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Angler im Glück

Rätselraten um den Riesen-Karpfen aus Vorpommern

Löcknitz / Lesedauer: 3 min

Großen Fisch gefangen – große Resonanz: Der Bericht über den Löcknitzer,der einen 29 Kilo schweren Karpfen im Lebehner See gefangen hat, führte zu vielen Reaktionen. Mehrere Leser sind davon überzeugt, dass es sich um einen Marmorkarpfen handelt und nicht um einen Graskarpfen. Wer hat Recht?
Veröffentlicht:23.07.2020, 06:06

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Uwe Kretschmar ist sich sicher: „Das ist definitiv ein Mamorkarpfen“, sagt der Mann aus Königs Wusterhausen. Kretschmar ist Vorsitzender des Kreisanglerverbandes Dahme-Spreewald. Als solcher hat er interessiert den Bericht über den Rekordfang von Thomas Manthei aus Löcknitz gelesen, der vor ein paar Tagen am Lebehner See einen 29 Kilo schweren und 125 Zentimeter großen Karpfen gefangen hat.

Die feinen Unterschiede der Riesen-Karpfen

Der Löcknitzer sprach nach Rücksprache mit Angelfreunden von einem Graskarpfen. Dies sei schon ein absolut kapitaler und seltener Fang, räumt Kretschmar ein. Nur handele es sich um einen Marmorkarpfen. „Es gibt einige Unterschiede zwischen beiden“, meint der Brandenburger. Während der Graskarpfen eine gleiche, oft kupfer-silberfarbene Färbung habe, weise der Marmorkarpfen eine weiße Färbung im Bauchbereich und eine oft schwarze am Rücken auf. Beim Graskarpfen befinde sich das Auge mittig, beim Marmorkarpfen in Höhe des Mauls. Auch bei der Maulform würden sich beide Fischarten unterscheiden.

Eingeführt als Soldatennahrung

„Um die jährliche Mahd der Meliorationsgräben einzusparen und als Krautungshilfe in Flüssen und Seen, führte die DDR in den 1970er Jahren die aus Asien stammenden Gras-, Silber- und Marmorkarpfen ein. Gleichzeitig war es Ziel, das riesige Heer der sowjetischen Soldaten satt zu bekommen. Diese Karpfen sind schnellwüchsig“, weiß Uwe Kretschmar zu berichten.

Bei den drei Karpfenarten handele es sich um invasive Arten, die auf pflanzliche Nahrung spezialisiert seien. „Was man allerdings nicht bedachte, war, dass es für diese Fische keinen Unterschied macht, ob sie unerwünschtes Hornblatt, auch Hornkraut genannt, oder See- und Teichrosen, ja auch notwendige Laichkräuter vorm Maul hatten. Gerade die jungen Triebe letztgenannter Pflanzen waren im Frühjahr wahre Leckerbissen“, erklärt der Brandenburger.

Nur selten an der Angel

Bis 1989 nicht nur besetzt, sondern auch intensiv befischt, seien die Karpfen an die sowjetischen Kasernen geliefert worden. Damit habe man den Schaden in Grenzen halten können. Doch mit dem Abzug der russischen Armee habe es keinen Bedarf mehr gegeben, so dass die Berufsfischerei den Fang einstellte. „Die Angler konnten keinen Ersatz darstellen, da diese Fischarten nur selten an die Angel gehen. Inzwischen gibt es zwar ein gesetzliches Besatzverbot, aber die Fische werden sehr alt und vor allem groß. So schwimmen jetzt wahre Riesen in unseren Gewässern herum“, meint Uwe Kretschmar. Über 1,20 Meter lang und 25 Kilo Gewicht würden Bandmaß und Waage schon mal anzeigen, wenn Hobbyfischer sie doch an die Angel bekommen.

Was es auch war, es hat geschmeckt

Und was sagt Thomas Manthei zu dem Vorwurf, er habe den Fisch falsch identifiziert? Der Angler sieht die Frage, ganz anglertypisch, ganz gelassen: „Wenn es so ist, ist es so“, sagt der Löcknitzer. Seinen Angelfreunden sei er keineswegs gram, wenn diese sich getäuscht haben sollten.

Auf eine Sache legt er allerdings Wert: Die Behauptung, das Fleisch dieser Karpfenarten sei nicht schmackhaft, widerspricht er entschieden. Mit seiner Frau Carmen versichert er, dass die erste Portion Fisch – als geräucherte Variante – super geschmeckt habe. Auch die Eltern und Bekannte, die den Fisch räucherten, hätten dies bestätigt. Und alle, die es lieber gesehen hätten, wenn Manthei das Tier nicht verspeist hätte, will er sagen: Den Karpfen habe er nach dem Fang ohnehin nicht mehr in das Gewässer zurücksetzen dürfen.