Ukraine

Melnyk beschimpft Wagenknecht und Schwarzer für ihr Friedens-Manifest

Berlin / Lesedauer: 3 min

Die Kritik am Friedens-Manifest von Sarah Wagenknecht und Alice Schwarzer ließ nicht lange auf sich warten. Ukraines Ex-Botschafter Andrij Melnyk wurde besonders deutlich.
Veröffentlicht:10.02.2023, 15:55
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Die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer haben in einem gemeinsamen „Manifest für Frieden“ vor einer Eskalation des Ukraine-Kriegs gewarnt. Spätestens wenn die ukrainischen Streitkräfte die Krim angreifen sollten, werde der russische Präsident Wladimir Putin „zu einem maximalen Gegenschlag“ ausholen, sagen sie in dem Dokument voraus: „Geraten wir dann unaufhaltsam auf eine Rutschbahn Richtung Weltkrieg und Atomkrieg? Es wäre nicht der erste große Krieg, der so begonnen hat. Aber es wäre vielleicht der letzte.“ Binnen weniger Stunden hatten am Freitag mehr als 30.000 Menschen den Aufruf unterschrieben.

Friedenskundgebung am Brandenburger Tor geplant

In einem Video sagt die 80 Jahre alte Schwarzer, die inzwischen eher dem konservativen Lager zugerechnet wird: „Manche von euch sind vermutlich überrascht, mich hier mit Sahra Wagenknecht Schulter an Schulter zu sehen. Aber es gibt einen sehr ernsten Grund dafür.“ Beide riefen zu einer Friedenskundgebung am 25. Februar am Brandenburger Tor auf, einen Tag nach dem Jahrestag des Kriegsbeginns. Kritik in sozialen Medien gab es unter anderem daran, dass Alice Schwarzer in dem Video lachend auftritt.

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Das Manifest wurde von 69 Erstunterzeichnern unterstützt. Zu ihnen gehören die Theologin Margot Käßmann, der Sänger Reinhard Mey, der Satiriker Martin Sonneborn, Brigadegeneral a.D. Erich Vad, der Textilunternehmer Wolfgang Grupp, der Berliner Verleger Holger Friedrich und der ehemalige EU-Kommissar Günter Verheugen (SPD).

Lesen Sie dazu: Interview mit Wolfgang Grupp

Melnyk: Manifest für Verrat gehört in den Mülleimer

Das Manifest war am Freitag eines der meistdiskutierten Themen in den sozialen Netzwerken. Eine besonders heftige Kritik kam vom ehemaligen ukrainischen Botschafter in Deutschland und heutigen Vize-Außenminister, Andrij Melnyk, der die Unterzeichner als „Putinsche Handlanger” bezeichnete und schrieb: „Euer Manifest für Verrat der Ukrainer könnt ihr zusammenrollen & gleich in den Mülleimer am Brandenburger Tor werfen.“

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ZDF-Satiriker Jan Böhmermann twitterte nur: „Ei weh“. AfD-Co-Chef Tino Chrupalla lobte dagegen: „Ich habe diese Petition für den Frieden unterzeichnet. Im Einsatz für den Frieden sollten Parteigrenzen keine Barrieren sein.“

Kritik an Ukraines Präsident Selenskyj

Kritik üben die beiden Verfasserinnen am ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. „Präsident Selenskyj macht aus seinem Ziel kein Geheimnis“, schreiben sie. „Nach den zugesagten Panzern fordert er jetzt auch Kampfjets, Langstreckenraketen und Kriegsschiffe – um Russland auf ganzer Linie zu besiegen?“ Die Ukraine könne zwar – unterstützt durch den Westen – einzelne Schlachten gewinnen. „Aber sie kann gegen die größte Atommacht der Welt keinen Krieg gewinnen.“

Kanzler Olaf Scholz (SPD) habe beim Amtsantritt geschworen, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. „Wir fordern den Bundeskanzler auf, die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen. Jetzt! Er sollte sich auf deutscher wie europäischer Ebene an die Spitze einer starken Allianz für einen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen setzen.“

Schwarzer war für offenen Brief heftig kritisiert worden

Im April vergangenen Jahres hatte Schwarzer auch schon einen Offenen Brief initiiert, der an Scholz appellierte, keine schweren Waffen an die Ukraine zu liefern. Mittlerweile ist dieser Brief ihren Angaben zufolge von mehr als 500.000 Menschen unterzeichnet worden.

Schwarzers Offener Brief war seinerzeit in der Öffentlichkeit scharf kritisiert worden. In einem Gegenappell hatten sich zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens damals für eine kontinuierliche Lieferung von Waffen an die Ukraine ausgesprochen. Wer einen Verhandlungsfrieden wolle, der nicht auf die Unterwerfung der Ukraine hinauslaufe, müsse ihre Verteidigungsfähigkeit stärken, schrieben unter anderem der ehemalige Grünen-Politiker Ralf Fücks, der Schriftsteller Daniel Kehlmann und der Springer-Chef Mathias Döpfner. Einen Erfolg des russischen Angriffs zu verhindern, sei im Interesse Deutschlands.