Als Besucher die Greifvogel-Voliere auf dem Gelände des Storchenhofes Papendorf betreten, versucht der Seeadler, das Weite zu suchen. Er scheitert am Netz der Voliere. „Der könnte eigentlich ausgewildert werden. Wir wollen ihn aber noch beringen“, sagt Jens Krüger, Vorsitzender des Vereins Storchenhof Papendorf. Ein weiterer Seeadler in der Anlage kauert am Boden. Er ist noch nicht flugfähig. Die beiden imposanten Vögel kamen Ende Juni und Mitte August von den Inseln Riether Werder und Usedom verletzt nach Papendorf. In der am Mittwoch offiziell eingeweihten Pflegestation mit den zwei 15 Meter großen runden Volieren sollen künftig weitere kranke, verletzte oder junge elternlose Greifvögel aufgepäppelt werden.
Besonders in Mecklenburg gibt es noch Defizite
„Schuld“ am Bau der Anlage in dem Dorf bei Pasewalk ist letztlich die Windkraft. Der Stromnetzbetreiber 50Hertz bindet die beiden Offshore-Windparks Arkona und Wikinger in der Ostsee vor Rügen an das Höchstspannungs-Übertragungsnetz in Lubmin an. Im Rahmen des Netzanbindungsprojekts „Ostwind 1“ ist 50Hertz verpflichtet, Kompensationsmaßnahmen für Eingriffe in die Natur und Landschaft zu realisieren.
Die Idee zu der Pflegestation entstand nach Angaben von Bernd Presch vom Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie in Güstrow (LUNG) durch ein Seeadlerpaar, das im Trassenverlauf der 50-Hertz-Leitung in Freesendorf bei Lubmin brütete. „Bei der Pflege von hilfebedürftigen Wildvögeln haben wir große Probleme und Defizite, mehr in Mecklenburg, weniger in Vorpommern“, sagte Presch. Als Partner habe 50Hertz angeboten, die Anlage zur Pflege und späteren Auswilderung der Vögel zu finanzieren. Gleichzeitig unterstütze man damit den Verein Storchenhof Papendorf, der seit Jahren auch erfolgreich im Greifvogelschutz tätig sei. „Mit der Pflegestation helfen wir dauerhaft Seeadlern und anderen Greifvöglein“, sagte Presch.
Das Ganze hat 270.000 Euro gekostet
Nach Angaben von Jens Regiment, Projektleiter Genehmigungen beim Netzbetreiber, hat 50Hertz rund 270.000 Euro in die Station investiert. Für den Betrieb der Anlage erhalte der Storchenhof zudem in den nächsten zehn Jahren jährlich eine Förderung von 10.000 Euro. Damit sollen Aufwendungen wie Futterkosten oder Fahrten in die Tierklinik Berlin bezahlt werden, erklärte Regiment.