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Wertberichtigungen

Was deutsche Sparkassen mit der US–Krisenbank SVB gemeinsam haben

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Die Turbulenzen bei dem US–Geldhaus lassen in Deutschland Erinnerungen an die Euro–Krise wach werden. Der deutsche Sparkassenpräsident muss etwas erklären.
Veröffentlicht:15.03.2023, 19:30

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Wenn auch der Bundeskanzler einsteigt, steckt offenbar doch mehr hinter den Bankturbulenzen in Kalifornien, als die große Entfernung bis zur US–Westküste glauben lassen mag. Nur wenige Tage, nachdem die US–Regierung die regionale Silicon Valley Bank (SVB) überraschend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt hat, versuchte Olaf Scholz auch in Deutschland, die Gemüter zu beruhigen.

Finanzaufsicht springt dem Kanzler bei

Geldanlagen in Deutschland drohe keine größere Gefahr, versicherte der Kanzler. Die Finanzbehörden hätten klar, scharf und schnell reagiert, sagte Scholz in Berlin. Das zeige, „dass diese Lage sehr genau beobachtet“ werde. „Das ist das Beste, was man zur Sicherheit von Anlagen unternehmen kann. Insofern ist das wirklich kein Grund, dass sich irgendjemand hier in Deutschland große Sorgen machen muss.“

Das auf Start-up-Finanzierung spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank (SVB) ist nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden.
Das auf Start-up-Finanzierung spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank (SVB) ist nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. (Foto: Jeff Chiu)

Schon einen Tag später springt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) dem Kanzler bei und gibt sich mit Blick auf die Bankenschieflagen in den USA wenig besorgt. „Die Risiken des schnellen Zinsanstiegs insbesondere für gewisse kleinere Banken haben wir seit langem auf dem Radar“, sagte Bafin–Präsident Mark Branson in einem Interview. „Für den deutschen Finanzmarkt sehen wir aus den Problemen in den USA jedoch keine direkte Ansteckungsgefahr“, beteuerte der Chefaufseher.

Erinnerungen an die Euro–Krise

Scholz und Branson stehen in langer Tradition. In der Euro–Krise waren es die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), die bei einem denkwürdigen gemeinsamen Auftritt eine Garantie für deutsche Sparguthaben abgaben. Dabei ging es nicht zuletzt darum, die Sparer zu beruhigen und den Reflex zu unterdrücken, größere Geldsummen von den Konten abzuräumen.

Genau der plötzliche Ansturm der Kunden auf ihre Guthaben war es, der der SVB–Bank zum Verhängnis wurde. Um das Geld zu mobilisieren, musste die Bank Anleihen verramschen, die durch die schnelle Zinswende stark an Wert verloren hatten. Genau solche Anleihen waren es aber, die in der Niedrigzinsphase die Möglichkeit geboten hatten, Geld sicher zu parken und nicht Minus bei den Zinsen zu machen.

Ein Geständnis im feinsten Bankerdeutsch

Die vergleichsweise schnelle Reaktion von Bundeskanzler Scholz mag auch damit zusammenhängen, dass in Deutschland ausgerechnet die Sparkassen eine auffällige Parallele zur SVB–Bank im fernen Kalifornien aufweisen. Bei seiner Bilanzpressekonferenz kam Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen– und Giroverbandes (DSGV), nicht um ein Geständnis im feinsten Bankerdeutsch herum: „Angesichts des historisch beispiellosen Zinsanstiegs sind in einer Stichtagsbetrachtung folgerichtig hohe Wertberichtigungen auf festverzinsliche Wertpapiere vorzunehmen“. Und weiter: „Das ist eine Momentaufnahme, die nicht die dauerhafte Realität
widerspiegelt.“

Wie bei der SVB–Bank in den USA ist es eine Besonderheit der Sparkassen in Deutschland, dass diese im Vergleich zu Privatbanken ungewöhnlich hohe Guthaben ihrer Kunden verwalten und das Geld teilweise ebenfalls in festverzinslichen Wertpapieren geparkt haben. Das gilt auch für die Sparkassen in Ostdeutschland. Bereits Ende Februar hatte Wolfgang Zender, Verbandsgeschäftsführer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV), auf den plötzlichen Wertverlust bei Anleihen in Folge der Zinswende hingewiesen. Da aber die Wertpapiere bis zum Ende der Fälligkeit gehalten würden, würden sie zum Stichtag komplett zurückgezahlt.

„Keine Sparkasse in Schieflage bekannt“

Dass es so funktioniert, hat auch mit der Gelassenheit der Kundschaft zu tun, die auf ihre Sparkassen vertrauen und nicht loslaufen, um ihr Geld abzuheben. „Derzeit ist mir keine Sparkasse bekannt, die in Schieflage ist“, betonte Schleweis vor diesem Hintergrund.