Lebensmittel

Handel dreht heftig an Preisschraube für Eigenmarken

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Alle Handelsketten bewerben besonders gern ihre billigsten Produktlinien, zumeist Eigenmarken. Wie eine Untersuchung zeigt, schmilzt aber der Abstand zur Markenware.
Veröffentlicht:17.03.2023, 20:30

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Im Windschatten der stark angestiegenen Preise für Lebensmittel haben im vergangenen Jahr Supermärkte und Discounter ihre Eigenmarken deutlich verteuert. Das zeigt eine Analyse von Marktdaten, die die Verbraucherorganisation foodwatch veröffentlicht hat. Eigenmarken sind die jeweils günstigsten Produktlinien der Handelsketten, mit denen die Anbieter um Kunden werden. Dazu zählen Marken wie „Ja!“ von Rewe, „Gut&Günstig“ von Edeka, Milbona von Lidl oder Milsani von Aldi. Wegen der zweistelligen Teuerungsrate bei Lebensmitteln hatten viele Menschen auf die Eigenmarken zurückgegriffen, um die Haushaltskasse zu schonen.

Preisanstieg der Eigenmarken bei über 30 Prozent

Foodwatch hat nach eigenen Angaben für die Analyse den Datenpool der Preis–App Smhaggle genutzt, die Kassenbons auswertet, die von Nutzern zuvor erfasst worden waren. Diese Daten würden zeigen, dass etwa 70 Prozent der Lebensmittel im Supermarkt teurer geworden seien. Dabei gibt es eine auffällige Besonderheit: Während Markenprodukte im Jahr 2022 im Durchschnitt um 14,5 Prozent teurer geworden seien, habe die Steigerungsrate bei den Eigenmarken über alle Ketten hinweg bei 30,9 Prozent gelegen.

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„In ihren Werbekampagnen verschleiern Lidl, Aldi, Edeka & Co. den Preissprung ihrer Eigenmarken. Trotz der hohen Preiserhöhungen werden die Eigenmarken nach wie vor als besonders günstig beworben. Für Menschen mit wenig Geld macht es einen enormen Unterschied, ob das Kilo Reis statt 0,99 Euro nun 1,49 Euro kostet oder der Preis von Speisequark sich fast verdoppelt hat“, erklärte Laura Knauf von Foodwatch.

Verweis auf hohe Einkaufspreise

Bei einem Beispiel–Warenkorb mit beliebten Aldi–Eigenmarken kosteten die untersuchten 40 Produkte, darunter Nudeln, Reis, Öl, Tomatenmark, Milch und Käse, Anfang März 59,62 Euro. Ein Jahr zuvor waren den Angaben zufolge für das gleiche Sortiment noch 44,90 Euro verlangt worden. Damit liegt die Preissteigerung bei 32,6 Prozent. Besonders verteuert haben sich laut Vergleich Quark, Sonnenblumenöl, Tomatenmark, Haferflocken, Mehl und Käse. Hier lag der Anstieg teils deutlich über 50 Prozent.

Aldi versicherte auf Nachfrage, dass sich die eigenen Gewinnspannen durch die höheren Preise bei Eigenmarken nicht erhöht haben sollen. Die Lieferantenpreise würden seit Monaten in fast allen Warengruppen stark anziehen, zum Teil in deutlich zweistelligen Prozentbereichen, erklärte ein Sprecher. Dieser Argumentation schloss sich auch der Handelsverband Lebensmittel an. Die Kosten schlügen teilweise auf die Verbraucherpreise durch, weil der Materialanteil bei Eigenmarken höher sei. Laut Aldi sind zudem einige Warengruppen am Markt so knapp, dass man gezwungen sei, teurer einzukaufen. Entspanne sich die Lage, würde Preisvorteile umgehend berücksichtigt.