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Fake-Kundin

Tagesschau spannt WDR-Kollegin als Penny-Jubelperserin ein

Köln / Lesedauer: 2 min

In einem Tagesschau-Beitrag lobte eine junge Frau als vermeintliche Supermarkt-Kundin die aktuelle Preis-Aktion von Penny. Die Frau war allerdings eine WDR-Mitarbeiterin
Veröffentlicht:01.08.2023, 17:27
Aktualisiert:02.08.2023, 07:29

Von:
  • Nordkurier
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Auf den ersten Blick war es ein ganz normaler Beitrag in der Tagesschau am Montagabend: Es ging darin um die PR-Aktion des Discounters Penny, der in dieser Woche vorübergehend und symbolisch die Preise für einige Lebensmittel drastisch anhebt — um deren „wahre Kosten“ zu dokumentieren. Auch der Nordkurier hatte über die Aktion, an der auch Forscher aus Greifswald mitgewirkt haben, berichtet sowie über gemischte Reaktionen darauf

In dem Tagesschau-Beitrag gab es jedenfalls auch eine Umfrage unter Kunden in einem Penny-Supermarkt. Während eine Kundin die Aktion kritisierte und rundheraus ablehnte, äußerte eine weitere junge Frau, sie finde die Aktion gut, weil sie zum Nachdenken anrege.

WDR spricht von einem „Fehler“ — Tagesschau löscht Passage

Das Problem an der jungen Frau: Sie arbeitet beim WDR, der den Beitrag für die Tagesschau produzierte. Sie trat im öffentlich–rechtlichen Fernsehen sogar schon vor der Kamera auf. Darauf wies am Dienstagmorgen zunächst der medienkritische Twitterer „Argo Nerd“ hin.

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Hat der WDR also eine Mitarbeiterin als Statistin „engagiert“ oder einfach nur nicht aufgepasst, wen er da im Supermarkt interviewte? Darauf gab der Sender am Dienstag auf Nordkurier-Anfrage zunächst keine klare Antwort. Allerdings hieß es aus Köln: „Die gezeigte O-Ton-Sequenz im von uns produzierten Beitrag hätte so nicht gesendet werden dürfen. Kolleginnen oder Kollegen zu interviewen entspricht nicht den journalistischen Standards. Wir bedauern diesen Fehler, haben mit den beteiligten Personen gesprochen und werden den Sachverhalt nacharbeiten.“

Inzwischen ist der Beitrag in der Tagesschau-Mediathek bearbeitet worden: Im Online-Mitschnitt der 20-Uhr-Tagesschau vom Montag ist das Statement nicht mehr zu finden. Für eine Erklärung verweist die Tagesschau auf ihre Korrekturen-Seite.

Update 2. August 7:25 Uhr: Auf nochmalige Nordkurier-Anfrage hat der WDR klargestellt, dass es sich um ein Versehen und kein vorsätzliches „Einspannen“ der Kollegin gehandelt habe. Auf eine entsprechende Anfrage antwortete der öffentlich-rechtliche Sender: „Die Mitarbeiterin war nach ihrem Frühdienst im WDR im Supermarkt und ist dort vom Reporter angesprochen worden, der sie nicht kannte. Es handelte sich um ein unglückliches Versehen.“

Ähnlich äußerte sich auf Twitter auch der  Chefredakteur Aktuelles des WDR, Stefan Brandenburg. In einer Serie von Tweets setzte er sich in aggressiver Weise mit der Berichterstattung der Bild über den Vorfall auseinander. Es handle sich zwar um einen „saublöden“ Fehler, schrieb er darin. Aber es sei absurd, die Kollegin in dem Video „mit Betrugsabsicht an den Pranger zu stellen.“ Das Ganze sei ein Versehen gewesen.

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