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Elektrizität

▶ Modernisierung im Umspannwerk - eine Großbaustelle unter Strom

Pasewalk / Lesedauer: 3 min

Bei laufendem Betrieb wird eines der größten Umspannwerke in Mecklenburg-Vorpommern am Stadtrand von Pasewalk noch größer. Bei den Arbeiten muss einiges beachtet werden, damit nicht die Lichter ausgehen.
Veröffentlicht:25.11.2021, 17:58

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Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit wird an Pasewalks östlichem Stadtrand gebaut. Eines der größten Umspannwerke Mecklenburg-Vorpommerns wird noch größer. Seit Jahresbeginn rollen die Bagger auf dem eingezäunten Gelände an der Bundesstraße 104. Spätestens 2024 soll die 110-Kilovolt-Anlage der E.dis auf dem technisch neuesten Stand sein und bis in absehbarer Zukunft wie eine Autobahn-Auf- und -Abfahrt unterschiedliche Stromnetze mit unterschiedlichen Spannungen verbinden.

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Das Werk wurde zu DDR-Zeiten in den 60er-Jahren gebaut, erklärt Steffen Rexa vom Energieversorger E.dis, der sich die Baustelle mit dem Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz teilt. In den 60er Jahren sei der Strom im Osten Deutschlands in eine einzige Richtung geflossen: „Von Süden nach Norden, aus den Tagebauten und Kraftwerken in der Lausitz hoch zu uns.“ Seit Beginn des Ausbaus der erneuerbaren Energien in den 90er-Jahren aber fließe der Strom kreuz und quer – von den Wind- und Solarparks im Norden nach Süden, wenn kein Wind weht oder keine Sonne scheint, in die Gegenrichtung, oft aber auch von West nach Ost oder umgekehrt.

Alles erfolgt bei laufendem Betrieb

Für solche Ansprüche sei das Umspannwerk damals nicht ausgelegt gewesen. Darum sei ein Streifen Land dazu gekauft worden, und nun werde um- und ausgebaut. Neue Masten werden gesetzt, stärkere Leitungen montiert, größere Isolatoren eingebaut. Das Vorhaben sei an sich nicht weiter kompliziert, allerdings müsse alles bei laufendem Betrieb erfolgen. „Abschalten und neu bauen wäre natürlich einfacher“, weiß Rexa. In dem Werk bei Pasewalk müssen während der Bauarbeiten jedoch Leitungen und Rohre provisorisch umverlegt werden, damit es nicht zu Stromausfällen kommt. Jeder Handgriff muss gut überlegt und jeder Hebel in der richtigen Position sein, damit es während der Arbeiten nicht doch mal zu einem Unfall kommt. Wenn alles nach Plan verläuft, bemerken die Haushalte vom Umbau nichts. Bisher ist alles gut gegangen, sagt Rexa.

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In zwei Schritten wird die bestehende 220 Kilovolt-Anlage nach Auskunft von 50 Hertz auf 380-kV-Technik umgerüstet. Parallel wird eine neue Freileitung zwischen Pasewalk und einem weiteren Umspannwerk in Bertikow in der Uckermark gebaut. Über ebenfalls neue Transformatoren wird die Spannung auf 110 Kilovolt reduziert, so, wie bei einer Autobahnabfahrt die Fahrgeschwindigkeit langsamer wird. Bis der Strom mit nur noch 400 oder 230 Volt an den Steckdosen in den Häusern ankommt, muss er, ähnlich wie Straßenkreuzungen, weitere Trafo-Stationen durchlaufen. So große Umspannwerke wie das in Pasewalk gebe es im Nordosten noch in Siedenbrünzow (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte), Güstrow (Landkreis Rostock), Lüdershagen (Vorpommern-Rügen) und bei Fürstenberg in Brandenburg.

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Sind Windkraft- und Solaranlagen die Zukunft der Elektrizität in Deutschland oder doch Kohle- und Atomkraftwerke? „Ich denke, ein Mix aus beidem. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so viele Wind- und Solaranlagen gebaut werden können, zumal ab 2030 alle Autos auf Elektroantrieb umgestellt sein sollen, wir den Strom nach wie vor nicht vernünftig speichern können und Wind oder Sonne oft nicht zur Verfügung stehen“, sagt der Elektrotechniker. Aber das sei „nur“ seine Meinung. Entscheiden müsse das die Politik.