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Volkskrankheit

So macht eine Parkinson-Kranke anderen Betroffenen Mut

Pasewalk / Lesedauer: 3 min

Jutta Rieck ist an Parkinson erkrankt. Die Seniorin rät anderen Betroffenen nicht zu resignieren und sich mit der weit verbreiteten Krankheit auseinanderzusetzen.
Veröffentlicht:16.12.2021, 18:31

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Das haben Jutta Rieck und andere von Parkinson Betroffene schon oft erlebt: Leute, die an der Supermarkt-Kasse stöhnen, weil sie zu langsam sind. Solche, die meinen, sie haben zu tief ins Glas geguckt, weil sie zittern oder schaukeln. Oder die, die sich darüber wundern, dass Betroffene klein und schief schreiben.

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„Parkinson hat tausend Gesichter“, meint die Seniorin aus Pasewalk, die seit Jahren an der Volkskrankheit leidet und an der laut Krankenkassendaten aktuell etwa 400.000 Menschen bundesweit erkrankt sind. Parkinson trete nicht nur bei Älteren auf, auch Personen mit 30 oder 40 Jahren könnten daran erkranken, meint die 81-Jährige. Vor allem Jüngere würden damit bei ersten auftretenden Symptomen aber nicht rechnen. Deshalb sei es wichtig, beim Hausarzt oder Neurologen die richtige Diagnose erstellen zu lassen.

Therapeutische Übungen sind wichtig

„Die Einschränkungen durch die Krankheit sind schon belastend. Auch für den Partner ist es anstrengend. Man muss als Betroffener und Angehöriger auf vieles verzichten. Und man muss diszipliniert sein, etwa beim Essen oder bei der Tabletteneinnahme“, meint die Pasewalkerin, die als Rehabilitationspädagogin einst in einer Sprachheilschule gearbeitet hat. Sie hat den Pflegegrad drei und wird von ihrem Mann betreut. Seit fast zehn Jahren lässt sie sich wenigsten einmal im Jahr, auch über einen längeren Zeitraum, an der Uniklinik in Greifswald behandeln.

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Statt sich ihrem Schicksal hinzugeben, rät Jutta Rieck anderen Betroffenen, dass sie sich mit der Krankheit auseinandersetzen. „Man kann die Krankheit nicht aus seinem Körper vertreiben, aber man kann sie aufhalten, doch bitte nicht nur durch Medikamente“, sagt die 81-Jährige. So könne man durch Bewegung viel erreichen. Therapeutische Übungen würden beispielsweise helfen, dass sich die Muskeln nicht „schlafen legen“ und steif werden. Gesellschaftsspiele würden das Gehirn fit halten, singen die Stimme.

Selbsthilfegruppe Torgelow/Neubrandenburg

Wichtig, so Jutta Rieck, sei eine optimistische Einstellung. Positives Denken und Handeln würden Selbstheilungskräfte hervorbringen. Man könne sich ebenso einst ausgeübten Hobby widmen oder sich neue erschließen. Auch sollten sich Erkrankte nicht zurückziehen, sondern soziale Kontakte suchen.

Auch letzteres macht Jutta Rieck. Sie ist in der Selbsthilfegruppe Parkinson Torgelow/Neubrandenburg organisiert, die etwa 20 Betroffene und Angehörige zählt. Wegen Corona seien die regelmäßigen Treffen nicht wie gewohnt möglich. „Man tauscht sich in der Gruppe über die eigenen Erfahrungen mit anderen Erkrankten aus. Es gibt Vorträge und Seminare. Aber auch zum Kaffeeklatsch, Grillen oder zum Tanzen treffen sich Mitglieder“, berichtet Jutta Rieck. Hilfe gebe es zudem bei Anträgen und beim Umgang mit Ämtern.

Ziel der Selbsthilfegruppe sei es unter anderem, dass die Erkrankten ihren Alltag besser bewältigen, das Allgemeinbefinden verbessern, sie nicht vereinsamen und am öffentlichen Leben teilnehmen. „Durch meine Erfahrungen weiß ich, dass wir alle die Kraft haben, der Krankheit die Stirn zu bieten und die schönen Dinge im Leben zu genießen“, macht Jutta Rieck anderen „Parkis“ Mut.