Kommentar
Von Anfang an klar, dass später manches „schwachsinnig” wirkt
Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Simon Voigt
Von Anfang an war in der Corona-Pandemie klar, dass gewisse Maßnahmen sich hinterher als überzogen herausstellen könnten. So ist das bei der Prävention: Es geht darum, bestimmten Risiken vorzubeugen und im besten Fall passiert dann überhaupt nichts. Wenn die Katastrophe aber ausbleibt, oder viel kleiner ausfällt, als man das am Anfang befürchtet hatte, dann ist auch nicht so klar zu benennen, was dazu geführt hat. War es tatsächlich die Vorsorge? Unwissenheit? Oder einfach nur Glück?
Natürlich sind in der Rückschau viele Dinge schief gelaufen. Es war ja auch für uns alle die erste Pandemie. Es ist vollkommen normal, dass aus heutiger Sicht viele Debatten der vergangenen Jahre absurd oder manche Parolen panisch wirken. Es ist leider so, dass bestimmte Maßnahmen mindestens albern oder geradezu menschenunwürdig waren. Oder einfach nur „schwachsinnig”, wie es der bislang stets mahnende Gesundheitsminister Karl Lauterbach jüngst in der Sendung von Markus Lanz ausdrückte. Er meinte das Verbot, ohne Maske joggen zu gehen. Abgeriegelte Spielplätze wären sicher noch so ein Fall. Zu einem bestimmten Zeitpunkt erschien das alles aber für viele Menschen tatsächlich noch als verantwortungsvoll.
Viel verzeihen müssen
Das war 2020, als es noch wenig Erkenntnisse zum Coronavirus und schon gar nicht einen Plan gab. Der Druck war um so größer, mit möglichst großer Wucht möglichst viel zu tun (Stichwort: Bazooka), was so zeitweise auch von allen Parteien im Bundestag unterstützt wurde. „Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen“, sagte damals Lauterbachs Vorgänger Jens Spahn und das ist einer der ehrlichsten Sätze dieser Zeit. Nur das es nicht Monate, sondern Jahre wurden.
Die Lage war unklar und damit mussten wir klarkommen. Was natürlich nicht heißt, dass es keinen Aufarbeitungsprozess geben sollte. Dieser ist sogar enorm wichtig für die Gesellschaft und ihre Institutionen, er ist nur noch lange nicht abgeschlossen. Die Aufarbeitung der Corona-Pandemie wird vermutlich noch Jahre dauern. Zu einfach machen es sich da die Leute, die schon heute lautstark erklären, dieses oder jenes besser gewusst zu haben. Oder Politiker, die sich für ihre umfangreichen Maßnahmen auf die Schulter klopfen – oder derentwegen von anderen den Rücktritt fordern.
Mehr dazu: Empörung über Lauterbachs Äußerungen zur Corona-Politik