Immobilien

Bauzinsen könnten noch weiter steigen

Berlin / Lesedauer: 3 min

Harte Zeiten für alle, die in die eigenen vier Wände ziehen wollen. Die Immobilienpreise sind hoch, die Bauzinsen ebenfalls. Eine Besserung ist nicht in Sicht.
Veröffentlicht:25.05.2023, 05:04

Von:
  • Author ImageCarsten Korfmacher
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Wer sich in den vergangenen Jahren den Traum vom Leben in den eigenen vier Wänden erfüllen wollte, hatte es schwer. Erst explodierten die Immobilienpreise, seit gut einem Jahr zogen die Bauzinsen nach. Eine Verbesserung der Situation ist derzeit nicht absehbar.

„Wir rechnen im weiteren Verlauf des Jahres weiterhin mit schwankenden Zinsen zwischen 3,5 und 4 Prozent. Kurzfristige Ausschläge über die Marke von 4 Prozent sind dabei möglich“, sagt Mirjam Mohr, Vorständin für das Privatkundengeschäft bei der Interhyp AG, Deutschlands größtem Kreditvermittler für private Baufinanzierungen. Anstiege auf 5 Prozent oder mehr seien derzeit nicht abzusehen, gleichzeitig sei aber auch nicht mit spürbar sinkenden Konditionen zu rechnen, prognostiziert Mohr.

Viele Immobilieninteressierte sind überfordert

Leicht pessimistischer beurteilt Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender des Kreditvermittlers Dr. Klein, die Lage. „Ich sehe keine 7 und ich sehe keine 6 Prozent bei den Bauzinsen“, sagte Neumann im Gespräch mit dem Nordkurier. „Und um bei über 5 Prozent zu landen, müsste schon einiges zusammenkommen.“ Sollte sich die Inflation allerdings als hartnäckiger erweisen als angenommen, so Neumann, dann seien Bauzinsen „mit einer 4 vor und einer signifikanten Zahl nach dem Komma“ jederzeit möglich. Es scheint also, als würden sich die Bauzinsen weiter schwankend seitwärts bewegen – und zwar in Größenordnungen, die viele Immobilieninteressierte bereits jetzt massiv überfordern.

Monatsrate hat sich mehr als verdoppelt

Interhyp hat die Kostenunterschiede bei Immobilienkrediten für den Nordkurier durchgerechnet: Wer im Jahr 2021 einen Kredit über 500.000 Euro bei einer zehnjährigen Laufzeit und einer Tilgung von 2 Prozent aufgenommen hat, musste bei einem damaligen Durchschnittszinssatz von 0,73 Prozent monatlich 1138 Euro aufbringen. Legt man denselben Konditionen nun den derzeitigen Bauzinssatz von rund 3,8 Prozent zugrunde, würde der Kapitaldienst bei 2417 Euro pro Monat liegen.

Die monatliche Rate hätte sich also innerhalb von kurzer Zeit mehr als verdoppelt. Genauer gesagt: Die monatlichen Kosten sind für einen Immobilienkäufer um mehr als 112 Prozent gestiegen. Die Kaufpreisrückgänge liegen aber nur zwischen 6 und 10 Prozent, wie der Vorstandschef des Baufinanzierungsvermittlers Baufi24, Tomas Peeters, dem Nordkurier sagte.

Markt für Baufinanzierungen um die Hälfte eingebrochen

All dies führt dazu, dass das Immobiliengeschäft zuletzt wie eingefroren wirkte. Das Neugeschäft der großen Immobilienfinanzierer ist in den vergangenen zwölf Monaten nahezu zum Erliegen gekommen. Baufi-Chef Peeters geht von einer Schrumpfung des Marktes für private Immobilienkredite von 35 Prozent aus. Zuletzt wurde es noch düsterer: Die im Verband der Pfandbriefbanken zusammengeschlossenen Kapitalgeber reichten im ersten Quartal 2023 Immobiliendarlehen über 25,6 Milliarden Euro aus. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Minus von 47,8 Prozent.