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Energie sparen

19 Grad im Büro – Bürgermeister befürchten viele Krankschreibungen

Ueckermünde / Lesedauer: 4 min

Die Büros in öffentlichen Gebäuden müssen in der Heizperiode auf 19 Grad heruntergeregelt werden. In den Verwaltungen der Haff-Region ist man davon wenig begeistert.
Veröffentlicht:09.09.2022, 17:52

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Dass in der Heizperiode die Räume nur noch auf 19 Grad Celsius geheizt werden dürfen, kommt in den Verwaltungen der Region gar nicht gut an. Kerstin Pukallus, Bürgermeisterin von Torgelow, hat die Bundesverordnung über das Energiesparen schon auf dem Tisch. Und sie weiß, dass es darum viele Diskussionen bei ihren Mitarbeitern geben wird. „Die 19 Grad bei Sekretärinnen ist grenzwertig, die den ganzen Tag sitzen und schreiben“, betont sie. Diese Damen mit den flinken Fingern im Vorzimmer könne sie auch nicht ins Homeoffice schicken.

Begeistert ist auch der Ueckermünder Bürgermeister Jürgen Kliewe nicht. Die Stadtverwaltung sei zwar verpflichtet, die Raumtemperaturen abzusenken. Er selbst findet, dass 19 Grad in Büros zu wenig sind. Derzeit habe er im Bürgermeisterbüro noch 21 Grad eingestellt. Was bei 19 Grad passiert, mag er sich noch gar nicht ausmalen. „Ich denke, dass einige Mitarbeiter krank werden, wenn es zu kalt in den Büros ist.“, Viele seiner Mitarbeiter und auch er selbst seien derzeit unzufrieden mit der Bundesregierung. Wegen solcher Dinge, aber auch wegen vieler Fehler, die dort in Berlin passieren, und wegen der immer weiter steigenden Lebenshaltungskosten.

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Manche Mitarbeiter haben große Probleme mit dieser Temperatur

Auch Bianka Schwibbe, Bürgermeisterin von Eggesin, schaut mit Sorgen auf den Beginn der Heizperiode ab Oktober. „Es gibt Mitarbeiter, die große Probleme mit dieser Temperatur haben“, sagt sie. Auch ihr selbst seien 19 Grad zu wenig. Es gebe aber auch Mitarbeiter, die sich von dieser Temperatur nicht gestört fühlen. Doch auch Bianka Schwibbe denkt, dass es Rathausmitarbeiter geben wird, die ihr des Öfteren einen Krankenschein bringen werden. Denn wer den ganzen Tag sitze und sich nicht bewege, der könne sich schnell erkälten.

Thomas König, Leiter des Forstamts Torgelow, hat noch keine Handlungsanweisungen zur Umsetzung von seiner vorgesetzten Stelle bekommen. Er weiß aber, dass Abstimmungen laufen. Doch auch in den Forstamtsbüros werde man mit 19 Grad auskommen müssen. Ob das alle als angenehm empfinden und ob das Arbeitsklima darunter leidet, das könne er nicht sagen.

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Heizzeiten sind den Arbeitszeiten angepasst

Im Torgelower Rathaus wurde indessen bereits vieles aus der Bundesverordnung umgesetzt, die ab 1. September gilt. Man habe die Heizungsanlage schon vor einigen Jahren umbauen lassen, sodass die Temperatur heruntergeregelt werden und man Energie sparen kann, berichtet Kerstin Pukallus. Das zahle sich jetzt aus. Die Heizzeiten seien den Arbeitszeiten angepasst worden. Leider ließen sich die Heizkörper auf den Fluren nicht abschalten. Die Boiler an den Handwaschbecken in den Toiletten seien indessen schon ausgestellt worden. Im Foyer werde das Licht abends früher ausgeknipst. „Auch die Duschen in den Turnhallen werden wir ausschalten.“ Mehr sei nicht drin. Ansonsten müsse man über die Nutzbarkeit dieser Gebäude nachdenken.

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In Eggesin wurden die Heizkörper auf den Fluren heruntergeregelt, Durchlauferhitzer in den Toilettenräumen ausgestellt, so Bianka Schwibbe. Die Vorlauftemperatur der Heizungsanlage sei abgesenkt worden. Sie hofft aber, dass dann keine Legionellen in dem Heizwasser entstehen oder sich in den kühleren Räumen Schimmel bildet.

Ueckermünde will Kirchen- und Schlossbeleuchtung ausschalten

In Ueckermünde wird man sich in der kommenden Woche zusammensetzen und beraten, so Vize-Bürgermeister Sven Behnke. Der Bürgermeister macht sich indes schon Sorgen, was werden soll, falls öffentliche Gebäude im Notfallplan der Bundesregierung nicht mehr mit Gas beheizt werden dürfen. Denn alle städtischen Gebäude einschließlich der Schulen würden mit Gas versorgt.

Dass alle drei Städte sparen, wird auch außerhalb der Gebäude sichtbar sein. So will die Stadt Ueckermünde die Beleuchtung am Schloss und an der Kirche ausschalten. Eggesin hat die Nachtanstrahlung an der Kirche schon abgestellt. In Torgelow schaltete man den Brunnen auf dem Markt aus. Die Beleuchtung des Ueckersaals und die Strahler an der Villa und an der Kirche bleiben nachts dunkel. „Dass die Kirche nicht mehr angestrahlt wird, finde ich nicht gut“, betont Kerstin Pukallus. Sie sei ein Wahrzeichen in der Stadt.

Im Forstamt Torgelow hofft Thomas König auf das Jahr 2023. Dann sei die lange geplante Sanierung des Gebäudes von 1957 im Gespräch. Wenn das Amtshaus äußerlich isoliert sei, könne man auch viel Energie sparen. Für die aktuellen Forderungen sei es mit der Gastechnik im Keller nicht so einfach. Die Temperaturregelung sei nur über die Thermostate in den Räumen möglich, so König.

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