Das Reklameschild an der Lindenstraße in Pasewalk ist unübersehbar. Aldi macht wieder auf! Wer genauer hinschaut, der erkennt allerdings die Eintagsfliege. Nur vom 3. bis zum 5. Dezember werden in Pasewalks einstigem Aldi-Nord-Standort in der Lindenstraße Sonderposten des Unternehmens den Besitzer wechseln. Danach allerdings versinkt der Standort, etwa 800 Quadratmeter groß, wieder in den Leerstands-Modus und reiht sich in Pasewalks lange Liste der ungebrauchten Märkte ein. Und die gibt es viele.
So ist die aktuelle Lage: Den alten Rewe-Markt in der Pestalozzistraße, etwa 1100 Quadratmeter groß, möchte noch immer niemand haben. Seit Juni 2017 ist der Standort zu, weil gegenüber für Rewe neu und größer gebaut wurde. Nicht gefragt ist noch immer der einstige Netto-Standort im früheren Pasewalker Kino. Seit September 2017 stehen dort 799 Quadratmeter leer. Über den Mitte der 1990er-Jahre errichteten Tipp-Markt in der Blumenstraße, 600 Quadratmeter groß, spricht heute schon niemand mehr: Vergessener Leerstand seit mindestens eineinhalb Jahrzehnten.
Leerstand nimmt zu
In den vergangenen Jahren konnte Pasewalks „Sockelleerstand“, wie es die Fachleute ausdrücken, von rund 4.000 Quadratmetern Ladenfläche in der Innenstadt und im Stadtrandbereich nicht verringert werden. Ganz im Gegenteil: Die Verkaufsflächen haben zugenommen, obwohl „nur“ Ersatzbauten entstanden. Rewe errichtete seinen Ersatzbau etwa 500 Quadratmeter größer, Aldi erweiterte ebenfalls um 500 Quadratmeter, Norma legte bei seinem Neubau 350 Quadratmeter hinzu, rechnet man das integrierte Café und den Backshop ein.
Bereits vor Jahren haben Untersuchungen der Firma Junker & Kruse, Dortmund, ergeben, dass Pasewalk bestens mit Verkaufsflächen ausgestattet ist. Neubauten? Nein, danke! Neue oder andere Nutzungen? Ja!
Doppelt so groß und bessere Lage
Nach zweijährigem Leerstand hat sich jetzt für den früheren Norma-Standort an der Löcknitzer Straße (530 Quadratmeter) ein neuer Mieter gefunden. Am 1. Dezember öffnet dort um 8.30 Uhr der Getränke-Sojka-Fachgroßhandel eine Filiale, bestätigte auf Nachfrage Michael Sojka, Geschäftsführer der Getränke A bis Z Fachmarkt GmbH. „Nach über 20 Jahren geben wir unseren Getränkeshop-Standort in der Lindenstraße 9 auf und ziehen in die Löcknitzer Straße“, sagte er. Seit etwa zwei Jahren habe sich das Unternehmen mit dem Gedanken getragen, den vorhandenen Getränkeshop baulich zu verändern oder umzuziehen. Am Ende sei die Entscheidung für den Umzug gefallen.
Der neue Getränkeshop ist nicht nur doppelt so groß wie der bisherige, er liegt auch verkehrsgünstig und verfügt über ausreichende Parkmöglichkeiten. Innen und außen wurde renoviert. Vom sicher größeren Publikumsverkehr profitieren künftig der Backshop und der Imbiss. „Wichtig war es uns auch, dass wir auf der weitaus größeren Fläche einen zusätzlichen Service anbieten können. Dort gibt es künftig eine Lottoannahmestelle, einen Paketshop und den Nordkurier-Briefdienst. Zeitung, Brötchen, Getränke, das alles liegt morgens auf einem Weg“, sagte Sojka.
Kommentare (2)
Betrifft ja nicht nur Pasewalk
Das Problem betrifft ja ganze Regionen. Wenn der Staat Geld aus der Bevölkerung abzieht unter allen möglichen Begründungen und unter den Bedingungen der deutschen Bürokratie (bevor ein Beamter sich tot arbeitet verwaltet er sich zu tode) wo und warum soll dann noch investiert werden
Raumordnung, Flächenwidmung, Innenverdichtung, keine Stellplätze
Können Sie bitte darstellen, welche Möglichkeiten Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern über die Bauordnung sowie Raumplanung (Flächenwidmung, Innenverdichtung) haben, Supermärkte am Stadtrand bzw. periheren Lagen zu verhindern? Es sollte ja möglich sein, Supermärkte außerhalb des Stadtkerns zu verhindern (Raumplanung). Im Stadtkern selbst könnte man die Integration in Wohngebäuden vorschreiben.
Leider hat die SPD in MV die Pflicht zur Errichtung von Photovoltaik-Anlagen abgelehnt. Amazon oder Decathlon (mit Ausnahmegenehmigung am Rostocker Stadtrand) werden zu gelassen.
Eine entscheidene Rolle hat natürlich der Konsument über seinen Einkauf. Er muss nicht bei Amazon, Zalando, ... Starbucks einkaufen. Klassische Nahversorger könnten sich zusammenschließen und eine Einkaufswebseite betreiben. Über die EU müsste die Auswertung von digitalen Daten mittels Algorithmen, der Verkauf verboten werden. Wer im Internet verkauft, müsste auch Niederlassungen vor Ort haben. Damit könnte man Internetkonzeren das Genick brechen.
Starbucks schafft es seit Jahren, Null Euro Gewinnsteuern in Deutschland zu zahlen. In Deutschland, wo Starbucks 117 Millionen Euro Umsatz machte, wurde ein Verlust von 5,3 Millionen Euro ausgewiesen. „Aufgrund des Jahresfehlbetrages des Geschäftsjahres sowie der Verlustvorträge ergibt sich kein Steueraufwand“, heißt es im Jahresbericht lapidar.