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727 Jahre Retzin

Wenn sich viele Engel-Nachfahren zum Jubiläum treffen

Retzin / Lesedauer: 3 min

Am Samstag feierten die Retziner das 727. Jubiläum des Dorfes. Es wurde ein Fest der Generationen, die den Anlass zu einem Treffen nutzten.
Veröffentlicht:05.09.2022, 07:12

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Der Name Engel ist in Retzin ein Begriff, obwohl wohl nur noch ein Enkel – der auch anders heißt – im Ort wohne, erzählte Liane Pliquett, geborene Engel, im Schatten des großen Zeltes, welches auf dem Festplatz aufgebaut worden war.

Neben ihr saß ihre älteste Schwester Irmtraut und gegenüber Peter Bornhagen sowie ihre Tante Marga Roloff, die auch eine geborene Engel ist. Die vier älteren Herrschaften leben schon lange nicht mehr in Retzin, waren aber extra zum Jubiläum des Dorfes gekommen.

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Vom Engel-Nachfahren und dem neuen Friedhofsweg

„Mein Vater Max Engel ist in den 1920er Jahren aus Berlin nach Retzin gekommen. Damals herrschten Hunger und große Arbeitslosigkeit“, sagte Marga Roloff, die in diesem Monat ihren 89. Geburtstag feiert. Ihr Vater habe im Dorf eine Familie gegründet. „Von den neun Kindern leben leider nur noch drei und ich bin eins davon.

Ihr Vater sei 1913 geboren und habe damals nicht mehr zu seiner Familie in Berlin zurückkehren können. Insgesamt sei die Familie sehr fruchtbar gewesen. Somit sei das Jubiläumsfest auch so etwas wie ein Familientreffen. Diverse Cousinen und Cousins wären vor Ort. „Ich erkenne viele ältere Leute“, sagte auch Liane Pliquett, eine Nichte von Marga Roloff.

Natürlich ließe sich diese Geschichte beliebig verlängern. Wie beispielsweise um das Begräbnis eines Familienangehörigen, der als Angehöriger höheren Ranges der Nationalen Volksarmee in den 1970er Jahren tödlich verunglückt war und auf dem Dorffriedhof beerdigt wurde. „Ihm haben wir indirekt zu verdanken, dass der Weg zum Friedhof befestigt wurde. Vorher war das nur ein Feldweg, der bei schlechtem Wetter fast unpassierbar war“, trug Peter Bornhagen zur Geschichte bei.

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Kleines Dorf wächst dank Zuzüglern aus Polen wieder

Diese und andere Begebenheiten tauschten am Samstag auf der 727-Jahr-Feier von Retzin die Gäste aus. Somit wurde es – genau wie sich das Festkomitee vorgestellt hatte –- ein Fest der Generationen. Weit mehr als die 102 Einwohner waren gekommen, um über die Vergangenheit, Gegenwart und vielleicht auch Zukunft zu plaudern.

Die gegenwärtige Situation schätzte Bürgermeister Reinhart Retzlaff durchaus positiv ein. Habe sich das Dorfbild doch durch den Zuzug von einigen polnischen Familien vielversprechend gewandelt. Auch derzeit sei – trotz der hohen Preise – Bautätigkeit zu verzeichnen.

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Die Landfrauen hatten für ihr Angebot an selbst gebackenem Kuchen und Kaffee ein extra Zelt erhalten. „Das Schild ,Landfrauen Café‘ wurde schon vor 25 Jahren gemalt. Wir haben es für diesen Anlass reaktiviert“, freute sich Almut Reim vom Festkomitee. Neben dem erwähnten Kuchen wurde hier auch die Neuauflage der Dorfchronik verkauft. Die dritte Auflage enthält die spannende Geschichte des Dorfes im 20. Jahrhundert. Auch darin sind viele Fakten der im Dorf beheimateten Familien enthalten.