Tödlicher Unfall

So schwierig war die Rettung im polnischen Unglückshafen

Swinemünde / Lesedauer: 3 min

Fünf Tage, nachdem im Hafen von Swinemünde ein 22-jähriger Kranführer ums Leben kam, hat die Feuerwehr ihren Bericht vorgelegt. Der Einsatz war schwierig und gefährlich. Mehrere Rettungsversuche misslangen.
Veröffentlicht:10.11.2021, 15:45
Aktualisiert:06.01.2022, 22:17

Von:
  • Author ImageKai Ottenbreit
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Nach dem tödlichen Unfall in der Nacht zum vergangenen Freitag im Hafen von Swinemünde hat die polnische Feuerwehr jetzt einen ausführlichen Bericht zu dem Einsatz vorgelegt. In jener stürmischen Nacht hatte ein 22-jähriger Kranführer im Führerhaus in rund 20 Metern Höhe gearbeitet. Er hatte ein Schiff entladen, das Erz an Bord hatte. Plötzlich löste sich seine Gondel und stürzte mit ihm in die Tiefe. Der junge Mann überlebte den Unfall nicht.

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Laut Bericht war zu Beginn davon auszugehen, dass der Hafenarbeiter schwer verletzt war, aber lebte. Der Kontakt zu ihm war abgebrochen. Drei Faktoren erschwerten seine Rettung extrem. Zum einen war die Kabine ausgerechnet auf der senkrecht stehenden Luke des Laderaums des Schiffes zum Liegen gekommen – in rund 15 Metern Höhe. Zum anderen erschwerten Sturm, Regen und Dunkelheit die Rettung. Obendrein drohte das Führerhaus weiter abzustürzen, denn die gespannten Kranseile, an denen 20 Tonnen Erz hingen, pressten gegen die Gondel. Der Einsatz war auch für die Feuerwehrleute äußerst riskant.

Es geschah nach 22 Uhr

Die ersten von ihnen waren gegen 22.30 Uhr wenige Minuten nach dem Notruf vor Ort. Kurze Zeit später trafen zwei weitere Einsatzfahrzeuge der städtischen Feuerwehr und eines von der Militärfeuerwehr ein. Beide Einheiten sind im Swinemünder Stadtteil auf der Inselseite Wollin stationiert, an dessen Kaimauer das Unglück geschah.

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Aufgrund des sehr starken Windes erwies sich das Aufstellen einer mechanischen Leiter als unmöglich. Gleichzeitig versuchte man, den Verletzten von der Plattform des Deckkrans des Schiffes aus zu erreichen, was sich ebenfalls als unmöglich herausstellte. Zunächst sicherten die Rettungskräfte die Kabine, damit diese nicht weiter abstürzt. Dann traf kurz nach Mitternacht ein Spezialteam der Höhenrettungsgruppe der Feuerwehr Stettin ein. Extreme Witterungsbedingungen und die wackelige Lage der Kabine machte es jedoch auch den Höhenrettern unmöglich, den bewusstlosen Mann zu retten. Der größte und schwerste Rettungskran der Staatsfeuerwehr der Woiwodschaft wurde aus Koszalin an die Unglücksstelle geordert. Knapp zwei Stunden dauerte die Fahrt. Doch auch dieser Kran erwies sich als unzureichend – es fehlten leider wenige Meter.

Die Marine musste helfen

Nun wurde die Marinebasis der 8. Flottille mit ihrem Teleskop-Mobilkran mit einer Tragfähigkeit von 90 Tonnen und einer Reichweite von 50 Metern vom Marinehafen Swinemünde zur Hilfe gerufen. Eine knappe halbe Stunde später war die Streitkraft des Militärs vor Ort. Da graute bereits der Morgen und der Sturm flaute ab.

Im Beisein der Staatsanwaltschaft nahm der Rettungskran die Unfallkabine an den Haken. Rettungsschwimmer befestigten die Schlingen am Kranhaken. Vorsichtig wurde die Kabine angehoben. Endlich konnte der Mann geborgen werden. Ob er zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war, hat die Staatsanwaltschaft bislang nicht bekannt gegeben. Offen ist weiter die Frage, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Die Ermittlungen laufen.

Während des Einsatzes wurden die Rettungskräfte mehrmals gewechselt. Der Einsatz dauerte 19 Stunden. Insgesamt 32 Feuerwehrleute waren beteiligt.

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