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Nur Obst & Gemüse?

Wissenschaftler vermuten, Graf Dracula war Veganer

Siebenbürgen / Lesedauer: 4 min

Vlad III. Draculea war Vorbild für den Ober-Vampir Graf Dracula. Neue chemische Untersuchungen weisen laut italienischen Forschern jetzt darauf hin, dass der Fürst vegan lebte.
Veröffentlicht:05.09.2023, 19:54

Von:
  • Philippe Debionne
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Graf Dracula ist der wohl berühmteste Blutsauger der Welt, sein Durst nach menschlichem Blut fasziniert die Menschen auf der ganzen Welt. Italienische Forscher haben nun eine ebenso erstaunliche wie schräge These: Das menschliche Vorbild für den Ober-Vampir, Vlad III. Draculea war womöglich Veganer. Hintergrund für diese Überraschung ist eine wissenschaftliche Untersuchung von Briefen, die Draculea - auch bekannt als Vlad, der Pfähler - geschrieben hat. 

Ein Forscherteam hat aus Briefen, die von Draculea geschrieben wurden, mit modernsten Methoden Blut-, Schweiß- und Speichelpartikel sowie Fingerabdrücke chemisch analysiert. Es handelt sich um "drei Briefe aus dem 15. Jahrhundert, die von einem Mann an die Bürger von Sibiu (Rumänien) geschrieben wurden, der sich selbst 'Fürst der als transalpin bezeichnete Regionen' nannte und die Briefe als Vlad Dracula unterzeichnete", heißt es in der Studie. Und weiter: "Proteine, die aus den untersuchten Briefen gewonnen wurden, ermöglichte es uns, mehr über Vlad Dracula den Pfähler herauszufinden."

Nahrungsproteine aus pflanzlichen Lebensmitteln

Dazu isolierten die Wissenschaftler 100 Proteine. 16 dieser Proteine sollen der neuen Studie zufolge "menschlichen Ursprungs sein und höchstwahrscheinlich von Vlad III stammen". Dann machten die Forscher die erstaunliche Entdeckung, als sie die ebenfalls auf den Briefen vorhandene Nahrungsproteine analysierten. Gleb Zilberstein,  Co-Autor der Studie, sagte der Times dazu: „Die Nahrungsproteine in den Briefen finden sich nur in pflanzlichen Lebensmitteln.“ Man habe definitiv keine Nahrungsproteine von Tieren gefunden. Zilberstein sagte weiter: "Der Prototyp-Vampir könnte ein Veganer gewesen sein".

Sollte der Blut-Graf tatsächlich nur von Obst, Gemüse und Brot gelebt haben, sei dies aber keine ethische Entscheidung gewesen, wie es in der heutigen Zeit der Fall ist, sagen die Wissenschaftler. Im 15. Jahrhundert, also der Zeit, als Vlad lebte, herrschte in Europa ein kaltes Klima mit geringem Nahrungsangbot. Den Forschern zufolge hätten damals sogar die Aristokraten in Europa vergleichsweise selten Fleisch gegessen. Daher sei die vegane Lebensform "eher eine Notwendigkeit als ein Wunsch gewesen", so die Forscher.

Über 80.000 Menschen getötet

Sollte die These vom veganen Fürsten tatsächlich stimmen - wie kann es dann sein, dass Vlad III als Vorbild für einen nach Blut dürstenden Vampir-Graf diente?  Grund hierfür war die Grausamkeit des Fürsten. Im Kampf gegen die Osmanen ließ er Überlebende besiegter Truppen öffentlich hinrichten und ihre Köpfe anschließend auf Pfählen aufspießen. Diese wurden dann in der Öffentlichkeit zur Schau gestellt.

Zudem ließ er laut den Wissenschaftlern der neuen Studie "viele Menschen, die er verdächtigte, gegen ihn eine Verschwörung zu planen, auf den Pfahl treiben. Schätzungen zufolge war er in seinem Leben für den Tod von mehr als 80.000 Menschen verantwortlich, ein Großteil davon durch Pfählung". Diese Grausamkeit und die Herkunft aus dem damals als exotisch geltenden Transsylvanien (auch als Siebenbürgen bekannt) veranlassten den irischen Schriftsteller Bram Stoker, Dracula zu erfinden.

Nach zeitgenössischen Berichten soll der Fürst auch unabhängig von seinen grausamen Taten eine überaus einschüchternde Person gewesen sein. So schrieb der päpstliche Legat Nikolaus von Modrussy: "Er war nicht sehr groß, aber sehr gedrungen und stark, mit einem grausamen und schrecklichen Aussehen, einer langen, geraden Nase, geblähten Nasenlöchern, einem dünnen und rötlichen Gesicht, in dem die großen, weit geöffneten grünen Augen von buschigen schwarzen Augenbrauen umrahmt waren, die sie bedrohlich erscheinen ließen." Zudem habe der Pfähler der Legende zufolge blutige Tränen geweint - offenbar keine Legende, sondern die Wahrheit, wie die italienischen Wissenschaftler ebenfalls herausfanden. 

Konnte Draculae wirklich Blut weinen?

Das konnten die italienischen Wissenschaftler nun ebenfalls erklären. Sie fanden bei ihrer Arbeit mehrere Hinweise, dass der Fürst an einer Form von Hämolakrie litt, einer pathologischen Erkrankung, durch die Blut in die Tränenflüssigkeit gelangt. Die Wissenschaftler: "Das bedeutet, er konnte mit Blut vermischte Tränen vergießen." 

Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Analytical Chemistry veröffentlicht und ist hier in ganzer Länge zu finden.