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Weiterer Prozess

Mann soll mehrfach 30 Leute im Transporter eingeschleust haben

Pasewalk / Lesedauer: 2 min

In Pasewalk steht ab Donnerstag ein Mann vor Gericht, der zwei Mal Migranten unter menschenunwürdigen Bedingungen nach Vorpommern gebracht haben soll.
Veröffentlicht:13.04.2022, 16:20
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Sechs Monate nach seiner Verhaftung muss sich von Donnerstag an ein mutmaßlicher Schleuser vor dem Amtsgericht Pasewalk verantworten. Wie ein Sprecher des Gerichts gestern mitteilte, wird dem 34 Jahre alten Beschuldigten gewerbsmäßiges Einschleusen von Ausländern über die sogenannte Belarus-Route vorgeworfen.

Mehrjährige Haftstrafe droht

Der Mann aus Polen soll im Oktober 2021 zweimal nacheinander je etwa 30 Migranten in einem Transporter von der polnisch-weißrussischen Grenze etwa 1000 Kilometer durch Polen bis in den Süden Vorpommerns gefahren haben. Die Menschen seien im Fahrzeug laut Bundespolizei unter menschenunwürdigen Bedingungen auf engstem Raum eingepfercht gewesen.

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Die Flüchtlinge, die meist aus dem Irak kamen und unter denen auch Kinder waren, wurden bei Blankensee und Bismark nördlich der Bundesstraße 104 aufgegriffen. Der Beschuldigte war am 23. Oktober des vergangenen Jahres festgenommen worden. Der Mann soll die Vorwürfe bei Vernehmungen eingeräumt haben, wie es hieß. Ihm droht eine mehrjährige Haftstrafe.

Schon der dritte Prozess innerhalb kurzer Zeit

Der Schleuserfall reiht sich in eine ganze Reihe von Prozessen zu diesem Thema ein, die derzeit im Osten Mecklenburg-Vorpommerns verhandelt werden. Den Auftakt machte Anfang Februar ein Urteil gegen ein polnisches Schleuserpaar, das 16 Menschen transportiert hatte. Beide wurden wegen des gemeinschaftlichen Einschleusens von Ausländern nach Deutschlands verurteilt zu Freiheitsstrafen von drei Jahren beziehungsweise zwei Jahren und vier Monaten verurteilt. Der Mann und seine Verlobte haben aber Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt.

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Zudem läuft derzeit ein Prozess am Amtsgericht Pasewalk gegen vier beschuldigte Männer tunesischer Abstammung im Alter zwischen 25 und 35 Jahren wegen bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern. Dieser wird aus Platzgründen aber am Landgericht in Neubrandenburg verhandelt.

Lukaschenko im Streit mit der EU

Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hatte im Frühjahr 2021 als Reaktion auf Sanktionen der Europäischen Union erklärt, er werde Migranten in Richtung EU nicht mehr aufhalten. Daraufhin waren Tausende Flüchtlinge mit Flugzeugen über die Türkei nach Belarus geflogen worden und hatten sich dann zu Fuß Richtung Polen und damit der EU aufgemacht.

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Allein im Oktober 2021 waren in Vorpommern 749 Migranten und mehrere mutmaßliche Schleuser aufgegriffen worden. Die Zahl der Flüchtlinge in Vorpommern sank erst, als Polen eine feste Grenzbefestigung installierte.