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Südvorpommern

▶ Wieder Kalb gerissen – Wolf in der Nähe gefilmt

Ramin / Lesedauer: 3 min

In der Nacht starb bei Retzin erneut ein wenige Tage altes Kalb. Spuren deuten auf einen Riss eines großen Beutetiers hin. Wenige Stunden später soll sich ein Wolf in der Nähe gezeigt haben.
Veröffentlicht:30.03.2021, 18:39

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Sobald sich ein Fremder der Weide nähert, spitzen die Kühe die Ohren. Die Tiere sind alarmiert. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage attackierte ein Raubtier eine der beiden Herden der Agrargesellschaft Grambow auf Weideland bei Retzin. Das Ergebnis: Ein totes Kalb. Das Kalb ist komplett ausgeweidet, die Rippenknochen sind abgenagt. Unübersehbar die gelbe Ohrmarke. „Wir kontrollieren zweimal am Tag die Weiden und setzen sofort die Marken, weil uns das viel Arbeit im Nachgang spart“, erläutert Geschäftsführer Felix Pickert. Das Tier war also wenige Tage alt. Von einem Wolfsriss spricht der Mann nicht, er will das Gutachten abwarten.

Aber die Indizien sind eindeutig: „Das Kalb wurde etwa sechzig bis achtzig Meter aus der Herde heraus geschliffen. Es wurde ausgeweidet und halb aufgefressen. Das Bild ist identisch mit dem aus der vergangenen Woche. Wer macht das schon?“

Landwirt: Entschädigung keine Lösung

Im Unternehmen ist die Sorge groß, dass das nun so weitergeht. Jetzt fünf Prozent Verlust, bald vielleicht zehn? Bei Retzin stehen auf der Weide zwei Mutterkuhherden mit je 80 Kühen, seit Anfang März kalben sie. Bis jetzt erblickten 55 Kälber das Licht der Welt, 45 Tiere befinden sich bei den Herden, die anderen wurden eingestallt. Auch wenn es für einen eindeutig nachgewiesenen Wolfsriss eine Entschädigung gibt, für Geschäftsführer Pickert ist das keine Lösung.

Erstens, weil die Entschädigung nur einen geringen Teil des wirklichen Erlöses für ein Kalb abbildet, zweitens, weil das Muttertier ein Jahr lang ohne Nutzen Arbeit und Aufwand verursacht. „Und drittens: Wir sind kein Selbstbedienungsladen für den Wolf. Wir produzieren so naturnah wie möglich Lebensmittel. Das ist doch das, was gewünscht wird.“

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Tödlche Übergriffe auf Kälber und Schafe

In diesem Jahr summieren sich bereits in der südliche Hälfte des Landkreises Vorpommern-Greifswald die Übergriffe auf die privaten Tierhaltungen und die von Unternehmen. Nachdem Anfang März ein Kalb bei Krackow und Mitte März sechs Schafe bei Züsedom verletzt oder getötet wurden, folgten kurz hintereinander zwei tödliche Attacken auf Kälber der Agrargesellschaft Grambow.

In Züsedom war es eindeutig der Wolf, bei dem Fall im Krackow lautet die offizielle Erklärung des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei: Es gibt keinen eindeutigen Hinweis auf einen Wolfsriss! Da das Kalb komplett leergefressen war und es keinen Kehlbiss oder sonstige typische Verletzungen aufwies, konnte das Labor nichts anderes attestieren, hieß es am Dienstag auf Nachfrage aus dem Unternehmen.

Derweil soll ein Video vom selben Tag der Storkower Agrargesellschaft einen Wolf bei Lebehn zeigen. Das Tier steht am hellichten Tag auf einem Feld. Lebehn liegt nur wenige Kilometer von Retzin entfernt.