Seehofer, Söder, Dobrindt, Merkel – die Kontroverse um die Flüchtlingspolitik mündete nicht nur in eine abgrundtiefe Regierungskrise, der Kampf um Posten und Positionen wurde auch medial ausgeschlachtet. Die öffentlich-rechtlichen ARD und ZDF ließen die Talk-Ikonen Will, Maischberger, Illner und Plasberg ausschließlich zu diesem Thema von der Leine – Regierungsfraktionen und Teile der Opposition keilten kräftig aus. Der grüne Shooting-Star Robert Habeck, Vertreter der kleinsten Partei im Parlament, war sogar gleich zweimal als Talk-Gast mit von der Partie. Insgesamt waren die Grünen in drei von vier Sendungen zugegen, die FDP war immerhin einmal mit einem Gast vertreten.
Gänzlich außen vor blieben zwei Oppositionsparteien, nämlich die Linke und die AfD. Die AfD ist dabei immerhin die größte Oppositionspartei im Deutschen Bundestag. Warum wurden Gauland, Weidel und Co. von den gebührenfinanzierten Sendern ausgeschlossen?
AfD hätte „nichts Wesentliches beitragen können”
Auf Nordkurier-Anfrage gab Bernhard Möllmann von der Programmdirektion des Ersten Deutschen Fernsehens Einblick in öffentlich-rechtliche Denkweise: „In den drei Talkshows der ARD ging es nicht primär um die Asylpolitik, sondern um den Streit der Unionsparteien. Ein Vertreter der AfD hätte dazu nichts Wesentliches beitragen können.“ Wobei das dann ja, streng genommen, auch für die Oppositionspolitiker Robert Habeck, Katrin Göring-Eckhardt (Grüne) und Wolfgang Kubicki (FDP) gelten müsste.
Deswegen: Bleibt beim Ausschluss der größten Oppositionspartei nicht die Ausgewogenheit auf der Strecke? „Nein“, sagt der ARD-Mann – und schiebt die Begründung hinterher: „Äußerst bedenklich finden wir den Beschluss vom letzten Bundesparteitag der AfD in Augsburg, dass Rundfunk und Presse von Parteitagen ausgeschlossen werden können, wenn die Mehrheit der Delegierten das wünscht. Das trägt jedenfalls nicht zur freien Meinungsbildung der Leser, Hörer und Zuschauer bei.“
Und das Zweite Deutsche Fernsehen, bei dem man laut Werbeslogan „besser sieht“? Die Mainzelmännchen antworteten gar nicht erst auf die Anfrage des Nordkuriers zur Ausgewogenheit der Talk-Gäste.