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Gerichtsprozess

Staatsanwalt ermittelt gegen Bergemann

Wolgast / Lesedauer: 3 min

Gerade wurde Lars Bergemann aus der Linkspartei ausgeschlossen, jetzt ermittelt auch noch der Staatsanwalt gegen ihn wegen Untreue. Sind Vereinsstreitigkeiten der Hintergrund?
Veröffentlicht:21.12.2018, 08:00

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Lars Bergemann braucht gerade sehr viel Stehvermögen. Dieser Tage wurde der Wolgaster, der sich seit Jahren in der Kommunal- und Kreispolitik engagiert, aus der Linkspartei ausgeschlossen. Nun wird offenbar, dass auch die Staatsanwaltschaft Stralsund gegen ihn ermittelt. Doch nicht als Politiker, sondern als Vereinsmensch. Bereits im August dieses Jahres hat der Vereinsvorstand der Initiative „Interkulturellen Garten – Regenbogenpark Wolgast“ seinen Vereinsvorsitzenden Lars Bergemann wegen Untreue angezeigt. Es soll um einen vierstelligen Betrag gehen.

Dass bei der Staatsanwaltschaft Stralsund die Ermittlungen voll im Gange sind, bestätigt der stellvertretende Behördenleiter Dr. Sascha Ott. Gegenwärtig werden nach seinen Worten Zahlen ausgewertet, die Vernehmung des Beschuldigten sei zu einem späteren Zeitpunkt geplant.

Betroffene werden nicht immer informiert

Natürlich sei es unglücklich, dass Lars Bergemann auf diese Weise von den Vorwürfen erfahre. Doch Dr. Sascha Ott betont, dass es durchaus keine gängige Praxis sei, dass ein Beschuldigter zu Beginn von Ermittlungen davon in Kenntnis gesetzt werde. Das sei vor allen Dingen dann der Fall, wenn die Staatsanwaltschaft nur sehr schwer einschätzen könne, ob die Vorwürfe auch stichhaltig sind. „Wir erhalten viele Anzeigen, die sich dann als haltlos herausstellen“, erklärt Sascha Ott. Solle man dann immer vorab die Betroffenen informieren?

Dies sei aber nicht auf den Fall Bergemann gemünzt. Da hüllt sich der stellvertretende Leiter der Stralsunder Staatsanwaltschaft mit Hinblick auf das laufende Verfahren in Schweigen.

Lars Bergemann selbst ist perplex, als er mit den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft konfrontiert wird. Der Wolgaster fühlt sich unschuldig. „Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen“, sagt er. Und fragt sich, warum man nicht vereinsintern darüber gesprochen habe. Doch wäre das wirklich noch möglich gewesen?

Konzept des Vereins ging nicht auf

2013 wurde der Verein gegründet. Der Interkulturelle Garten sollte im Sinne einer positiven Willkommenskultur gegenüber Asylbewerbern wirken. Menschen aus verschiedenen Kulturen sollten im Garten zusammenkommen und miteinander arbeiten und leben. Die Stadt Wolgast gab ein Gelände; aber das Grundkonzept ging offenbar nie auf.

Migranten hätten sich in den seltensten Fällen im Garten sehen lassen, am Ende sei die ganze Arbeit auf den Schultern weniger Leute verteilt gewesen, so der Wolgaster. Darüber sei man innerhalb der Vereinsspitze im Sommer im Streit auseinandergegangen, erklärte Bergemann. „Meist stand ich mit einem ehemaligen Mitarbeiter ganz allein da“, so der Vereinsvorsitzende. Unmittelbar danach ist dann offenbar die Anzeige erfolgt.

Die stellvertretende Vereinsvorsitzende Elke Quandt will gar nichts sagen. „Ich fühle mich in dieser Sache befangen“, erklärt sie lediglich.

Lars Bergemann fühlt sich hingegen ungerecht behandelt. „Wenn man die ganze Vereinsarbeit allein stemmen muss und die Leute kneifen, die da eigentlich Aufgaben übernommen haben, passieren auch mal Fehler“, räumt er ein. Er habe jedoch keine Vereinsgelder veruntreut. Vielmehr sieht er die Klage als Teil der Kampagne gegen seine Person und seine Aktivitäten als Mitglied der Linken. Wobei Vereinsarbeit und Parteiaktivitäten ja eigentlich nichts miteinander zu tun hätten.