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Ausverkauf im Lokschuppen?

Und wieder rollt ein Stück DDR weg

Pasewalk / Lesedauer: 2 min

Schon wieder verkauft der Pasewalker Lokschuppen einen Reisewagen aus dem ehemaligen DDR-Regierungszug. Eine bittere Entscheidung für den Verein. Ist sie nötig?
Veröffentlicht:25.04.2014, 08:21

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Jahrelang stand der Waggon in der Nähe des Wasserturmes. Jetzt durfte er zum Eingang des Lokschuppen-Geländes vorrücken. Das allerdings bedeutet nichts Gutes. Vereinschef Hans-Jörg Görl und zwei seiner Mitstreiter schleichen mit dem Zollstock um den Reisewagen. Es wird gemessen und beratschlagt. Die Männer machen ein ernstes Gesicht. Ihre Laune ist im Eimer. „Das ist ein schlimmer Termin“, sagt der Chef. Aber es geht nicht anders.

Der Reisewagen geht auf Reisen. Er wird verkauft. Das Geld braucht der Lokschuppen-Verein, um überleben zu können. Der Stolz des Vereins, Teile des ehemaligen Regierungszuges der DDR, in dem Honecker, Stoph und die anderen Oberen reisten, werden verkauft. Nun schon der dritte Waggon. Ein Geschäftsmann aus Gadebusch sanierte den dortigen Bahnhof, betreibt dort ein Hotel. So ein Waggon aus dem Regierungszug ist ein schönes Schmuckstück, soll zum Übernachten dienen. Auf die Reise dorthin geht der Waggon nicht, wie man vermuten könnte, auf der Schiene. Das ist viel zu teuer, sagen die Bahnfachleute. Das gute Stück wird mit einem Spezialtransporter gefahren. Immerhin 45 Tonnen sind zu bewegen.

„Wir hoffen, dass wir dann wieder eine Saison über die Runden kommen“, sagt Hans-Jörg Görl. Nicht nur, dass Zuschüsse immer weniger werden – auch die Arbeitskräfte. 80 bis 120 Leute waren in früheren Jahren über den zweiten Arbeitsmarkt im Lokschuppen beschäftigt, um das große Areal und die Technik in Schuss zu halten. Jetzt sind es 20. Fünf festangestellte Leute, darunter Hans-Jörg Görl, werden durch den Verein seit dem 15. April bezahlt. Wenn sie im Winter da waren, dann ehrenamtlich. Drei Leute kommen über die Beschäftigungsgesellschaft OAS. Der Rest ist über den Bundesfreiwilligendienst beschäftigt.