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Deutscher Mühlentag

Storkower Bockwindmühle erzählt Heimatgeschichte

Storkow / Lesedauer: 3 min

Der Mühlenverein lädt am Pfingstmontag in die Storkower Bockwindmühle ein. Vielleicht hören die Gäste dann die Geschichte von dem Brandstifter, der sehen wollte, wie sich die Mühle zu Tode dreht.
Veröffentlicht:03.06.2022, 06:00

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Die Bockwindmühle in Storkow ist ein Kleinod in der Region. Denn sie gehört zum ältesten Windmühlentyp Europas. „Eine Bockwindmühle unterscheidet sich grundlegend beispielsweise von einer Holländer-Windmühle“, erläutert Bernd Albrecht, der Vorsitzende des Storkower Mühlenvereins. Denn bei der Bockwindmühle werde die komplette Mühle in den Wind gedreht und nicht nur die Kappe ganz oben. „Die ganze Mühle ruht also auf dem Bock. Gedreht wird sie durch den sogenannten Außenbalken oder Stert.“ Das gesamte Mühlenhaus befinde sich auf einem einzelnen dicken Pfahl – Hausbaum genannt – an dem das hölzerne Stützgestell, der Bock, befestigt ist. „Wir reden da immerhin von circa 50 Tonnen Holz“, betont Albrecht.

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Daher kommt das Lied „Es klappert die Mühle”

Im oberen Drittel der Mühle angekommen, räumt der Chef des Vereins ein, dass eigentlich nicht viel drin sei. „Die meisten Leute sind vom Kammrad mit der umliegenden Bremse fasziniert. Das Rad selbst ist aus Eiche. Die Kämme, also Zähne, aus Hainbuche – dem härtesten Holz Europas.“ Hier mischt sich Detlef Uecker ein. Er meint, die Zähne seien aus sibirischer Weißbuche. Die Frage bleibt offen. Jedenfalls übertrage die Königswelle die Drehbewegung auf das Kammrad, wo sie über eine weitere Welle den Läuferstein in Rotation versetze. Dieser drehe sich. Detlef Uecker erläutert: „Darunter befindet sich ein festliegender Stein. Das Getreide wird über einen Schieber eingefüllt, der, wenn die Mühle sich dreht, klappert. Daher kommt auch das Lied ,Es klappert die Mühle‘“. Aber das Klappern zeige an, dass das Getreide portionsweise eingefüllt werde. „Durch die Fliehkraft wird es zwischen den Mahlsteinen zermahlen und nach außen gedrängt. Am Ende fällt es hinunter und wird vom Sack aufgefangen.“

Früher seien nicht nur ein, sondern drei Mahlgänge von der Königswelle angetrieben worden. Erst nach dem letzten Mahlgang sei wirklich Mehl übrig geblieben.

Innerhalb weniger Wochen wiederaufgebaut

Detlef Uecker weist auf ein kleines Brett, auf dem die Jahreszahl 1902 verewigt ist. „Die Mühle ist 1902 innerhalb von ein paar Wochen wieder aufgebaut worden, nachdem sie durch Brandstiftung niedergebrannt worden war. Der Täter hat sehen wollen, wie sich eine Mühle zu Tode dreht. Seine Tat gab er aber erst zu, als er selbst auf dem Totenbett lag und diese Sünde nicht mit ins Grab nehmen wollte. Er hoffte, mit dem Geständnis noch in den Himmel zu kommen“, schmunzelt der stellvertretende Vereinsvorsitzende.

Die kurze Zeit des Wiederaufbaus ohne moderne Technik sei bezeichnend für die Notwendigkeit dieser Mühle. „Die Mühle war als Versorger für die Kasernenstadt Stettin äußerst wichtig.“

Als der Verein die Mühle Ende der 1990er-Jahre übernommen habe, sei im unteren Bereich noch ein viertes elektrisches Schrotmahlwerk vorhanden gewesen. „Damit wurde noch bis 1973 für die Bauern Korn geschrotet“, erzählt der Mühlenfachmann. Er hat vom Abbau der ruinösen alten Mühle bis zur Rekonstruktion alle Bauphasen mitgemacht. „Die Teile, die jetzt dunkel sind, stammen aus der alten Mühle. Der Rest ist neu“, erläutert Detlef Uecker. Ohne die Unterstützung von Fördermitteln sei der Wiederaufbau nicht möglich gewesen. Inzwischen müsse gerade an den jeweils zwölf Meter langen Flügeln schon wieder einiges gemacht werden.

Führungen, Unterhaltung und Leckereien

Wer Interesse hat, kann sich am Pfingstmontag, dem „Deutschen Mühlentag“, diese und andere Geschichten über die Windmühle erzählen lassen. Ab 12 Uhr werden die Mitglieder des Vereins „Bockwindmühle Storkow“ Führungen anbieten. Dazu gibt es am Nachmittag ein kulturelles Unterhaltungsprogramm sowie kulinarische Leckereien.

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