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Seltene Hobbys

Frau sammelt Kleiderbügel – und braucht bei dem unteren Hilfe

Pasewalk / Lesedauer: 2 min

Als Kleiderbügel in Mode kamen, waren sie bald mehr als nur ein Gegenstand. Eine Frau weiß das, seitdem sie Kleiderbügel sammelt. Warum macht sie das?
Veröffentlicht:15.01.2019, 08:49

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So sehr Gerda Striecker das geschwungene Brettchen mit dem Haken in der Hand auch hin und her dreht – das Stückchen Holz will sein Geheimnis nicht preisgeben. Der Schriftzug ist vergilbt, nur einige Buchstaben sind noch lesbar. „Ich möchte wissen, was es mit diesem Bügel auf sich hat! Er ist garantiert sehr alt. Und an seiner Form kann man ablesen, dass er etwas Besonderes ist.“

Gerda Striecker, die frühere Vorsitzende des Arbeitslosenverbandes Uecker-Randow und seit Jahren im Ruhestand, will es über den Nordkurier versuchen: Vielleicht gibt es ja weitere Exemplare von diesem wirklich ausgefallenen Kleiderbügel, hofft sie. Vielleicht existiert ein Exemplar mit einem deutlichen Schriftzug.

Seit rund sechs Jahre sammelt die Pasewalkerin Kleiderbügel. Vor allem jene mit einem Aufdruck, sagt sie. „Jeder dieser Bügel erzählt etwas über den Ort, aus dem er kommt. Und über die Stadt, in der er eventuell sogar mit einem Kleidungsstück verkauft wurde.“ Die Bügel verraten etwas über die Struktur einer Stadt, über ihre Handelsbeziehungen, Menschen, die dort lebten, bisweilen auch über historische Ereignisse.

Sammlerin hat schon 300 Bügel zusammen

Als Massenware haben sich Bügel erst im 19. Jahrhundert mit der industriellen Fertigung der Kleidung verbreitet, berichtet die Pasewalkerin. Etwa um 1840/50 gab es die erste Kleidung „von der Stange“. Die Massenware für das Bürgertum musste platzsparend untergebracht werden – in Schränken und auf Bügeln. 1867 wurde dann ein erstes Patent für einen Kleiderbügel, der in der Länge verstellbar war, in den USA angemeldet.

Gerda Striecker hat innerhalb von sechs Jahren rund 300 Bügel zusammengetragen, darunter klapp- und verschiebbare. Und natürlich viele mit Werbeaufschriften. „Einer der Bügel trägt zum Beispiel die Aufschrift J. Mendel, Ortelsburg, Ostpreußen“, erzählt sie. Kam das Stück mit den großen Flüchtlingstrecks am Ende des Zweiten Weltkrieges nach Vorpommern?

Andere nutzten den Bügel, um für sich zu werben: „Wenn Sie wieder etwas brauchen: Bei Meister Paulitz finden Sie das Richtige. Unerkannt gut und preiswert.“ Meister Paulitz muss erfolgreich gewesen sein. Er unterhielt Schneidereien in Dessau und in Berlin.