinne: Mukaab. 400 Meter lang, 400 Meter breit, 400 Meter hoch – ein einzigartiger Gebäudewürfel soll das Wahrzeichen des Vorzeigeprojekts werden. Das Mukaab wird einen spiralförmigen Turm umfassen sowie 2 Millionen Quadratmeter Grundfläche für Gastgewerbe, Einzelhandel sowie Kultur- und Touristenattraktionen. Geworben wird vom Investor, dem saudi-arabischen Staatsfonds PIF, mit einem „intensiven Erlebnis, das durch digitale und virtuelle Technologie mit den neuesten Hologrammen“ geschaffen werden soll.
Auf Werbevideos ist zu sehen, wie am Rand von Riad das üppig begrünte neue Stadtviertel in den Wüstensand gebaut wird. Der Mukaab-Würfel soll demnach mit orientalischen Mustern geschmückt und weithin sichtbar sein. Er beinhaltet den wolkenkratzerhohen Spiralturm und darum herumgebaut eine riesige Kuppel, an den Rändern weitere begrünte Gebäude. Man sieht Restaurants mitten in Riesen-Aquarien, übergroße Hologramm-Menschen, die für Mode werben, luxuriöse Hotel-Suiten mit atemberaubendem Ausblicke über Riad und immer wieder Bilder und Videos von fremden Welten, die auf die Seitenwände des Giga-Würfels projiziert werden.
„The Line“: Wohnen mitten in der Wüste
Seit zwei Jahren staunt die Welt bereits über ein anderes Mega-Projekt in Saudi-Arabien. Das wirkt noch stärker als New Murabba und Mukaab wie aus einem kühnen Science-Fiction-Film: Auf einer Länge von 170 Kilometern entsteht im äußersten Nordwesten des Landes „The Line“, eine 200 Meter breite und 500 Meter hohe Bandstadt. Sie soll ohne Autos, Straßen und Kohlendioxidemissionen auskommen und langfristig neun Millionen Menschen ein Zuhause bieten. Schätzung gehen derzeit davon aus, dass „The Line“ rund 100 bis zu 300 Milliarden Euro kosten könnte.
Neom soll fast die Fläche von Belgien haben, eine unabhängige Wirtschaftszone werden, über ein eigenes Rechts- und Steuersystem verfügen und seinen Energiebedarf ausschließlich aus Wind- und Sonnenkraft speisen. Dienstleistungen und Standardprozesse in der Stadt sollen „zu 100 Prozent automatisiert“ sein, heißt es. Geleitet wird das Projekt vom deutschen Ex-Siemens-Chef Klaus Kleinfeld.
Planstadt für 500 Milliarden Euro
Dass Saudi-Arabien gleichzeitig an derart dimensionierten Projekten arbeitet, ist indes kein Zufall. New Murabba, Mukaab, „The Line“ und auch die am Roten Meer entstehende Planstadt Neom (geschätzte Kosten rund 500 Milliarden Euro) sind Teil der „Vision 2030“, einer langfristigen Zukunftsplanung, mit der Saudi-Arabien für die Zeit nach der Öl–Förderung vorausdenkt. Das Ziel: Saudi-Arabien soll zunehmend unabhängig von seinen Öl-Einnahmen werden und dafür Investoren und Geld aus dem Ausland auf die arabische Halbinsel locken.