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Mit der S-Bahn bald von MV nach Polen?

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Mit einer S-Bahn von Ueckermünde oder Pasewalk zum Flughafen bei Stettin: Die polnische Metropolbahn SKM könnte auch nach Deutschland fahren. Doch noch gibt es Hürden.
Veröffentlicht:16.12.2021, 07:45

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Das Aus zum 1. Oktober 2002 hatte sich bereits seit Jahren abgezeichnet: Mangels Nachfrage stellte ab diesem Tag die Stettiner S-Bahn ihren regulären Betrieb in die nördliche Nachbar- und Chemieindustriestadt Police (Pölitz) ein. Damit gibt es auch keine Bahnverbindung nach Trzebiez (Ziegenort) am Stettiner Haff mehr. Knapp zehn Jahre später beginnt die Kehrtwende: Die Renaissance des öffentlichen Nahverkehrs sorgt für ein Umdenken und heute wird schon wieder gebaut. Die einstige S-Bahn wird in den nächsten Jahren zur Stettiner Metropolbahn SKM.

Schon jetzt steht für den polnischen Teil das Streckennetz fest: Neben Police im Norden werden durch die Nahverkehrszüge mit Gryfino (Greifenhagen), Stargard und Goleniow (Gollnow) weitere Städte in das System eingebunden – einschließlich dem Flughafen Goleniow bei Stettin, der auch internationale Verbindungen im Programm hat.

„Wer bezahlt das überhaupt?”

Ein nächster Schritt zeichnet sich am Horizont ab: Die Verlängerung der SKM nach Deutschland. Pasewalk, Torgelow, Ueckermünde sind mögliche Zielorte für die aufgefrischte S-Bahn. In Deutschland haben sich in Grenznähe viele einstiger Stettiner angesiedelt, das Haffbad Ueckermünde mit seinem Tierpark zieht schon heute viele Gäste aus Polen an, die mit dem Auto kommen.

Doch eine solche Anbindung wird nicht zum Nulltarif zu haben sein. „Die spannende Frage ist, wer bezahlt das überhaupt. Da wird auch die deutsche Seite Geld in die Hand nehmen müssen”, schätzt Ralf Pfoth, Vizehauptgeschäftsführer und Verkehrsexperte der IHK Neubrandenburg ein. Es nennt als Beispiel die notwendige Elektrifizierung der Trasse auf deutscher Seite, auf der E-Triebzüge verkehren sollen.

Lösung für Fachkräftemangel

Der Wirtschaft unterstütze das Projekt ausdrücklich, so Pfoth. Der Süden Vorpommerns sei Teil der Metropolregion Stettin mit einer halben Million Einwohnern. Er verweist auf das Großgewerbegebiet in Pasewalk, das seit einiger Zeit als Industriepark Berlin-Stettin vermarktet wird. „Mit Erfolg”, meint er mit Blick auf die in den vergangenen beiden Jahren erfolgten Ansiedlungen der Unternehmen Topregal aus der Nähe von Stuttgart und Huber Landtechnik aus Österreich am Stadtrand von Pasewalk nahe der Ostseeautobahn A20.

„Diese Unternehmen kommen aber nur, wenn sie mit genügend Fachkräften rechnen können”, sagt Pfoth. Ohne Mitarbeiter aus Polen werde es in den dünn besiedelten Region aber nicht gehen. „Das stellt sich dann natürlich die Frage, wie kommen die Leute dorthin”, betont er und sieht eine S-Bahn von und nach Polen als mögliche Lösung.

Erweiterung erst ab 2025

Doch bevor es so weit ist, will die Stettiner Metropolenbahn erklärtermaßen erst ihr polnisches Netz fertigstellen. Die laufenden Baumaßnahmen auf der Strecke Stettin-Police verzögern sich, weil sich Auftraggeber und ausführende Firmen um die Ursache für steigende Baukosten streiten. Damit könnte der für Ende 2023 avisierte Ausbau auf einen späteren Termin rücken.

„Damit würde auch die Erweiterung nach Deutschland später erfolgen. Das bereitet uns schon Sorgen”, sagt IHK-Vizechef Pfoth, der nicht vor 2025 mit einer Erweiterung der SKM rechnet. Die Frage sei, welche Folgen steigende Projektkosten nach sich ziehen würden. Er hält für denkbar, dass sich Geld aus EU-Förderprogrammen für Grenzregion locker machen lässt.

Die Kommunalgemeinschaft Pomerania hat die Metropolenbahn in ihr Entwicklung- und Handlungskonzept bis 2030 aufgenommen und macht sich für den Ausbau grenzüberschreitender Verkehrsverbindungen stark. Derzeit sei die Situation „sehr unbefriedigend”. Die wachsende Nachfrage durch Berufspendler oder den Tourismus mache die Verbesserung der Angebotsqualität erforderlich. Die Stettiner Metropolbahn SKM könne die Situation im grenzüberschreitenden Schienenverkehr verbessern.