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Weihnachtsmärchen

Lokführer, Polizisten und Tierärztin retten Katze von B 104

Bismark / Lesedauer: 3 min

Schwer verletzt lag Molly nachts mitten auf der Fahrbahn in Bismark. Dann kamen Marcin Strozyk und weitere Personen ins Spiel.
Veröffentlicht:21.12.2021, 18:07

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In Bismark hat sich ein Weihnachtsmärchen zugetragen. Ein Lokführer, zwei Bundespolizisten und eine Tierärztin arbeiteten mitten in der Nacht zusammen und retteten einer kleinen Katze das Leben. Dabei hatten sich die Beteiligten vorher nicht einmal gekannt.

Es war so: Zugführer Marcin Strozyk war in der Nacht zum Sonntag mit dem Auto auf dem Heimweg Richtung Stettin. Gegen Mitternacht sah er in Bismark etwas Schwarzes auf der Bundesstraße 104 liegen, mitten auf der Fahrbahn – ein schwarzes Bündel auf schwarzer Straße in schwarzer Nacht. „Ich wollte erst daran vorbeifahren.“ Doch dann öffnete das Wesen die Augen. „Sie strahlten mich im Scheinwerferlicht an.“ Der 33-Jährige hielt sofort an. „Ich ging zu der Katze und streichelte sie. Sie konnte nicht aufstehen, bewegte sich kaum.“ Vorsichtig hob der Mann das Tier auf, legte es auf seinen Beifahrersitz und telefonierte.„Die Polizei konnte nicht helfen, und nachts gegen 24 Uhr einen Tierarzt zu erreichen, ist bisschen schlecht.“ Marcin Strozyk fuhr weiter Richtung Heimat. Am Grenzübergang bat er Bundespolizisten um Hilfe.

„Die haben eine Stunde lang versucht, jemanden zu erreichen. Zum Glück ging dann die Tierärztin aus Tantow ans Telefon.“ Wenig später fuhr ein Polizeiauto samt Katze bei Dr. Catherine Neumann vor. „Es war ein Glück, dass die Polizisten mir die Katze gleich gebracht haben. Sie ist schwer verletzt“, sagt die Tierärztin. Sie diagnostizierte unter anderem einen Beckenbruch, eine Gehirnerschütterung und eine Unterkühlung. „Sie ist sicher angefahren worden“, vermutet Catherine Neumann.

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Schmerzmittel und Boxenruhe

Unterdessen veröffentlichten die Bundespolizisten in einer Pressemitteilung das Schicksal der Katze und den Namen der Tierärztin. Das lasen Katrin Schossow und ihre Familie in der Zeitung. „Wir waren uns sicher, dass das unsere Molly ist. Wir vermissten sie seit zwei Tagen“, sagt Katrin Schossow. Am Dienstag, zwei Tage nach ihrem Unfall, ging es Molly besser. „Sie bekommt eine Schmerztherapie und hat Boxenruhe“, sagt Catherine Neumann. Ihre Verletzungen müssen heilen. Operierbar sei ein solcher Bruch nicht. „Sie wird erstaunlich schnell gesund. Ich bin jeden Tag begeistert. Heute konnte sie schon fast aufstehen.“ Die Tierärztin, die eine Praxis in Wollin bei Penkun betreibt, pflegt die fast zweijährige Katze bei sich zu Hause. „Ihr Käfig steht bei uns in der Küche. Meine Kinder streicheln sie oft. Bei uns ist sie nicht so allein.“ Außerdem sei die Katze ganz vernarrt in den Familienhund.

Das liegt daran, dass zu Hause ein Schäferhund ihr bester Freund ist. „Die beiden sind wie Geschwister“, erzählt Katrin Schossow. Am Mittwoch darf Molly zurück zu ihrer Familie. Dort muss sie noch drei bis vier Wochen im Käfig bleiben, denn zu viel Bewegung wäre jetzt Gift. Sie wird wieder gesund, vielleicht sogar ohne bleibende Schäden, sagt Catherine Neumann. „Katzen haben unglaubliche Selbstheilungskräfte.“

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„Das ist sehr berührend und unfassbar schön”

Molly habe in jener Nacht sagenhaftes Glück gehabt. „Der Nächste hätte sie vermutlich überfahren.“ Die Tierärztin ist beeindruckt von dem tierlieben Lokführer und den Bundespolizisten. „Er ist so aufmerksam gefahren und hat sich so viele Gedanken gemacht. Es gibt nicht viele solcher Menschen.“

Katrin Schossow ist überglücklich, dass Molly lebt. „Sie ist ein Familienmitglied.“ Die Hilfsbereitschaft des Zugführers, der Bundespolizisten und der Tierärztin verschlägt ihr fast die Sprache. „Ich weiß kaum, was ich sagen soll. Das ist sehr berührend und unfassbar schön.“