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Engagierter Jungbauer

Landwirte, kommt raus aus der Opferrolle!

Penkun / Lesedauer: 3 min

Wie soll die Landwirtschaft in Zukunft aussehen? Wie verhalten sich Bauern künftig? Ein junger Landwirt hat da so einige Ideen, die nicht jedem gefallen dürften.
Veröffentlicht:19.06.2022, 21:24

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Vor etwa 500 Leuten in einer großen Halle sprechen und Vorschläge für die Landwirtschaft der Zukunft unterbreiten? „Ja, das macht man nicht jeden Tag. Und dann noch vor Berufskollegen. Angst hatte ich nicht, aber Respekt vor der Aufgabe“, sagt Jonas Klänhammer. Der Junglandwirt aus Penkun war einer von 22 Delegierten aus Mecklenburg-Vorpommern beim Deutschen Bauerntag in Lübeck und neben Emanuel Reim, dem Vorsitzenden des Bauernverbandes Uecker-Randow, der zweite Vertreter aus der Region.

Der 23-Jährige ist als Mitglied der Arbeitsgruppe Zukunftsbauern nach Lübeck gereist. Der vom Deutschen Bauernverband (DBV) initiierten Gruppe gehört jeweils ein Landwirt aus einem Landesbauernverband an. „Seit Dezember 2021 hatte die Arbeitsgruppe drei Treffen – in Erfurt, Berlin und Göttingen. Und dann gab es fast alle 14 Tage Online-Workshops“, sagt der Penkuner, der mit seinem Vater Bernd einen landwirtschaftlichen Betrieb führt und selbst schon einen Agrarbetrieb angemeldet hat.

23-Jährige steht vor Studiumsabschluss

Für den Bauerntag in der Hansestadt hat die Arbeitsgruppe Zukunftsbauern Jonas Klänhammer zufolge Ideen erarbeitet und Vorschläge unterbreitet, wie die Landwirtschaft in Zukunft aussehen soll und wie sie sich in der Gesellschaft positioniert. Zeil sei eine bessere Wertschätzung für die Bauernfamilien und eine höhere Wertschöpfung für die Betriebe. „Wir als Landwirte brauchen ein neues Selbstverständnis, ein neues Rollenverständnis und eine neue Kommunikation nach innen und außen“, sagt der 23-Jährige, der vor dem Abschluss seines Masterstudiums Agrarwirtschaft steht.

Ein neues Selbstverständnis bedeute und erfordere zum Beispiel, Abschied zu nehmen von der unter Landwirten durchaus verbreiteten „Opferrolle“ und die landwirtschaftliche „Blase“ zu verlassen. Durch den Ukraine-Krieg und die damit verbundene Frage der Versorgungssicherheit bei Nahrungsmitteln und Energie sei zuletzt ein ganz besonderes Augenmerk auf die Landwirtschaft gelenkt worden. Die alte Rolle vieler Bauern als „Ablieferer“ landwirtschaftlicher Produkte sollte immer stärker ersetzt werden durch die Rolle als aktiver Unternehmer und Dienstleister für die Gesellschaft. „Durch mein Bachelor-Studium in Berlin habe ich erfahren, was viele über die Landwirtschaft und Bauern nicht wissen. Das müssen wir kommunizieren“, nennt Jonas Klänhammer Gründe für sein Engagement. Das „Schwarze-Peter-Spiel“ zwischen der Landwirtschaft und Kritikern müsse beendet werden.

Wobei der Penkuner hofft, dass die Vorschläge der Arbeitsgruppe Zukunftsbauern nicht in der Schublade landen. „2023 gibt es den nächsten Bauerntag in Münster. Dann wollen wir kritisch darauf sehen, was passiert ist“, sagt er. Dem DBV habe die Arbeitsgruppe eine tiefgreifende, breit angelegte und mutige Debatte über einen echten Paradigmenwechsel empfohlen. Jetzt hoffe er wie die anderen Landwirte erst einmal auf eine gute Ernte.