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Christa Hoffmann beendet Praxistätigkeit

Wer behandelt jetzt die Patienten in Strasburg?

Strasburg / Lesedauer: 3 min

Das ist für viele in Strasburg und Umgebung eine bittere Pille: Ende Januar 2014 schließt Dr. Christa Hoffmann ihre Arztpraxis in der Schulstraße. Eine Nachfolgerin war schon so gut wie gefunden. Doch dann entschied sich die Kollegin anders. Was nun?
Veröffentlicht:22.10.2013, 19:42

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Rainer M. ist in Sorge. Nicht um sich, sondern um seine Mutter macht sich der Strasburger Gedanken. „Wer wird sie betreuen?“, fragt sich Rainer M. Der Grund für die Sorge: Dr. Christa Hoffmann wird Ende Januar kommenden Jahres ihre Praxis schließen. Und bislang ist kein Nachfolger in Sicht. Hunderte Patienten in Strasburg und Umland wissen dann nicht, wer sie künftig behandelt. In der Stadt gibt es noch fünf weitere Allgemeinmediziner.

„Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Mir tut es leid für meine Patienten und meine Mitarbeiterinnen. Aber meine Kraft reicht nicht mehr. Und bevor etwas schief geht, höre ich auf“, begründet Christa Hoffmann ihre Entscheidung. Ihren Patienten teilt sie beim Besuch in der Praxis mit, dass sie ihre Tätigkeit beendet und dass diese sich anderweitig orientieren müssen, falls sie keinen Nachfolger findet. Auch die anderen Mediziner in Strasburg und die Kassenärztliche Vereinigung wissen Bescheid.

Springen andere Ärzte ein?

„Ich kann nicht sagen, wer von den anderen Ärzten in Strasburg Patienten von mir aufnimmt. Weil ich nicht weiß, wie viele jeder behandelt“, sagt die 62-Jährige, die 1990 mit Ingrid Zühlsdorf eine Gemeinschaftspraxis in der Schulstraße 13 eröffnete. Seit 1998 befindet sich diese in der Schulstraße 20.

Christa Hoffmann weiß auch nicht, wer sich künftig um ihre vielen Hausbesuch-Patienten oder um die in den Altenheimen Strasburg und Mildnitz kümmert. „Mit vielen von denen bin ich alt geworden. Da war ich nicht selten auch Ansprechpartner für soziale Fragen“, sagt Christa Hoffmann und ergänzt, dass die Kassenärztliche Vereinigung einen „Sicherstellungsauftrag“ hat. Soll heißen: die Patienten dürfen einen Arzt ihrer Wahl aufsuchen. Zwischenzeitlich hatte es so ausgesehen, als sei eine Nachfolgerin gefunden. „Anfang des Jahres hatte eine junge Kollegin, die im Krankenhaus arbeitet, gefragt, ob sie die Praxis übernehmen könnte“, erzählt Christa Hoffmann. Man sei sich einig gewesen. Im August habe die junge Ärztin ihr dann mitgeteilt, dass sie weiter im Krankenhaus arbeiten wolle.

Viel versucht - ohne Erfolg

Nach dieser Absage hat die Allgemeinärztin viele Hebel in Bewegung gesetzt, um die Nachfolge zu regeln. Sie hat Annoncen aufgegeben, darunter in Stettin. Auch ein Praxisberater wurde eingeschaltet – ohne Erfolg. Was auch Strasburgs Bürgermeister Norbert Raulin (SPD) nachdenklich stimmt. „Die Praxis-Schließung reißt eine Lücke in die gesundheitliche Versorgung. Auch wir als Stadt bemühen uns um Ersatz“, sagt er. Das Problem eines fehlenden Arztes wurde an die Kassenärztliche Vereinigung und die Beiräte der Krankenhäuser herangetragen, so Raulin. „Früher wurden wir gelenkt und geleitet.

Warum geht das heute bei jungen Absolventen nicht?“, fragt sich Christa Hoffmann. Aus ihrer Sicht müsste es möglich sein, junge Ärzte für zwei, drei Jahre in Gemeinden zu schicken, in denen Not am Mann ist. „Aber leider gilt oftmals das Motto, lieber ein arbeitsloser Arzt in Berlin, als Hausarzt in Mecklenburg-Vorpommern zu sein“, meint die Strasburgerin.