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Abwasser

Abwasserprojekt durch Verbot gefährdet

Biesenbrow / Lesedauer: 3 min

Potsdam stoppt Niedermoorsanierung bei Biesenbrow
Veröffentlicht:22.02.2001, 10:38

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Das Projekt Biesenbrow ist eine zukunftsweisende Sache.“ Davon ist Karsten Stornowski nach wie vor überzeugt. Als das zu DDR-Zeiten zwecks Grünlandgewinnung stillgelegte Niedermoor in der Welseniederung bei Biesenbrow Mitte der 90er Jahre das Interesse von Öko-Wissenschaftlern der Berliner Humboldt- und der Greifswalder Ernst-Moritz-Arndt-Universität fand, waren sowohl die Hoffnungen der Landwirte als auch der Naturschützer groß. Die unwirtschaftlich gewordene Grünlandfläche sollte wieder mit stauendem Wasser vernässt, Schilf sollte als nachwachsender Rohstoff angebaut werden und das Moor wieder zu wachsen beginnen. Um dem Moor ausreichend Wasser zuführen zu können, sollte die Gemeinde Biesenbrow ihre vorgeklärten Fäkalien auf die Wiese aufbringen dürfen. ‹‹ Verband verpflichtet ››Für die Ausführung des Experiments wurde der Wasser- und Bodenverband Welse, dem Karsten Stornowski als Geschäftsführer vorsteht, verpflichtet. Begleitet wurde das Projekt unter anderem durch den Nestor des DDR-Naturschutzes Professor Michael Succow.In seinem Enthusiasmus für das Vorhaben steht Stornowski nicht allein da, sondern sieht sich durch Fürsprecher in der Kreisverwaltung gestärkt. „Wenn das Vorhaben wirklich funktioniert, dann werden vier Ziele erreicht. Zum einen erhalten wir für den Öko-Haushalt wertvolles Moor zurück. Zum zweiten werden unwirtschaftliche Grünlandflächen wieder wirtschaftlich interessant: Als Gewinnungsflächen für nachwachsende Rohstoffe. "Mit verschiedenen Schilfklonen wird auf diesen Flächen bereits experimentiert", schwärmt der Uckermark-Umweltdezernent Günther Heise. Drittens würden in der ohnehin wasserarmen Uckermark wieder natürliche Wasserreservoirs geschaffen. Und viertens würde eine preiswerte Möglichkeit der Abwasserentsorgung ausprobiert.

Störfeuer vom Land

Doch genau in Sachen Abwasser kam jetzt Störfeuer vom Landesumweltamt aus Potsdam. Die Behörde hat die rigorose Weisung erteilt, dass die Biesenbrower Fäkalien nicht auf das Versuchsgelände ausgefahren werden dürfen. Die untere Wasserbehörde der Kreisverwaltung hatte die Genehmigung zwar schon erteilt. "Das Landesumweltamt hat den Kreis jedoch in ungewohnt scharfem Ton angewiesen, diese Genehmigung wieder zu entziehen, weil sie den wasserrechtlichen Bestimmungen widerspreche", berichtet Umweltdezernent Heise. Formaljuristisch sei das Landesumweltamt damit auch im Recht, das Aufbringen von menschlichen Fäkalien auf die freie Fläche sei nun einmal verboten. "Hier aber steht das Wasserrecht einem hoffnungsvollen wissenschaftlichen Versuch im Wege", sagt Heise. Der Pressesprecher des Umweltministeriums Jens-Uwe Schade bestätigt: Nach dem Buchstaben des Gesetzes musste die Genehmigung versagt werden, weil hier die Gefahr der Verunreinigung des Grundwassers besteht. Doch genau hier, so Stornowski, beiße sich die Katze in ihren eigenen Schwanz. Das Projekt ist ja unter anderen deshalb aufgelegt worden, um zu untersuchen, ob wirklich Gefahr für das Grundwasser besteht, wenn die Abwässer auf die ehemalige Moorfläche gelangen. Und der Versuch selbst birgt keine Gefahr. Es wurden hunderte Messstellen eingerichtet. Beim ersten Anzeichen, dass das Grundwasser Schaden nimmt, wird alles gestoppt, versichert der Ver-bandschef.

Entscheidung gefragt

Auch Schade räumt ein, dass eine wissenschaftspolitische Entscheidung gefragt ist. "Doch die können nicht die Mitarbeiter des Landesumweltamtes treffen, sondern nur der Minister oder einer seiner Staatssekretäre", sagt er. Stornowski hofft auf ein Einlenken. Denn unlängst hat die VW-Stiftung beträchtliche Fördermittel für das Projekt bereitgestellt. Sollte es beim ministeriellen Nein bleiben, dürften diese Gelder ungenutzt am Land vorbeigehen. Die Biesenbrower hätten die endgültige Gewissheit, dass es mit einer preiswerten Abwasserentsorgung nichts wird. "Und niemand würde erfahren, ob es nicht anders auch gegangen wäre", sagt Stornowski.