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Vorwürfe gegen Lindemann – Klare Ansage von führender Rammstein-Coverband

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Was sagt die Coverband „Stahlzeit“ zu den schweren Vorwürfen gegen Rammstein–Sänger Till Lindemann? Am Dienstag gab es zudem Bewegung bei der Originalband.
Veröffentlicht:06.06.2023, 17:59

Von:
  • Christoph Schoenwiese
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Sie spielen rund 80 Konzerte im Jahr, ihre Show mit jeder Menge Feuerwerk, Flammenwerfer und Pyrotechnik-Action ähnelt der ihrer großen Vorbilder schon sehr. Doch in einem Punkt unterscheiden sich  Stahlzeit, die Kopie, und Rammstein, das Original, fundamental: „Bei unseren Konzerten ist es in fast 20 Jahren noch nie zu sexuellen Übergriffen oder ähnlichen Vorkommnissen durch Bandmitglieder gekommen. Bei uns gibt es so gut wie nie organisierte After–Show–Partys. Wir stehen für Toleranz und Respekt und verurteilen Übergriffigkeiten oder sexuelle Ausbeutung jedweder Art auf das Schärfste.“ Das sagte Mathias Schaettgen, Manager von Stahlzeit, auf Nordkurier-Anfrage.

Gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann sind in den vergangenen zwei Wochen schwerwiegende Vorwürfe der sexuellen Ausbeutung von Fans aufgekommen. (Foto: Malte Krudewig)

Keinerlei Kontakt zu Rammstein

Im Zuge der aktuellen Vorwürfe gegen Rammstein–Frontmann Till Lindemann über ein durchorganisiertes Auswahlsystem für schnellen und laut einigen Vorwürfen auch äußerst unangenehmen und gewalttätigen Sex äußerte sich am Dienstag die Coverband auf Anfrage des Nordkurier. Natürlich verfolge die Band aktuelle Medienberichte. Stahlzeit stellt klar: „Wir haben keinerlei Kontakt zu Rammstein in dieser Angelegenheit und wir hatten bisher keine Kenntnis von den geschilderten Praktiken. Mit dem Original haben wir außer in Fragen der Urheberrechte keine Berührungspunkte. Persönliche Kontakte zu den Musikern bestehen nicht“, sagte Schaettgen.


Die bekannte Influencerin Kayla Shyx veröffentlichte Montagabend auf Youtube ein Video über ihre eigene Erfahrung auf einer Aftershow-Party mit Rammstein. Es wurde innerhalb von 24 Stunden rund 1,4 Millionen Mal aufgerufen. Bewiesen sind die von ihr erhobenen Vorwürfe bislang aber nicht.

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Zu den Vorwürfen gegen Till Lindemann wollte er sich im Detail nicht äußern. „Hier gilt es zunächst eine juristische Aufarbeitung abzuwarten.“ Auftreten wolle die Coverband aber weiterhin, da Stahlzeit vor allem dem künstlerischen Bühnenwerk von Rammstein Tribut zolle, so Schaettgen.

Keine Aftershow–Partys, keine „Row Zero“

Der Druck auf Rammstein wächst hingegen täglich. Offenbar so sehr, dass sie nun selbst den Vorwürfen nachgehen will. Dafür hat die Berliner Band nach dpa-Informationen nach dem Start der laufenden Tour in Vilnius (Litauen) eine Anwaltskanzlei eingeschaltet. Ziel ist es demnach, die Sachlage aufzuklären. Dabei geht es etwa um den Einsatz von Drogen ohne Wissen der Beteiligten im Umfeld des Konzertes.

Mehrere Frauen erhoben in den vergangenen Tagen — teilweise anonym — Vorwürfe gegen Rammstein–Frontmann Till Lindemann. Die Frauen schildern Situationen, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen sollen während Konzerten von einer Assistentin der Band ausgewählt und gefragt worden sein, ob sie zur Aftershowparty kommen wollen. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Das Rammstein–Management hat sich am Dienstag laut einem Bericht der „Welt“ von dieser Assistentin getrennt. 

Von Mittwoch an sind vier Rammstein-Konzerte in München geplant. Dort wurden bereits einige Veränderungen angekündigt: So soll es die sogenannte „Row Zero“ (Reihe null) in München nicht geben und auch keine Aftershow–Partys. Außerdem habe das Management ein Awareness–Konzept angekündigt, Details dazu lagen noch nicht vor. Die row zero ist ein Bereich direkt vor der Bühne, noch vor den Absperrungen zum Publikum, der für junge weibliche Fans vorbehalten ist. Jene Fans, die bislang teilweise auch für die Aftershow–Partys rekrutiert worden sein sollen.

Zahlreiche Konzerttickets auf fansale angeboten

Auf der Plattform fansale, einem Weiterverkaufsservice des Ticketanbieters Eventim, sind indes zahlreiche Karten für die Münchner Rammstein–Konzerte zu haben — eher ungewöhnlich für ausverkaufte Rammstein–Konzerte. Erste Fans wenden sich offenbar von der Band ab, wie es auch in den sozialen Netzwerken zu sehen ist.  

In einer Stellungnahme von Rammstein hieß es bereits vor einigen Tagen, die Vorwürfe hätten sie sehr getroffen und man nehme sie außerordentlich ernst. „Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass Ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt — vor und hinter der Bühne.“ Weiter hieß es in dem Schreiben vom Samstagabend: „Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: Beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge.“ Auch die Band habe aber ein Recht — nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden.