Prost Mahlzeit
Ungeimpfte müssen getrennt von Kollegen essen
Halle / Lesedauer: 3 min

Simone Schamann
Regelung und Schild sorgen für empörte Reaktionen im Netz: Das Foto der Hinweistafel im Mitarbeiterrestaurant des Universitätsklinikum Halle (Saale) wurde in den vergangenen Tagen auf Twitter, Telegram und anderen sozialen Medien hundertfach geteilt. Folgendes ist da zu lesen: „Liebe Gäste, seit dem 21.06. gibt es eine neue Regelung zur Sitzordnung. Vollständig geimpfte und genesene Mitarbeiter dürfen im vorderen Bereich Platz nehmen. Nicht immunisierte Mitarbeiter nehmen bitte im linken Bereich vom Mitarbeiterrestaurant an den Zweiertischen mit Plexiglasscheibe Platz.”
Die einen „dürfen”, wie es ausdrücklich heißt, in geselliger Runde im vorderen Bereich des Restaurants essen. Die anderen „müssen”, die Formulierung lässt da keinen Spielraum, ihre Mittagspause in einem Extrabereich und hinter Plexiglas verbringen – maximal zu zweit.
Als das Bild der Hallenser Kantinenregel jetzt im Netz herumgereicht wurde – sie gilt bereits seit mehr als zwei Monaten – war die Aufregung groß. Für so manchen, der im angebrochenen 2G-Zeitalter die Impf-Apartheid kommen sieht, ist ein Schild, das gesunde Kantinenbesucher in zwei mit ungleichen Rechten ausgestattete Gruppen einteilt und entsprechend zurechtweist, mehr als ein Vorbote düsterer Zeiten.
Der Nordkurier fragte im Uniklinikum Halle (Saale) nach, ob die Regelung im Mitarbeiterrestaurant tatsächlich gilt und ob das Foto echt ist. Antwort: ja und ja. Die Aufregung im Netz habe man natürlich schon mitbekommen, berichtet Pressesprecherin Christina Becker. Innerhalb der Belegschaft habe die Sitzordnung im Mitarbeiterrestaurant aber zu keinerlei Unmut geführt.
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Der Ärztliche Direktor und Vorsitzende des Klinikumvorstands, Prof. Thomas Moesta, betont gegenüber dem Nordkurier, es gehe bei der Regelung, die weiterhin gilt, keinesfalls um die Trennung von Geimpften und Ungeimpften. Aber das steht doch exakt so auf dem Schild? Der Klinikchef möchte es ein wenig anders verstanden wissen. Hier unsere Fragen und seine Antworten in ungekürzter Fassung:
Können Sie verstehen, dass einige Menschen das Plakat befremdlich finden?
In der angesprochenen Diskussion scheint ein grundliegendes Missverständnis vorzuliegen. Es geht dem Universitätsklinikum Halle (Saale) keinesfalls um die Trennung von geimpften und ungeimpften Mitarbeitern*innen. Vielmehr haben die Kontaktbeschränkungen in den letzten 1,5 Jahren der Coronakrise für alle Mitarbeiter*innen zu erheblichen Einschränkungen in Bezug auf die soziale Nähe in den Pausensituationen, insbesondere im Mitarbeiterrestaurant, geführt. Mit den auch durch das Universitätsklinikum Halle (Saale) umgesetzten Impfungen unseres Personals, war es möglich, für die geimpften Mitarbeiter*innen wieder ein weitgehend normales Mittagessen, das heißt, mit mehreren an einem Tisch, zu ermöglichen.
Sind Sie der Meinung, die Uniklinik ist mit diesem Schild und/oder der darauf beschriebenen Regelung übers Ziel hinausgeschossen?
Nein.
Warum müssen die ungeimpften Kollegen von den anderen getrennt sitzen – glaubt man an der Uniklinik nicht an die Wirkung der Impfung?
Wie bereits erwähnt, ist nicht die Trennung der Mitarbeiter*innen voneinander Grundlage dieser Regelung, sondern die für ungeimpfte und geimpfte Mitarbeiter*innen unterschiedliche Kontakteinschränkung, die sich aus unserem Verständnis für die Wirksamkeit der Impfung ergibt.
Wird beim Eintritt in die Kantine kontrolliert, ob man geimpft/genesen ist? Falls ja, wie?
Nein.
Wird diese Regelung denn stets eingehalten oder wird da auch mal ein Auge zugedrückt?
Die Einhaltung der Regelung wird stichprobenartig überprüft.