StartseitePolitikDeshalb muss Deutschland Millionen Impfdosen von Biontech kaufen

EU-Vertrag

Deshalb muss Deutschland Millionen Impfdosen von Biontech kaufen

Berlin / Lesedauer: 3 min

Die EU ist an einen Vertrag mit dem Impfstoffhersteller Biontech gebunden. Dieser besagt, dass Deutschland fast 30 Millionen Impfdosen kaufen muss. Doch warum immer im Sechserpack?
Veröffentlicht:27.09.2023, 05:15

Von:
  • Andreas Becker
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Unmittelbar vor Beginn der jetzt gestarteten Impfstoffkampagne mit dem angepassten Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer hatte der Deutsche Hausärzteverband Anfang September Alarm geschlagen.

Vertrag sieht Auslieferung im Sechserpack vor

Nicola Buhlinger-Göpfarth, Vize-Chefin des Verbandes, zeigte sich sehr verärgert, dass es den Impfstoff nicht als Einzeldosis gebe. „Wir werden wieder im organisatorischen Overkill enden, wenn wir jedes Mal, wenn eine Biontech-Impfung notwendig ist, entweder schnell fünf weitere Impflinge organisieren, die Impfung verschieben oder fünf Impfdosen wegschmeißen müssen“, hatte Buhlinger-Göpfarth unmissverständlich klar gestellt. Hintergrund: Der Impfstoff wird in Fläschchen ausgeliefert, die sechs Dosen enthalten.

Auf eine entsprechende Nordkurier-Nachfrage teilte Biontech mit, dass der Covid-19-Impfstoff im Rahmen des Vertrags geliefert werde, den die Europäische Kommission im Auftrag der EU-Mitgliedsländer mit Pfizer und Biontech geschlossen habe ‐ also im Sechser-Pack. Zur Erinnerung: Die Mitgliedstaaten der EU hatten die Kommission beauftragt, die Verhandlungen mit dem Impfstoffhersteller diesmal zentral zu führen. In der ersten Phase der Corona-Pandemie hatten die Länder ihre Impfstoffe jeweils separat bestellt.

Doch die Abpackung ist nicht der einzige Bestandteil des Deals, den die EU-Kommission mit Biontech/Pfizer ausgehandelt hat. Teil der Abmachung ist laut Bundesgesundheitsministerium auch, dass Abnahmeverpflichtungen des Bundes für Covid-19-Impfstoffe der Hersteller Biontech/Pfizer und Novavax vertraglich festgeschrieben worden seien.

Bund muss 30 Millionen Impfdosen kaufen

Was heißt das konkret? „Für die Jahre 2024 und 2025 besteht eine Abnahmeverpflichtung von insgesamt 29,8 Millionen Impfdosen der Firma Biontech (14,2 Millionen Impfdosen in 2024, 15,6 Millionen Impfdosen in 2025). Vorbehaltlich der Zulassung durch die Europäische Kommission werden etwa 10,6 Millionen Impfstoffdosen der an die Variante XBB 1.5. angepassten Impfstoffe des Herstellers Novavax voraussichtlich in Q4 2023 (Viertes Quartal, Anmerkung der Redaktion) zur Verfügung stehen“, gab das Ministerium gegenüber dem Nordkurier bekannt.

Und noch etwas betonte das Ministerium am Montag: Einzeldosen seien im Rahmen des bestehenden Vertrags aufgrund der Vorgaben des Europäischen Vergaberechts nicht möglich. Diese Aussage allerdings könnte demnächst überholt sein. Eine Unternehmenssprecherin von Biontech teilte dem Nordkurier am Montagabend mit, dass derzeit Vorbereitungen zur Markteinführung von Einzeldosisbehältnissen für den Covid-19-Impfstoff von Biontech und Pfizer in verschiedenen Märkten, unter anderem den USA, laufen würden.

Allerdings gebe es bislang kein genaues Datum für die Verfügbarkeit der Einzeldosisbehältnisse in Deutschland. „Wir verstehen den Wunsch der Ärztinnen und Ärzte und sobald es diesbezüglich Neuigkeiten für den deutschen Markt gibt, werden wir diese frühzeitig bekanntgeben“, sagte die Sprecherin. 

Sind die Sechserpacks lukrativer?

Zu Spekulationen, wonach Sechser-Verpackungen für Biontech/Pfizer wirtschaftlich lukrativer seien, wollte sich die Sprecherin des Impfstoffherstellers nicht äußern. Im Gesundheitsministerium wiederum wollte man nicht sagen, mit viel Millionen Euros sich Deutschland am Deal zwischen der EU-Kommission und Biontech/Pfizer beteiligt hat. 

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Mittlerweile hat die Europäische Kommission auch den an die Omikron-Variante XBB.1.5 angepassten Covid-19-Impfstoff der Firma Moderna zugelassen. Allerdings muss sich Moderna am Impfmarkt selbst behaupten - Abnahmeverpflichtungen durch die EU gibt es nach Auskunft eines Sprechers aus dem Bundesgesundheitsministerium nicht.