Manfred Ramsch hat schon fast alles ausgeräumt, was er noch gebrauchen kann. Werkzeug, Bretter und Platten liegen bereits auf einem Haufen. Der Rest des Schuppens wird „platt gemacht“. Beräumt wird die Fläche für den neuen Graben des Mühlbachs in Strasburg, der auf dem hinteren Ende des Gartens von Ramsch vorbeiführen und an den wenige Meter weiter entfernten Mühlbach anschließen wird. Weichen muss noch ein zweiter Schuppen in der Kleingartensparte „Frohe Zukunft“. Im Frühjahr wurden bereits 45 Garagen auf städtischem Grund und Boden abgerissen. Vor zwei Jahren war noch davon die Rede, dass mehr als 20 Kleingärtner Flächen verlieren und Gewächshäuser, Schuppen oder Lauben weichen müssen.
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Im Bereich der Karl-Liebknecht-Straße läuft der vierte und damit letzte Teil der umfangreichen Sanierung des Mühlbachs, offiziell: die „Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit und der naturnahen Gestaltung des Strasburger Mühlbachs“.
Pläne von damals wurden überarbeitet
Die damaligen Pläne seien überarbeitet worden, sagt Irene Kalinin, Geschäftsführerin des Wasser- und Bodenverbandes Landgraben, der im Auftrag der Stadt Strasburg gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Kutiwa Friedland für die Sanierung zuständig ist.
Irene Kalinin zufolge wird eine von zwei Rohrleitungen aus den 1970er-Jahren zurückgebaut und der Mühlbach als offener Bach in der Nähe des ehemaligen Gewässerverlaufs auf einer Länge von knapp 300 Meter errichtet. „Eine intakte Leitung bleibt liegen und dient dem Hochwasserschutz und der Entlastung des Baches.“ Zudem würden zwei Durchlässe eingebaut, über die die Gärten in der Sparte zu erreichen sind. Der Bau eines geplanten Bypasses am bestehenden Wehr am Stadtsee unmittelbar an der Bundesstraße 104 werde auf die nächste Förderperiode verschoben.
Lange Wartezeiten für Bauteile
Nach Angaben von Thomas Will, Chef des Ingenieurbüros Kutiwa, wird das Wasser im Mühlbach gerade mal 20 bis 25 Zentimeter hoch sein. Bei einem deutlich höheren Pegel würden Grundstücke im Bereich der Jüteritzer Straße unter Wasser stehen.
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Wie Mathias Schmitz von der bauausführenden Firma Schmitz Erd- und Landschaftsbau aus Pentz sagt, müsse man auf bestimmte Bauteile zurzeit länger warten und Lieferzeiten von acht bis zwölf Wochen einkalkulieren. Üblich seien vier bis sechs Wochen. „Es handelt sich dabei um Sonderbauteile wie Betondurchlässe, eines kann da schon einmal 19 Tonnen wiegen. Dafür gibt es nicht viele Hersteller.“
Renaturierung kostet eine halb Million Euro
Der Bodenaushub werde zum Kieswerk Hinterste Mühle in Neubrandenburg gebracht.
Das Bauvorhaben soll im März 2023 abgeschlossen werden. Die Kosten betragen rund 500.000 Euro, die Mittel dafür stammen aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER). Den Eigenanteil der Stadt trage das Land, so Irene Kalinin.
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