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Rossow

Alles andere als eine alte Leier

Rossow / Lesedauer: 2 min

Behütet mit schwarzem Zylinder und bepackt mit mehreren Kartons betritt Sabine Witthuhn den kleinen Raum in der alten Schule in Rossow. Es erwarten sie 20 ...
Veröffentlicht:05.04.2013, 02:22
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Behütet mit schwarzem Zylinder und bepackt mit mehreren Kartons betritt Sabine Witthuhn den kleinen Raum in der alten Schule in Rossow. Es erwarten sie 20 Senioren, die sich hier regelmäßig treffen, um gemeinsam Kaffee zu trinken und gemütlich beisammen zu sein. Sabine Witthuhn packt aus und redet auch gleich los. Seit zwei Jahren nennt sie einen Leierkasten ihr Eigen, und den hat sie mitgebracht. Episoden und Geschichten über das Instrument – neue und auch Jahrhunderte alte – wusste sie auch zu erzählen. Dabei bezog sie immer das Heimatwissen der Senioren mit ein und kam so ins Gespräch mit ihnen.
Während die heutigen modernen Drehorgeln mit neuester Computertechnik ausgestattet sind und per Knopfdruck Lieder auf Wunsch spielen, muss in den Kasten der Bergholzerin noch eine Papierrolle mit Lochmuster eingelegt werden. Leider sind meist nicht alle bekannten Strophen auf der Rolle, sodass manchmal auch ohne Musik weitergesungen wird. „Gern würde ich auch mal drehen“, sagt Werner Kriedemann und steht auch schon neben Sabine Witthuhn. „Es ist gar nicht so schwierig, man muss nur immer gleichmäßig drehen, dann kann man tatsächlich Stimmung in die Bude bringen“, stellt er dann fest. Das finden auch Elfriede Bettac, Bürgermeister Edmund Gebner und Erika Nadler, die sich auch an diesem Instrument versuchen. Ende des Monats wird der Altlehrer Werner Mutz 90 Jahre alt und hat etliche Musikstunden unterrichtet. Mit dem Lied „Als Burlala geboren war“ brachte er Stimmung unter die Leute. „Man muss schon eine gewisse Beziehung zu der alten Leier aufbauen, denn auch sie will gepflegt werden und braucht so ihre Streicheleinheiten“, weiß die Leierkastenfrau.
Eine Stunde Leierkastenkunde vergeht wie im Fluge. „Das war wieder ein unterhaltsamer Nachmittag, der uns gezeigt hat, dass man nie zu alt ist, um Neues zu lernen“, ist sich Bürgermeister Edmund Gebner sicher.