Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Angehörigen von Opfern des Berliner Terroranschlags vor einem Jahr nach massiver Kritik bessere Unterstützung versprochen. Merkel sagte am Montag in Berlin nach Beratungen der CDU-Spitzengremien, der Opfer-Beauftragte der Bundesregierung, Kurt Beck, habe eine ganze Reihe von Dingen deutlich gemacht, die unzureichend seien. Die Bundesregierung werde sich mit aller Kraft für Verbesserungen einsetzen.
Merkel sagte, ihr sei das Treffen mit den Hinterbliebenen „sehr wichtig”. Sie will Angehörige am Montagnachmittag im Kanzleramt empfangen. „Ich weiß, dass einige sich ein solches Treffen früher gewünscht hätten”, sagte die Kanzlerin. „Mir ist wichtig, dass ich heute noch einmal deutlich mache, wie sehr wir mit den Angehörigen und mit den Verletzten fühlen, wie sehr wir auch Dinge verbessern wollen.”
Trauer, Ohnmacht und viel Wut
Es wird kein leichtes Treffen. Bei dem islamistischen Terroranschlag auf einen Weihnachtsmarkt am 19. Dezember vergangenen Jahres waren 12 Menschen getötet und rund 70 verletzt worden. In einem offenen Brief hatten Angehörige der Opfer Merkel Untätigkeit und politisches Versagen vorgeworfen. Wer ihn liest, spürt Trauer, Schmerz, Ohnmacht, ein Gefühl des Alleingelassen-Seins, aber auch hilflose Wut.
„Frau Bundeskanzlerin, der Anschlag am Breitscheidplatz ist auch eine tragische Folge der politischen Untätigkeit Ihrer Bundesregierung.” Und: „In Bezug auf den Umgang mit uns Hinterbliebenen müssen wir zur Kenntnis nehmen, Frau Bundeskanzlerin, dass Sie uns auch fast ein Jahr nach dem Anschlag weder persönlich noch schriftlich kondoliert haben.” Gezeichnet: Mitglieder aller zwölf Familien der Todesopfer vom Breitscheidplatz.
Deutsche Behörden als „respektlos” bezeichnet
Besonders deutliche Worte für Merkel fand Familie Urban. Lukasz Urban war der Fahrer des Lastwagens, den Attentäter Anis Amri gestohlen hatte, um seinen Anschlag zu verüben. Lukasz Urban war sein erstes Todesopfer. Seine Eltern Janina und Henryk Urban sind ein Jahr nach der Tat noch von der Trauer gezeichnet, wie in einem Portrait der Deutschen Welle zu sehen ist. Janina Urban denkt demnach seit Monaten über einen Satz nach, den sie bei dem Treffen mit der Kanzlerin sagen möchte. „Ich möchte Frau Merkel sagen, dass sie das Blut meines Sohnes an ihren Händen hat.” Bis heute warte die Familie auf ein Signal der deutschen Behörden wie beispielsweise ein Kondolenzschreiben. Henryk Urban nannte die Behörden „respektlos”.
Merkels Manko: Kein persönliches Treffen
Freundliche Worte fand Janina Urban hingegen für Ex-Bundespräsident Joachim Gauck, der den Angehörigen der Opfer Trost spendete. Er wäre gut vorbereitet gewesen auf das Treffen mit ihr, dass kurz vor dem Geburtstag ihres Sohnes war. „Das hat mich beeindruckt.”
Merkel hingegen hat offenbar bei den Angehörigen keinen guten EIndruck hinterlassen, wie der Opfer-Beauftragte Kurt Beck sagte. Gauck habe sich persönlich mit den Angehörigen getroffen, Merkel nicht. Das würden die Angehörigen als Manko empfinden.