StartseiteRegionalPasewalkSchuhmacher staunt: Doll, was die damals schon konnten!

Auf den Spuren der Geschichte

Schuhmacher staunt: Doll, was die damals schon konnten!

Pasewalk / Lesedauer: 2 min

Auf den Spuren seiner Berufskollegen von vor 750 Jahren wandelt derzeit der Pasewalker Schuhmachermeister Norbert Makowiak. Er baut einen Schuh aus der damaligen Zeit nach. Das ist gar nicht so einfach!
Veröffentlicht:29.12.2014, 18:55

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Noch Wochen danach kommt Norbert Makowiak aus dem Staunen nicht heraus. Der Grund: Im Frühjahr fanden Mitarbeiter des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege bei Grabungsarbeiten am ehemaligen Stettiner Tor in der untersten Kulturschicht in einem Misthaufen einen Schuh. Dieser stammt aus der Gründungszeit der Stadt um 1250, stellte sich jetzt nach genauen Untersuchungen heraus (der Nordkurier berichtete).

Nun liegt der in Schwerin konservierte Schuh im Pasewalker Stadtmuseum. Norbert Makowiak besuchte ihn schon des Öfteren. Sein Ziel: Er möchte ihn nachbauen.

Der Schuh war sehr gut genäht, aber kaputt

Wie kommt so ein Schuh 1,80 Meter unter der Erdoberfläche in einen Misthaufen? Für Norbert Makowiak gibt es nur eine Erklärung: „Der Schuh war kaputt. Der Besitzer warf ihn deshalb damals weg. Einen Entsorger wie Remondis heute gab es ja noch nicht. Also landete der Schuh auf dem Mist.“ Das, was heute in konservierter Form vorliegt, ringt mehr als sieben Jahrhunderte danach dem Fachmann vor der Leistung seiner Vorfahren Respekt ab. Der Mann, der den Schuh trug, muss auf der gesellschaftlichen Rangleiter schon ein bisschen besser gestellt gewesen sein. „Der Schuh war sehr gut genäht, wies eine exakte Lochung aus und war aus richtig gutem Rindsleder“, sagt Norbert Makowiak. Damals sei Leder gegerbt und zum Haltbarmachen auch in Jauche getaucht worden. Rechte und linke Schuhe gab es damals nicht, beide waren gleich.

Für den Pasewalker Schuhmachermeister ist die Beschäftigung mit historischem Schuhwerk nicht neu. Mitte der 1960er- Jahre fertigte er solche für das damalige Prenzlauer Theater an. Nun sitzt Makowiak in seiner Schuhmacherwerkstatt. Mithilfe einer Form baute er ein erstes Modell. Will dieses dann mit dunklem Leder überziehen und nass machen, damit es so aussieht wie das 750 Jahre alte Teil. Ganz zufrieden ist er mit dem Resultat allerdings noch nicht. Er möchte die Schuh-Nachbildung doch noch ein wenig weiter ausschneiden. Auf das Resultat darf man gespannt sein.