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Waldbrandgefahr und Corona-Virus

Sind die freiwilligen Feuerwehren gewappnet?

Pasewalk / Lesedauer: 4 min

Nirgendwo in Mecklenburg-Vorpommern ist die Waldbrandgefahr groß wie in der Uecker-Randow-Region. Zu ersten Bränden mussten die Kameraden schon ausrücken. Sind die Feuerwehren darauf vorbereitetet und aktuell in der Lage, Brände zu löschen?
Veröffentlicht:10.04.2020, 13:59

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Am Dienstag rückte die Penkuner Feuerwehr aus, in der Nacht zum Donnerstag Torgelows Kameraden: Das schöne Aprilwetter beschert dem Süden des Landkreises Vorpommern-Greifswald derzeit nicht nur viel Sonnenschein, sondern auch die ersten Brände. Während die Penkuner bei Büssow brennenden Abfall löschten, stand in der Nacht zum Donnerstag eine Fläche zwischen Torgelow-Drögeheide und Spechtberg an der Landesstraße 321 in Flammen. Aus bisher unbekannter Ursache gerieten dort rund 2000 Quadratmeter Wald in Brand. Auch die Ursache des Feuers bei Penkun ist offen.

Die Stufe kann schnell auf fünf steigen

In dieser Woche war die Waldbrandgefahr in Mecklenburg-Vorpommern nirgendwo so groß wie in der Uecker-Randow-Region. Stufe vier von fünf wurde nach den zuletzt sehr trockenen Tagen erreicht. Die Waldbrandgefahr ist „hoch“ – und könnte bald sogar als „sehr hoch“ eingestuft werden, wenn die Trockenheit anhält. „Es wird höchstwahrscheinlich bei der Stufe vier über Ostern bleiben. Danach kann es durchaus sein, dass die Gefahr auf Stufe fünf steigt“, sagt Thomas König, Leiter des Forstamtes Torgelow. Das Forstamt legt die Gefahrenstufe täglich neu fest.

Warum ist die Gefahr eines Brandes hier so groß?

Dass die Waldbrandgefahr in der Uecker-Randow-Region so hoch ist, liegt nicht nur an der allgemeinen Trockenheit. Der überwiegende Anteil der Wälder hier gehört zum Waldbrandrisikogebiet der Klasse A. Das entspricht einer hohen Waldgefahr. „Wir haben viele Kiefern, die selbst sehr harzhaltig sind und gut brennen“, sagt König. Außerdem sei die Bodenvegetation bei den Kiefern entzündlicher als bei den Laubwäldern, betont der Leiter des Forstamtes: „Und die Zündbereitschaft der Vorjahresvegetation ist noch hoch. Wenn die Pflanzen anfangen zu treiben, dann wird es besser.“

Wie schätzen die Feuerwehren ihre Einsatzbereitschaft ein?

Sollte es doch zu einem Wald- oder Flächenbrand kommen, dann gibt es noch immer die freiwilligen Feuerwehren. Allerdings liegt auch dort fast alles auf Eis. „Keine Treffen, alle Dienste sind abgesagt, keine Ausbildung“, sagt Löcknitz Wehrführer Enrico Harms. Zu Bränden mussten seine Kameraden in der jüngeren Zeit nicht ausrücken. Zu Türöffnungen werden sie indes immer wieder gerufen. „Wir rücken dann mit einer kleinen Staffel aus und halten wegen Corona Plätze frei“, sagt Harms. „Trotz dieser Situation: Unsere Einsatzbereitschaft ist gegeben.“ Das werde auch über Ostern so sein, wenn in den Wäldern sicher mehr Bewegung sein wird.

Die Strasburger haben insgesamt ihre Ausrückeordnung geändert. Die Wehr setzt auf die kleine Staffel, also auf einen Leiter und fünf Kameraden, wenn es Anforderungen gibt. Eine Reserve bleibt im Gerätehaus, sagt Wehrführer René Gosse. Elf Einsätze gab es in diesem Jahr, die meisten bezogen sich auf technische Hilfeleistungen. „Wir halten Abstand und fahren mit mehreren Fahrzeugen hinaus, wenn wir angefordert werden“, so der Wehrführer.

Keine Engpässe in Penkun

Angesichts der Corona-Pandemie haben sich die Penkuner Kameraden über ihre Einsatzfähigkeit frühzeitig verständigt. „Aktuell bestehen überhaupt keine Probleme. Zum Brand zwischen Penkun und Büssow sind wir in voller Gruppenstärke ausgerückt, das heißt, ein Gruppenführer mit einer achtköpfigen Mannschaft“, berichtet Wehrführer Maik Weber. Wer sich einer Risikogruppe zugehörig fühlt, dem habe die Wehr es freigestellt, ob er generell an Einsätzen teilnehmen möchte oder nicht. Personelle Engpässe bahnen sich in Penkun nicht an.

Pasewalks Wehrführer in Quarantäne

Dass es auch den Wehrführer treffen kann, belegt Pasewalk. Ganze zehn Tage, bis zum 22. März, befand sich Wehrführer Marco Freuer in Quarantäne, weil er Kontakt zu einer positiv getesteten Person hatte. Die Einsätze in der stark geforderten Wehr wurden unter anderer Führung trotzdem abgesichert. Auch diese Wehr setzt auf Reduzierung der Kräfte: Auf dem Löschgruppenfahrzeug rücken jetzt anstelle der neun nur sechs Kameraden aus, auf dem Truppfahrzeug nur zwei. Insgesamt zählte diese Wehr 41 Einsätze, die meisten waren technische Hilfeleistungen.