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Schock in Prenzlau

aleo-Mitarbeiter trauern - Flaggen auf halbmast

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Es ist vorbei. Unwiederbringlich. Seit Freitag gilt die Solarmanufaktur in Prenzlau als offiziell stillgelegt.
Veröffentlicht:28.03.2014, 11:56

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Jahrelang kündeten die hellblauen Fahnen vor der Solarmanufaktur von der beispielhaften Entwicklung des Prenzlauer Unternehmens. Sie flatterten stolz im Wind. Denn die Produkte aus der Kreisstadt gingen in die ganze Welt, bescherten gute Gewinne und sicherten in der uckermärkischen Kreisstadt hunderte Arbeitsplätze.

Die Kommune benannte aus diesem Grund sogar die Straße vor dem Großbetrieb nach dem Firmengründer, dem mittlerweile verstorbenen Industriellen Marius Eriksen aus Oldenburg. Doch jetzt ist die Ära vorbei, aleo Solar Geschichte, die Immobilie verkauft. Der 28. März wird als der Tag der Betriebsstilllegung in die Annalen eingehen, bestätigte Pressesprecher Hermann Iding am Freitag auf Nachfrage. Die Arbeitsverträge der Mitarbeiter laufen aber noch bis zum 10. April weiter.

Transfergesellschaft soll neun Monate vor Arbeitslosigkeit schützen

Dann geht das Gros der Belegschaft in eine neu gegründete Transfergesellschaft über, die die Frauen und Männer neun Monate lang vor der Arbeitslosigkeit bewahren und ihnen neue Jobchancen aufzeigen soll.

Einige wenige Leute scheiden aber schon vorher aus und werden dafür mit Geld abgefunden. Die Summen sollen nicht unerheblich sein, hieß es aus Kreisen der Belegschaft. Vor allem für ältere Arbeitnehmer, bei denen die Rente schon in Sicht ist, wäre das eine Option gewesen, oder aber für die, die sich ohnehin hätten neu orientieren wollen.

Kleiner Hoffnungsschimmer ab Mitte Mai

Der neue Besitzer der Fabrik, eine Investorengruppe aus Asien, möchte voraussichtlich Mitte Mai mit 153 noch zu bestimmenden Angestellten die Produktion in kleinem Maßstab wieder aufnehmen, bestätigte die Pressestelle. Das sei ein kleiner Hoffnungsschimmer. Die Betonung liegt auf „klein“. Zum Vergleich: In Hoch-Zeiten verdienten hier knapp tausend Menschen ihre Brötchen.

Doch die Hochkonjunktur der Branche ist lange vorbei, vor allem wegen der drastisch beschnittenen Förderprogramme bei den erneuerbaren Energien.

Sehr zum Leidwesen der arbeitslos werdenden Beschäftigten. Diese verliehen mit dem Halbmasthissen der Fahnen am Freitag ihrer großen Trauer Ausdruck. Das sei der Unternehmensführung vorher nicht bekannt gewesen, sagte Hermann Iding. Aber man werde dagegen natürlich auch nicht intervenieren, sicherte er zu.

Selbst die härtesten Männer weinen

Denn die Betroffenheit mache selbstverständlich auch vor der Chefetage nicht halt. Karsten P. (Name geändert) gehört zu denen, die seit Tagen geknickt sind, weil sie ihren Job bei aleo verloren haben. Er wird sich in die neue Gesellschaft übernehmen lassen, in der Hoffnung, vielleicht zu den Auserwählten zu zählen, die weiterhin allmorgendlich ins Gewerbegebiet Prenzlau fahren, um Teile für Solaranlagen herzustellen.

Doch er schätzt seine Chancen als nicht sehr groß ein, weil er die 50 überschritten hat. „Die werden sich bestimmt die jungen Männer rauspicken“, ist er überzeugt. Der Prenzlauer trauert vor allem dem guten Betriebsklima in der Produktion nach. „An unserem Band waren wir schon eine eingeschworene Truppe“, verrät er mit Tränen in den Augen. Deshalb hätten selbst die härtesten Männer geheult, als sie in dieser Woche ihre Arbeitsbekleidung und die Schlüssel für die Spinde abgeben mussten. „Doch was soll‘s. aleo ist Geschichte. Es muss weitergehen. Irgendwie...“