Klimablockaden
Wie die Letzte Generation jetzt vorgeht — und was ihr fehlt
Berlin / Lesedauer: 3 min

Nordkurier
Auch um Christi Himmelfahrt und am Feiertag selbst haben Mitglieder der Letzten Generation wieder Straßen in Berlin blockiert.
Allein am Donnerstag waren laut der Polizei in der Hauptstadt insgesamt 276 Polizisten und andere Einsatzkräfte in Berlin auf den Straßen. Sie mussten an mehreren Stellen auch mit der Technischen Einheit anrücken — das heißt mit teils schwerem Gerät — weil es zu „starken Festklebe–Aktionen“ kam. Auf Bildern war beispielsweise ein Kran auf auf der Stadtautobahn zu sehen, der einen Kombi von der Straße hebt — anscheinend hatte sich ein Mitglied der Letzten Generation unter dem Auto auf der Fahrbahn festgeklebt.
Anzahl der Blockaden bleibt hoch — die Taktik ändert sich teilweise
Die Bundeshauptstadt ist derzeit Zentrum der Aktivitäten der Gruppe. Die Medien in der Hauptstadt haben teils tägliche Newsblogs zum aktuellen Geschehen eingerichtet. So meldet der „Tagesspiegel“ zum gestrigen Donnerstag: „An diesem Tag kam eine neue Blockadetaktik hinzu: „Mithilfe von Kupferrohren klebten sich Aktivisten an den Antriebswellen der von ihnen mitgebrachten Mietwagen fest.“ An dieser Stelle kamen dann letztendlich die Polizei und die Feuerwehr mit den althergebrachten Mitteln nicht weiter — und mussten schlussendlich den weiter oben angesprochenen Pkw mit einem Kran von der Straße heben.
Stärkerer Kleber, das Ankleben direkt an den Fahrzeugen — mit beiden Methoden soll offenbar der nötige Einsatz zum Auflösen der Blockaden erhöht werden. Das gelingt derzeit offenbar auch.
Für die Feuerwehr in Berlin hat dies erhebliche Auswirkungen — auf beiden Seiten der Blockaden. So erfasst die Feuerwehr Berlin seit Juni 2022, wie viele Einsatzfahrzeuge durch Aktionen der Letzten Generation blockiert oder behindert werden. Allein Mitte April bis zum 16. Mai wurden demnach nach Angaben der Feuerwehr 78 Mal Einsatzfahrzeuge behindert worden, in den meisten Fällen betraf dies Rettungswagen.
Aber auch die Letzte Generation hat ein Problem — oder zwei
Während die Letzte Generation also die Hauptstadt auf Trab hält, indem sie sie teils zum Stillstand bringt, bleibt die Ausweitung der Aktionen aber auch nicht folgenlos für die Gruppe selbst. So steigt zum einen die Zahl von Attacken, teils auch körperlicher Art, von genervten und aggressiven Autofahrern. Des Weiteren steht die Gruppe noch vor einem anderen gravierenden Problem — und das hat mit Geld zu tun.
So ruft die Gruppe unter anderem auf Twitter zu finanzieller Unterstützung auf: „Trotz tausender Kleinspenden jeden Monat leeren sich unsere Kassen“, twitterte die Letzte Generation am Donnerstag. „Mehr Widerstand braucht auch mehr Geld“, schlussfolgert die Gruppe angesichts der sich beschleunigenden Protest– und Eskalationsspirale.
Aktionen auch an anderen Orten — in Neuruppin sogar in Stahlketten
In Neuruppin haben Mitglieder der Gruppe gegen Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung protestiert. Sechs von ihnen zeigten sich am Freitag nach Angaben der Gruppe vor dem Gebäude der Staatsanwaltschaft an Stahlketten, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Damit wollten sich die Mitglieder symbolisch der Behörde ausliefern. Sprecherin Lina Johnson sagte: „Der Paragraf zur „kriminellen Vereinigung“ ist dazu da, schwere Verbrechen zu unterbinden, nicht friedlichen zivilen Ungehorsam, der die Regierung auffordert, sich an Recht und Gesetz zu halten.“