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Geldsorgen

Schulden-Überraschung in der Uecker-Randow-Region

Pasewalk / Lesedauer: 2 min

Viele Beschäftigte sind in Kurzarbeit und zahlreiche Selbstständige haben seit Monaten keine oder wenig Einkünfte. Doch gibt es dadurch mehr Fälle bei der Schuldnerberatung?
Veröffentlicht:19.04.2021, 16:29

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Die anhaltende Kurzarbeit macht sich nicht bemerkbar in einer höheren Zahl von Schuldnern. „Aber vielleicht kommen die Auswirkungen später”, meint Renate Köhler. Als Schuldnerberater hätten Köhler und Jens Bengelsdorf in den vergangenen Monaten viele Außensprechstunden in den Arbeitslosentreffs nicht durchführen können. Im Durchschnitt der Jahre komme man auf etwa 100 Neuaufnahmen im Jahr. Durch untersagte Reisen oder geschlossene Geschäfte hätten die Bürger womöglich auch mehr Geld zur Verfügung.

Schuldner-Zahl auf Vorjahresniveau, Schuldsumme steigt

Die Corona-Pandemie hat die Zahl der Neuaufnahmen bei der Schuldnerberatung des Arbeitslosenverbandes Uecker-Randow nicht ansteigen lassen. 2020 habe die Zahl der privaten Insolvenzverfahren bei 75 gelegen und sich damit auf dem Niveau der Vorjahre bewegt, berichten die beiden . In den ersten drei Monaten dieses Jahres habe es im Schnitt sechs Neuaufnahmen gegeben. Beraten werden zurzeit etwa 60 Personen.

„Was aber gestiegen ist, ist die durchschnittliche Verschuldungssumme unserer Kunden. Waren es sonst 18.000 bis 20.000 Euro, liegt sie nun bei 28.000 Euro pro Person”, berichtet Jens Bengelsdorf. Zu vermuten sei, dass vermehrt Kredite ausgegeben wurden an Leute, die diese nicht bedienen können. Es gebe Bürger, die bei der Hausbank keinen Kredit bekommen, diesen aber beispielswiese bei einer Internetbank erhalten. Einige Finanzinstitute seien bei der Geldvergabe sehr freizügig. Zudem fördere das kontaktlose Bezahlen die Verschuldung. „Wenn ich am Montag 50 Euro im Portemonnaie habe, weiß ich am Freitag was ich ausgegeben habe. Wenn ich aber nur mit Karte zahle, kann ich schnell den Überblick über den Kontostand verlieren”, meint Jens Bengelsdorf.

Zahl der verschuldeten Renter hat zugenommen

Den Angaben der Berater zufolge stellen Arbeitslosengeld-II-Empfänger mit 40 Prozent den höchsten Anteil unter den Schuldnern, die beraten werden. 20 Prozent der Kunden seien in Beschäftigung. 17 Prozent der Fälle seien Rentner. „Die Zahl der Rentenbezieher unter den Schuldnern hat zugenommen”, erklärt Renate Köhler.

Ein hoher Anteil entfalle zudem auf Alleinerziehende mit Kindern, die nur ein Einkommen zur Verfügung haben. Katalogbestellungen oder Handyverträge seien weiterhin und oft der typische Weg in die Schuldenfalle. Als Folge davon gebe es Zahlungsrückstände bei Strom- und Wasserversorgern und bei Vermietern.

Bei Räumungsklagen von Wohnungen oder bei angekündigten Stromsperren könne die Schuldnerberatung – trotz meist kooperativer Vermieter und Versorger – kaum noch etwas tun. In solchen Fällen hätten sich die Schulden über einen langen Zeitraum angehäuft.

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