Mafia-Methoden
Wolf mit Betongewichten im See versenkt
Bautzen / Lesedauer: 3 min

Mirko Hertrich
Spaziergängern haben in der Oberlausitz in einem Tagebausee den Kadaver eines Wolfes entdeckt. Das tote Tier sei an der Wasseroberfläche treibend in Ufernähe entdeckt worden, teilte das Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen” am Mittwoch mit. Bei der Bergung des Kadavers sei festgestellt worden, dass der Brustraum des Wolfes Löcher aufwies und um den Bauch des toten Wolfes ein Strick gebunden war. Am anderen Ende des Strickes sei ein Betongewicht befestigt gewesen, mit dem der Kadaver im Tagebausee beschwert und versenkt wurde. Auf Grund des Verdachts auf eine illegale Tötung sei die Polizei bei der Bergung hinzugezogen worden.
Der Vorfall ereignete sich den Angaben zufolge bereits am 10 Juni am Tagebausee Mortka in der Oberlausitz nahe Bautzen. Eine im Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin durchgeführte Untersuchung des Kadavers ergab, dass es sich um eine einjährige Wölfin handelt, die durch Beschuss getötet wurde, hieß es weiter. Das Landratsamt Bautzen habe Strafanzeige gestellt und das Landeskriminalamt ermittle.
Mehrere Wölfe bewusst getötet
Nach Angaben des Kontaktbüros sind seit 2009 in Sachsen bereits acht Wölfe illegal getötet worden. In sieben Fällen seien die Tiere geschossen worden, einen Wolf habe man vorsätzlich überfahren. Wölfe sind nach EU-Recht und Bundesnaturschutzgesetz eine streng geschützte Art. Ihre unerlaubte Tötung stellt eine Straftat dar.
Es gibt mehrere Beispiele für illegale Wolfstötungen. In Brandenburg wurde ein Wolf bei einer Jagd erlegt. Dort wurden Wölfe auch überfahren und geköpft. Der mit einem Peilsender ausgestattete vermisste Wolf "Arno" aus der Lübtheener Heide wurde ebenfalls durch einen gezielten Schuss getötet.
Der Wolf war in Deutschland rund 150 Jahre ausgerottet. Seit Anfang des Jahrtausends siedeln sich wieder Rudel in Deutschland an, zuerst in Sachsen, dann auch in Brandenburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Während Naturschützer die Rückkehr des Wolfs begrüßen, machen vor allem Nutztierhalter Front gegen den Räuber und fordern eine Begrenzung des Bestands durch Abschuss.
Problemwölfen soll's ans Fell gehen
Auch die Bundesregierung will die Ausbreitung der Wölfe künftig besser kontrollieren und einzelne Tiere notfalls töten lassen, wenn diese Tierschutzzäune überwinden oder sich dem Mensch gefährlich nähern. In Deutschland ist in den vergangenen Jahrzehnten kein Fall dokumentiert, in denen die Raubtiere Menschen angegriffen hätten. In Süd-Polen soll jüngst allerdings ein Wolf zwei Kinder angefallen und verletzt haben. Noch wird der Vorfall geprüft, Jäger schossen das Tier.
Auch die Zahl der Wölfe ist umstritten, nach Angaben des Deutschen Jagdverbands (DJV) könnten Ende diesen Jahres bereits mehr als 1000 Wölfe in Deutschland unterwegs sein. Der DJV hatte im April die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht gefordert. Eine generelle Jagd wolle man aber nicht, betonte der Verband damals.
MV-Rudel verlagern Reviere
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) legt erst im Herbst neue Zahlen vor. Die im vergangenen November veröffentlichte Erhebung des BfN und der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf (DBBW) ging von 60 bestätigten Wolfsrudeln sowie 13 Paaren und drei sesshaften Einzeltieren aus. Das sind Schätzungen zufolge rund 450 Tiere. In Mecklenburg-Vorpommern sind aktuell mehrere Rudel als dauerhaft ansässig nachgewiesen, eines lebt in der Ueckermünder Heide, das andere in der Kalißer Heide (Ludwigslust-Parchim). Ein weiteres Rudel, das ursprünglich in der Kyritz-Ruppiner Heide ansässig ist, erstreckt mittlerweile seinen Aktionsradius von Brandenburg aus in Richtung Müritz-Region beziehungsweise Mecklenburgische Seenplatte.